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Neue Glocke Gießerei fertigt Kirchenglocke für St. Jakobi

Im September sollen die in Lauchhammer gegossene Glocke auf den Kirchturm von Sankt Jakobi gezogen werden.

30.06.2015, 08:52

Schönbeck/Lauchhammer l Stickig war es in Lauchhammer. Der feine Staub setzte sich in Nasenlöcher und auf die Brillengläser. Wie ein feiner Nebel an einem Frühlingsmorgen setzte er sich in dem Raum ab, wo kurz zuvor die neue Glocke für Sankt Jakobi gegossen worden war.

Rund 50 Schönebecker sind den langen Weg von der Elbe nach Lauchhammer ins südliche Brandenburg gefahren, um dieses Erlebnis nicht zu verpassen. In den Weiten des Nachbarbundeslandes wackelte der Bus über ausgefahrene Straßen hin zu der seit 1784 bestehenden Kunstgießerei.

Ein Andacht eröffnete das Gießen

Nach einer Andacht von Pfarrer Johannes Beyer in der ehemaligen Werkskirche zogen die Gäste in die Gießerei. Vorbei an altem Lehm, der zum Formen der Glocke gebraucht wurde, strömten sie in den Gießraum. Begleitet von zahlreichen Augen von Landeskirchenmitarbeitern, die just an jenem Tage ein Treffen hatten und auch etwas erleben wollten, begann das Spektakel.

Die Türen wurden verschlossen. Die Hitze stieg immer weiter an, die Luft wurde immer drückender. Auf Befehl des Chefgießers neigte sich langsam der Kessel herab.

Das glühend heiße Metall bahnte sich seinen Weg den Kanal entlang zur Glockenform. Der sandige Erdboden verschluckte die knapp zwei Tonnen in wenigen Minuten.

Ausbuddeln dauert eine Woche

Im Boden eingebuddelt befindet sich die Form der Schönebecker Glocke. Mit zahlreichen Verzierungen geschmückt, wird sie nun noch einige Tage dort bleiben, ehe sie wieder ausgebuddelt wird. "Dazu brauchen wir knapp eine Woche", erklärte Gießer Andreas Noack. So lange haben die Kollegen auch zum Einbuddeln der Form benötigt.

Das Eingraben in den Boden war dabei noch die kleinere Herausforderung. Auch die neue Glocke für St. Jakobi musste penibel geformt und Stück für Stück bearbeitet werden. Erst nach rund sechs bis acht Wochen der Vorbereitungen kann sie überhaupt in den Sand gelangen. "Das Gießen der Glocke ist aber ganz klar der Höhepunkt", schwärmte auch Andreas Noack, der seit über 40 Jahren in Lauchhammer in der Kunstgießerei schafft.

Glocke soll mehrere Hundert Jahre halten

Als der Staub wieder abgezogen war, strömte frische Luft in die Werkstatt. Die Schweißperlen auf den Stirnen der Menschen trockneten. Die Glocke muss nun noch aushärten und nachbearbeitet werden.

Wenn sie aus der Erde kommt, ist sie noch ganz schwarz. "Wir schleifen sie noch ab, und sie wird richtig glänzen", ergänzte Andreas Noack. Auch wenn der Glanz in einigen Jahren durch Wettereinflüsse verflogen sein wird, so ist die Glocke an sich für die nächsten paar 100 Jahre in Nutzung. So hoffen es zumindest die Schönebecker.

Glockenguss in Lauchhammer
Glockenguss in Lauchhammer
Fabian Biastoch
Glockenguss in Lauchhammer
Glockenguss in Lauchhammer
Fabian Biastoch
Glockenguss in Lauchhammer
Glockenguss in Lauchhammer
Fabian Biastoch