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Bauhof der Stadt Barby kommt aus Personalgründen seinen Aufgaben kaum noch nach Rosenbüsche raus, weil sie Arbeit machen

Von Thomas Linßner 18.05.2015, 03:29

Weil die Stadt Barby mit der Pflege im "grünen Bereich" überfordert ist, wurden im Einheitsgemeinde-Ortsteil Rosenbüsche entfernt. Auf den frei gewordenen Beeten wurde Rasen ausgesät.

Barby l Es war immer ein schönes Bild, wenn im Sommer am Colphus die roten Buschrosen über mehrere Wochen blühten. Doch damit ist es nun vorbei: Die Stadt Barby ließ auf der Grünanlage dutzende Rosenbüsche entfernen. Sie waren weder krank noch unansehnlich, sondern nur pflegeintensiv. Auf den Beeten wurde jetzt Rasen ausgesät.

Ein bezeichnender Fall. Wie aus dem Rathaus zu hören war, wurden Pflegearbeiten im "grünen Bereich" früher oft von Ein-Euro-Jobbern erledigt. Doch deren Zahl sei "erheblich geschmolzen". Damit komme man auch der Pflege der Rosenbüsche am Colphus nicht nach.

Bürger, die die Rodung sahen, reagierten verärgert. Ein Stadt-Mitarbeiter versuchte, sich mit einer Gegenoffensive zu rechtfertigen: "Wenn sich mehr Leute auf einen Pflegevertrag einließen, bräuchten wir so was nicht zu machen."

Die Stadt schiebt ein Millionen-Defizit vor sich her - mehr Mitarbeiter dürfen nicht im Bauhof eingestellt werden. Und stehen weniger Ein-Euro-Leute zur Verfügung, geschehe soetwas nun mal. Mit dem Pflegevertrag ist ein Aufruf des Ordnungsamtes Barby gemeint, der schon vor Monaten die Runde machte, aber nicht auf die erwünschte Resonanz stieß. "Die Verwaltung, Pflege und Unterhaltung der gemeindlichen Grünflächen ist eine wichtige Aufgabe der Stadt Barby. Blumen und Sträucher blühen allerdings nicht von allein", hieß es darin.

"Viele Einwohner bemühen sich seit vielen Jahren ehrenamtlich, in dem sie öffentliche Grünanlagen pflegen, gestalten und somit zu einem guten Gesamteindruck in den Ortschaften der Stadt Barby beitragen", sagte Katrin Scholz vom Ordnungsamt.

Deshalb bat sie um folgendes: Die Stadt würde gern mit Hilfe der Bürger die Pflege und Unterhaltung der gemeindlichen Grünflächen gezielter durchführen. Gerade im Sommer, wenn der Pflegeaufwand für die Grünanlagen am höchsten ist und oftmals auch noch das Gießen hinzukommt, seien die Mitarbeiter des Bauhofes mit anderen Tätigkeiten beschäftigt. Die Stadt sei daher sehr dankbar, dass es bereits viele Einwohner gibt, die öffentliche Anlagen betreuen und die Pflege angrenzender Bereiche übernommen haben. Diese Tätigkeit werde oftmals im Stillen und wie selbstverständlich erledigt.

"Deshalb meine Frage", so Scholz, "könnten sich die Bürger vorstellen, an einem in der Nähe ihres Grundstücks befindlichen öffentlichen Bereich das Gras zu mähen oder das zu pflegende Blumenbeet? Oder haben sie bereits aus Selbstverständlichkeit eine Pflege übernommen? Wer helfen möchte, könne mit der Stadt eine Pflegevereinbarung abschließen. Die Bürger würden keinerlei Verpflichtung eingehen, jedoch durch Abschluss einer Pflegevereinbarung in Haftungsfragen und bei einem Unfall, der im Zusammenhang mit der Pflegevereinbarung steht, abgesichert sein.

Für den Colphus kommt diese Aktion allerdings zu spät.

Kontakt über Katrin Scholz: (03 92 98) 6 82 21.