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Erster Rundgang "Welsleben bei Nacht" Nachtwächter: "Mach die Brieftaube aus"

Mit Taschenlampe und Mini-Laterne ausgestattet sind rund 50 Welsleber am Sonnabend durch ihren Ort gegangen. Den Weg vorgegeben haben der Nachtwächter Jeff Lammel und die Geschichtsarbeitsgruppe des Ortes.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 20.04.2015, 03:33

Welsleben l Die Aktion ist gelungen. Denn rund 50 Frauen, Männer und Kinder haben am Abend des vergangenen Sonnabend an dem besonderen Rundgang "Welsleben bei Nacht" teilgenommen. Dazu eingeladen haben die Geschichtsarbeitsgruppe Welsleben und der Schönebecker Nachtwächter Jeff Lammel.

"Es war ein Traum von mir, dass die Resonanz so gut sein wird", sagt Hans-Jürgen Korn von der ehrenamtlichen Arbeitsgruppe. Und er geht am Sonnabend in Erfüllung. Auch wenn die Gäste vorher nicht wissen, worauf sie sich einlassen, so wird kaum einer am Ende enttäuscht nach Hause gegangen sein.

Startpunkt des Rundganges ist der Kirchplatz. Hier begrüßt der Nachtwächter sein Gefolge herzlich und holt schon die ersten charmanten Witze aus dem Gepäck. Da steht etwas abseits beispielsweise der für Bördeland zuständige Regionalbereichsbeamte Sylvio Gebser. Sein Polizeiwagen leuchtet. "Was ist das denn für ein Leuchtepferd", fragt daraufhin der Nachtwächter. Und als das Funkgerät des Polizisten, der für die Absicherung der Straße an jenem Abend im Einsatz ist, etwas Unverständliches von sich gibt, sagt der Nachtwächter schlicht: "Mach mal die Brieftaube aus."

Der Ton bei diesem einstündigen Rundgang ist locker, flapsig. Auch die Gäste werden einbezogen oder bringen sich selbst mit Wortlauten ins Gespräch. Bestes Beispiel sind die ehemaligen Schulgebäude gegenüber der Kirche. Hier melden sich ehemalige Bewohner eines Hauses lautstark, und es wird auf den ehemaligen Schulleiter, der am Rundgang teilnimmt, aufmerksam gemacht.

Der Nachtwächter derweil verteilt seine Arbeit auf breite Schultern. So überlässt er seinem Stallknecht (im wahren Leben Hans-Jürgen Korn), "Sir Alfred" (Albrecht Knauf) und die Waschfrau Gisela Ziegler an bestimmten Punkten in Welsleben das Reden. "Sir Alfred" beispielsweise berichtet von den drei Schulgebäuden - davon war eines das Organistenhaus, das nächste das Kantorat und das dritte die sogenannte rote Schule mit dem Volltagslehrer Hansli.

Der Nachtwächter, dessen Durst nach Bier sich wie ein roter Faden durch den Rundgang zieht, lockt sein Gefolge schließlich weiter entlang der Kirchstraße. Hier berichtet der Stallknecht von der einstigen Fleischerei und Schankwirtschaft, wo sich heute eine Physiotherapie befindet. Auch nicht uninteressant: "Welsleben war zu DDR-Zeiten einer von zwei Orten, die über ein eigenes Fernamt verfügten", das berichtet Hans-Jürgen Korn den gespannten Rundgängern.

Dann geht es weiter über die Bierer Straße vorbei an einem der einst zwei Rittergüter und "über" den Welsleber "Kielebarch"... Den Abschluss bildet der Nachtwächterschmaus im ehemaligen "Schwarzen Adler".

Wer neugierig geworden ist: Es gibt einen Zusatz-Termin am Sonnabend, 16. Mai. Anmeldungen sind möglich bei Familie Ziegler, Langestraße 33 in Welsleben, Telefon (039296) 2 05 28, Mail ziegler-gisela@t-online.de.