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Tag der Architektur Einstige Industriebrache als Kleinod

Von Julia Schneider 28.06.2015, 21:13

Schönebeck l Ein Bürgerpark besteht oft aus hübschen Grünflächen, gestutzten Hecken und dekorativen Bäumen. Ganz anders sieht es jedoch im Schönebecker Bürgerpark Salineinsel aus. Darüber, wie dieser am besten zu gestalten sei, brütete vor einigen Jahren die freie Landschaftsarchitektin Elisabeth Köllmann.

Anlässlich des deutschlandweiten Tages der Architektur plauderte sie am Sonnabend aus dem Nähkästchen. Eine kleine Gruppe interessierter Schönebecker war zu einer Führung auf das rund zwölf Hektar große Areal zwischen Salinekanal und Elbe gekommen, auf dem fast 262 Jahre lang Salz gesiedet und die älteste deutsche Sodafabrik betrieben wurde. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2010 in Sachsen-Anhalt war die Industriebrache, die noch bis in die 1960er Jahre bewirtschaftet wurde, in ein stadtnahes Erholungsgebiet umgewandelt worden, das 2013 an die Bürger übergeben wurde.

Viele Ideen für Zukunft

Die industrielle Vergangenheit der Salineinsel behielten Elisabeth Köllmann und ihr Team bei der Gestaltung des Bürgerparks stets im Blick. So wurden viele der vorgefundenen Altmaterialien wieder aufbereitet und weiter verwendet. Rund ein Drittel der 1800 Kubikmeter des Untergrundes setzt sich aus altem Baugrund zusammen, was unüblich ist. "Hier haben wir das alte Gleisbett so gelassen, wie es war, und auch den Gleisschotter verwendet", begann Elisabeth Köllmann die Führung. Sie wies auf die Auswahl von Pflanzen hin, für die sie sich damals mit Beratung eines Biologen entschieden hatte. Ausgewählt wurden besonders für den Außenbereich des Bürgerparks Bäume und Pflanzen, die ohnehin im Umfeld der Salineinsel, also auf natürliche Art und Weise gedeihen. Nur für den Innenbereich wurde eine parkähnlichere Vegetation gewählt, wie beispielsweise der japanische Schnurbaum, der jedoch mit Blick auf den Klimawandel als Pflanze gewählt wurde, die sich an längere Winter und heißere, trockenere Sommer anpasst.

"Nachhaltigkeit", so erläuterte Elisabeth Köllmann, "hat von Anfang an eine große Rolle gespielt". Deshalb seien in der sogenannten Spielfuge vor allem Materialen und Steine verbaut, die bereits auf der Insel lagen. "Ich erinnere mich noch, wie wir hier als Lehrlinge mit der Berufsschulgruppe in den Schacht eingefahren sind, um ihn zu besichtigen. Das muss 1952 gewesen sein", gab Besucherin Margareta Kugust ihre Erinnerungen weiter. Sie hatte den Schachteingang auf einer Informations-Stele wiedererkannt, von denen die Landschaftsarchitektin mehrere für die Saline-Insel anfertigen ließ, um an die Industrie- und Salzgeschichte Schönebecks zu erinnern.

Anekdoten aus Planung und Bau

Ob an der kleinen Bühne im Park, am sogenannten Elbbalkon - einer Plattform mit Blick auf den Fluss - oder am Volleyballplatz mit Sitzmöglichkeiten: An allen Stationen hatte Elisabeth Köllmann interessante Anekdoten der Planung und des Baus zu erzählen. Ihre Ideen für die Salineinsel, so wurde dabei schnell klar, sind noch lange nicht erschöpft. Sie könne sich die Entschlammung des Kanals für eine touristische Nutzung mit kleinen Schiffen, den Bau einer Toilette, die Nutzung durch Minigolf oder durch einen Imbissbetrieb genauso vorstellen, wie die Ansiedlung von Handwerk und vor allem die Sanierung und Neunutzung des alten Salzmagazins. Auch den Fortbau des Radweges würde Elisabeth Köllmann begrüßen. "Als ich ein Kind war, führte der mal bis nach Glinde", erinnerte der Schönebecker Georg Brandes.