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Barbyer Kameraden erhalten Schiff

Von Thomas Linßner 10.07.2015, 19:04

Die Wasserwehren der Einheitsgemeinde Barby zählen 110 Mitglieder. Neu in ihrem Bestand ist nun ein Kahn.

Barby l Barby war im Altkreis Schönebeck Vorreiter in Sachen Gründung einer Wasserwehr. Detlev Lorbeer erinnert daran, wie die Gründung damals vor sich ging. "Anlass war das Jahrhunderthochwasser 2002 und die Fehler, die beim Verlegen von Sandsäcken gemacht wurden." Weil einfach nicht genug Fachleute zur Verfügung standen, die in jenen dramatischen Augusttagen Anleitung gaben, zog man wenige Wochen danach die Konsequenz daraus im Barbyer Rathaus, der im November 2002 die erste Gründung folgte. Im März 2003 gehörten der Barbyer Wasserwehr bereits 18 Mitglieder an.

Der fachlichen Untersetzung wegen wurde die Teilnahme an Herbst- und Frühjahrsdeichschauen obligatorisch, Fachtagungen und regelmäßige Übungen folgten.

Im Herbst 2003 wurde die erste gemeinsame Übung der Wasserwehren Pömmelte, Glinde, Tornitz und Barby vorgenommen; ein Jahr später erhielten die Mitglieder Schutzkleidung.

Technikstützpunkt der Barbyer und Tornitzer Kameraden ist das ehemalige Feuerwehrgerätehaus in Werkleitz. Dort steht auch ein ausgemusterter Beikahn aus Breitenhagen, der dank Sponsorenhilfe umgebaut und modernisiert wurde. Er hat einen 50-PS-Außenbordmotor und ist infolge seiner Bauform gut für Flachwasserbereiche geeignet. "Den Umbau und einen Trailer, um den Kahn in den Fluss zu transportieren, konnten wir uns nur durch Sponsorenhilfe leisten", gesteht Detlev Lorbeer. Der erfahrene Heinrich Bernau ist Bootsführer, zwei weitere Kameraden werden derzeit dazu ausgebildet. Mit diesem Kahn fand am Mittwoch die "Dankeschön-Fahrt" statt. Platz genommen hatten Klaus Rinne und Detlef Bachmann vom Weizenstärkehersteller Cargill und Spediteur Michael Falcke.

Fachliche Hinweise

Jedes Jahr machen die Wasserwehren der Einheitsgemeinde eine praktische Übung. Darin wird unter anderem das "Aufkaden" eines Deiches trainiert, womit schlicht und ergreifend dessen Erhöhung gemeint ist. Zwar sind unsere Elbe- und Saaledämme im 19. Jahrhundert so gebaut worden, dass sie höher als das maximal zu erwartende Hochwasser des Maßstabjahres 1845 sind - ein Eisstau könnte aber im Extremfall zum Überspülen und Abtragen der Deiche führen. Deswegen das "Aufkaden", was auch 2013 besonders am Rosenburger Damm nötig war.

Die Wasserwehr legt in erster Linie nicht selbst Hand an, sondern gibt den freiwilligen Helfern wie beim Hochwasser 2013 fachliche Hinweise. So war es auch am 8. und 9. Juni 2013, als bei Monplaisir große Aufregung herrschte. Am "45er Bruch" war der Damm in Bewegung geraten.

Für Detlev Lorbeer war dieser Einsatz der bisher dramatischste. Hilfe leistete am Ende ein Landwirt, der über den aufgeweichten Acker die Sandsäcke mit schwerer Technik ankarrte.

Wie Lorbeer unterstreicht, zähle das Betreiben von Wasserwehren zur Pflichtaufgabe von (gefährdeten) Kommunen. Gesetzlich noch nicht geregelt seien allerdings die Ausstattungsmodalitäten. "Da ist auf Landesebene aber ein Entwurf in Arbeit", so Lorbeer. Bürgermeister Jens Strube wünscht sich ebenfalls Klarheit: "In unserer Haushaltssituation können wir uns aufwändige technische Ausstattungen nicht leisten." Damit meint er einen Vergleich zur Feuerwehr.