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Schüttgutumschlagplatz Missstimmung in Schönebeck hält weiter an

Der Umschlagplatz für Erde und Sand am Schwarzen Weg sorgt weiter für Missstimmung bei Mietern der unweit entfernten Berliner Straße. Der Volksstimme liegt der Schriftverkehr zwischen Anwohnern und der Städtischen Wohnungsbau vor, der bereits im August 2014 begann.

Von Ulrich Meinhard 08.05.2015, 03:22

Schönebeck l "Schüttgutumschlagplatz \'Schwarzer Weg\' und die ganze Geschichte." Mit einer so überschriebenen E-Mail an die Volksstimme haben Petra und Lothar Schlünz auf die Berichterstattung über "Krach und Staub in der Berliner Straße" reagiert (Ausgabe 28. April). Lothar Schlünz ist selbst Anwohner und hat sich bereits im vergangenen Jahr über die Belästigungen geärgert, die aufgrund des Umschlages von Erde, Sand und Steinen quasi direkt vor seinem Balkon entstehen. Zur Erläuterung: Die Magdeburger Tiefbaufirma Schottstädt und Partner hat ein Gelände am Schwarzen Weg von der Städtischen Wohnungsbau GmbH (SWB) gemietet und nutzt es als Lagerplatz.

Am 13. August 2014 schrieb Lothar Schlünz, Mieter einer Wohnung der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) an der Berliner Straße, an die Geschäftsführerin der SWB, Sigrid Meyer, unter anderem: "Diese Freifläche ist mehr oder weniger eine permanente Baustelle. Der Lärm schallt genau in das Wohngebiet. Die Balkonnutzung ist fast gar nicht mehr möglich. Der Krach stört permanent. Bleibt die Freifläche ein Umschlagplatz der Baustelle?"

Sigrid Meyer antwortete umgehend: "Die derzeitige Genehmigung an die Tiefbaufirma ist bis zum 30. September erteilt. Sollten bei uns weitere Beschwerden eingehen, werden wir eine vorzeitige Beendigung der Genehmigung in Erwägung ziehen. Weitere Nutzungen dieser Art sind aus heutiger Sicht nicht geplant."

"Wir bitten auch im Namen der Mieter, die von den neuen Wasserleitungen profitieren, um Verständnis."

Dirk Michaelis, SWB

Der elektronische Schriftverkehr beginnt erneut am 26. März dieses Jahres. Das Ehepaar teilt mit, sich über das Auslaufen der Umschlagarbeiten vor der Haustür gefreut zu haben. Doch nun sei alles wieder in vollem Gange. "Ihre Wohnungen der SWB liegen nicht in dem Einzugsbereich, es sind nur die Wohnungen der WBG betroffen. Soll dieser Platz nun wieder ganzjährig genutzt werden?", fragen die Anwohner. Dieses Mal antwortet Dirk Michaelis, der Leiter Mieterservice der SWB. "Durch die Firma Schottstädt werden im Wohngebiet Friedrichstraße Süd Tiefbauarbeiten zur Neuverlegung von Wasserleitungen ausgeführt. Da im Wohngebiet keine geeignete Fläche zur Lagerung von Baumaterial zur Verfügung steht, haben wir der Firma erlaubt, unser Grundstück am Schwarzen Weg bis zum Sommer zu nutzen. Wir bitten auch im Namen der Mieter, die von den neuen Wasserleitungen profitieren, um Verständnis."

Lothar Schlünz und Dirk Michaelis kennen sich, deshalb antwortet der Mieter skeptisch und verwundert mit dieser Frage: "Hallo Dirk, so groß ist das Wohngebiet nicht. Oder bauen wir ein Schwimmbad?" Zeitgleich erfolgt eine Kontaktaufnahme mit der WBG mit Bitte um Unterstützung. Zwei Videomitschnitte werden weitergegeben, die auch akustisch die Lärmbelästigung dokumentieren sollen.

Die jüngste E-Mail von Petra und Lothar Schlünz stammt vom 26. April. Darin wird gegenüber SWB und WBG auch auf die Gefährdung von Kindern hingewiesen, die auf dem Lagerplatz spielen und zwar auf "ungesicherten Schüttgütern, auf bekletterbaren Betonteilen". Zudem sei die Straßenbeleuchtung ungenügend, die Baustelle nicht als Gefährdungsstelle gekennzeichnet. Lastwagen würden auf dem Schwarzen Weg rangieren, "der nicht mal einen Fußweg für den gesicherten Schulweg enthält".

"Die Kreuzung ist eine riesen Gefahrenquelle."

Petra und Lothar Schlünz

Einen Tag später, am 27. April, ließ die Firma eine Umzäunung des Geländes umsetzen. "Wenigstens hier erfolgte eine Reaktion", anerkennen Petra und Lothar Schlünz. Trotzdem: "Die Kreuzung Schwarzer Weg, Warschauer Straße, Garageneinfahrt ist bei Schulschluss durch die haltenden Busse, wartenden Kinder, Kinder mit Fahrrad und Baufahrzeugen eine riesen Gefahrenquelle", warnen die beiden Schönebecker. Kritisch über die Lärm- und Staubelästigung äußern sich gegenüber der Volksstimme auch Angela Sonnenschein und Rolf Richter, sie sind ebenfalls Anwohner.

Wie die Volksstimme berichtete, soll die Nutzung des Umschlagplatzes nach Aussage des Bauleiters Ende Juli auslaufen. Dennoch die Fragen an SWB-Chefin Sigrid Meyer:

Wie viele Beschwerden gab es 2014 und 2015?

Warum ist die Nutzung des Geländes verlängert worden?

Gibt es diesbezüglich Absprachen mit der WBG?

Kann die SWB ausschließen, dass über diese Vermietung hinaus eine weitere erfolgt?

Sigrid Meyer dazu: "2014 gab es eine Beschwerde, in diesem Jahr liegen uns zwei Beschwerden vor."

Eine Absprache mit der WBG sei nicht nötig, da das Grundstück Eigentum der SWB ist und zwischen Umschlagplatz und Wohnbebauung Berliner Straße nach Einschätzung der SWB-Chefin eine "angemessene Entfernung" besteht.

Über die Möglichkeit, der Firma eine andere Fläche anzubieten, habe sie nachgedacht, aber nichts Passendes gefunden. Und zur Frage über eine erneute Vermietung sagt sie: "Es ist ja nicht so, dass wir Annoncen aufgeben. Die Firmen treten an uns heran. Für alle Ewigkeit kann ich das nicht ausschließen, im Moment liegen aber keine Anfragen vor." Zudem ist Sigrid Meyer überzeugt, dass die betreffende Firma große Anstrengungen unternimmt, die Belästigung durch Lärm und Staub so gering wie möglich zu halten. Nach Volksstimme-Informationen wollen sich Mieter aus der Berliner Straße mit der Problematik an Oberbürgermeister Bert Knoblauch wenden.