Unterkunft für Flüchtlinge Azubis machen Platz

Die ehemalige Schifferschule in Frohse wird nur noch von Asylbewerbern genutzt. Die letzten Auszubildenden ziehen Anfang August aus.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 29.07.2015, 18:12

Schönebeck l Die ehemalige Schifferschule in Frohse wird ab dem kommenden Schuljahr gar nicht mehr von Schülern der berufsbildenden Schule des Salzlandkreises bewohnt. Dazu hat sich die Kreisverwaltung in den vergangenen Monaten entschlossen. Hintergrund ist, dass in dem Gebäude, in dem seit 2013 schon Asylbewerber genauso wie die Auszubildenden untergebracht werden, künftig komplett als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge dienen soll. Denn der Landkreis sucht händeringend nach weiteren Möglichkeiten, um Asylbewerber unterzubringen. Die Devise im Landkreis lautet dabei: Keine Unterbringung in Turnhallen, Schulen oder Zelten. Das betont die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Reingard Stephan im Volksstimme-Gespräch.

Sie kann sich aber auch nicht davor verschließen, dass die Zahl der dem Salzlandkreis zugewiesenen Flüchtlinge weiter steigt. Im Juli sollten von der Zentralen Anlaufstelle in Halberstadt 132 Flüchtlinge dem Salzlandkreis zugewiesen werden. "Für den August werden uns nach jetzigem Stand 191 gemeldet", sagt Reingard Stephan.

Je mehr Frauen, Männer und Kinder ein Dach über dem Kopf im Salzlandkreis bekommen sollen, desto größer wird das Platzproblem für die Verwaltung. Insgesamt verfügt der Landkreis über fünf Gemeinschaftsunterkünfte in Bernburg (Drei Gebäude bieten Platz für insgesamt 254 Flüchtlinge), Aschersleben (135 Plätze) und Schönebeck (104 Plätze). Kurzzeitige Entlastung bringt eine sogenannte mobile Wohneinrichtung - also ein Wohncontainer, den der Landkreis für 1,2 Millionen Euro angeschafft hat. Dieser steht in Bernburg "und wird ab August bezogen", informiert die Leiterin des Fachbereiches Sicherheit und Ordnung.

Diese Einrichtung bietet Platz für 75 Menschen. Ein weiterer Lichtblick aus Sicht der Verwaltung ist die ehemalige Schifferschule in Frohse. "Anfang August ziehen die Auszubildenden aus", berichtet Reingard Stephan. Das Zusammenleben von Asylbewerbern und Lehrlingen in einem Haus, betont sie, habe keine Konflikte hervorgerufen. Doch das Platzproblem sei nun so groß, dass die Auszubildenden ab dem kommenden Schuljahr in Wohnungen leben werden. "Dafür schaffen wir weiteren Platz für zirka 50 Flüchtlinge", sagt sie. Sie kann nur schätzen, "weil wir erst noch sehen müssen, wie wir die Räume umbauen", erklärt sie.

Doch auch das wird langfristig gesehen nicht ausreichen. "Bisher haben wir es immer geschafft", sagt Reingard Stephan, dass sie ihre Zuversicht noch nicht verloren hat. In diesem Zusammenhang hebt sie positiv die Zusammenarbeit mit den Gemeinden im Landkreis hervor. Schließlich werden Flüchtlinge im Salzlandkreis nicht nur in den fünf Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Zusätzlich mietet der Landkreis zum jetzigen Standpunkt 217 Wohnungen an, in denen 813 Flüchtlinge untergebracht sind. Diese Zahl soll steigen. "Wir befinden uns ständig im Kontakt mit den Verwaltungen", sagt die Fachbereichsleiterin. Bisher sind die Wohnungen in neun Gemeinden angemietet. "Wir werden sicherlich in alle Gemeinden kommen", sagt sie, dass der Landkreis hierbei die Suche nach weiteren geeigneten Wohnungen noch nicht abgeschlossen hat.

Die meisten Wohnungen, nämlich 73 für 271 Flüchtlinge, werden derzeit in Staßfurt angemietet. "Wir versuchen die Asylbewerber anteilig gut auf den Landkreis zu verteilen", erklärt Reingard Stephan. Da der Salzlandkreis in der Bodestadt keine Gemeinschaftsunterkunft vorhält, seien deshalb also verhältnismäßig viele Wohnungen angemietet. Zum Vergleich: In Schönebeck, wo die Gemeinschaftsunterkunft in Frohse derzeit Platz für 104 Flüchtlinge bietet, sind 167 Asylbewerber in 45 Wohneinheiten untergebracht.