1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Höchste Geburtenzahl seit mehr als 15 Jahren

Klinikum Schönebeck: Bundesweiter Trend zeigt sich auch in der Region Höchste Geburtenzahl seit mehr als 15 Jahren

Von Tilman Treue 09.02.2011, 04:32

Ein erfolgreiches Jahr liegt hinter der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Schönebecker Klinikums. Das Team um Chefarzt Dr. Harald Friedrich verzeichnete unter anderem 532 Entbindungen, was eine Steigerung um rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet und die Anerkennung als Klinik mit geburtshilflicher Schwerpunktversorgung für die nächsten Jahre sichert.

Schönebeck. Mit Spannung werden am Ende eines jeden Jahres die Geburtenzahlen in den Krankenhäusern erwartet. Mit insgesamt 532 Entbindungen im Jahr 2010 steht das Klinikum Schönebeck ausgezeichnet da und konnte die Zahl im Vergleich zu 2009 (485) um fast 50 Geburten steigern.

"Dafür gebührt ein großer Dank meinem Team, denn zu diesem Erfolg gehört viel Engagement", machte Chefarzt Dr. Harald Friedrich im Volksstimme-Gespräch deutlich. Knapp ein Drittel der Kinder kam als Beleghebammen-Geburten zur Welt. Über die zum Teil jahrelange gute Zusammenarbeit mit den freien Hebammen ist das Team der Klinik besonders stolz, spricht dies doch für ein vertrauensvolles Arbeiten in den Kreißsälen.

Wie die nebenstehende Grafik verdeutlicht, ist die Zahl der geborenen Kinder nach einem Zwischentief im Jahr 2009 wieder gestiegen. Ein Trend, der sich im vergangenen Jahr deutschlandweit beobachten ließ. Dass es in Schönebeck die höchste Geburtenzahl seit mehr als 15 Jahren wurde, hätte jedoch im Vorfeld keiner erwartet und so ist die Messlatte für 2011 bereits jetzt entsprechend hoch.

Geschlechterverteilung hat sich verschoben

Gänzlich gegen die Statistik war die Geschlechterverteilung im Klinikum der Elbestadt. 279 Jungen standen 2010 nur 252 Mädchen gegenüber – ein Novum, denn üblicherweise ist das Verhältnis mit 51,6 Prozent (Jungen) zu 48,4 Prozent (Mädchen) relativ ausgeglichen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage nach dem Geburtsmodus. "75 Prozent der Neugeborenen kamen auf natürlichem Wege zur Welt", informierte der Chefarzt. Das bedeutet im Gegenzug einen weiterhin recht hohen Anteil an Kaiserschnitten, der natürlich entsprechende Gründe, vor allem medizinische Indikationen, hat. "Die Zahl der Risikogeburten hat deutlich zugenommen", erklärte Dr. Friedrich mit Blick auf zum Beispiel Diabetes mellitus bei Müttern, ungünstige Lagen der Föten im Bauch oder Mehrlingsgeburten.

Die Zahl an Frühgeburten lag mit 32 Fällen (zirka sechs Prozent) im Jahr 2010 auf normalem Niveau. Insbesondere bei den kleinen Frühgeborenen ist dem Chefarzt zufolge durch die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde immer eine optimale Versorgung von Neugeborenen und Mutter gleichermaßen gesichert. "Die Ärzte der Kinderklinik bringen sich vielfältig ein", betonte er. So werden nach Möglichkeit regelmäßig Sonographien von Schädel, Hüfte und Herz bei den Neugeborenen durchgeführt.

Der Blick in die Statistik des Kreißsaals offenbart indes noch weitere Besonderheiten. So waren die geburtenstärksten Monate diesmal September und Dezember mit jeweils 52 Kindern, während im Oktober nur "31 Wonneproppen" das Licht der Welt erblickten. Bei der Aufstellung nach Wochentagen dominierte 2010 der Mittwoch (95 Geburten), während sich nur 45 Elternpaare über ein Sonntagskind freuen durften. Wie im Vorjahr kamen auch 2010 die meisten Kinder zwischen 8 und 10 Uhr vormittags zur Welt, zwischen 22 und 6 Uhr wurden immerhin 123 "Nachtschwärmer" geboren.

Im Bereich der Frauenheilkunde nahm das Team der Klinik im vergangenen Jahr 1202 operative Eingriffe vor, davon mehr als ein Drittel ambulant. "Man sieht deutlich, dass der Wunsch der Patienten nach ambulanten Eingriffen zunimmt", stellte Dr. Friedrich dar und ist stolz, mit dem ambulanten OP-Zentrum am Standort Köthener Straße sehr gute Bedingungen dafür vorweisen zu können.

Den Großteil aller Operationen in der Klinik für Gynäkologie machten erneut Gebärmutter-Entfernungen aus. Seit Oktober 2010 kann der Mehrzahl der Patientinnen in Schönebeck dafür eine neue Methode angeboten werden. Bei der sogenannten laparoskopisch suprazervikalen Hysterektomie (kurz: LASH) wird die Gebärmutter mittels "Knopflochchirurgie" entfernt. Statt eines großen Bauchschnitts sind in diesem Verfahren nur drei kleine Schnitte zum Einführen der feinen Instrumente nötig, was letztlich eine enorme Erleichterung für die Patientinnen bedeutet.

Steigerung des Lebenskomforts

Bei der operativen Behandlung von Senkungszuständen bei Frauen gibt es seit einigen Wochen ebenfalls eine Neuerung. So wurden die bisher verwendeten Netze, die die Blase trotz erschlaffter Bänder in ihrer natürlichen Position halten, weiterentwickelt. Diese Netze werden minimal-invasiv an natürliche Strukturen am Kleinen Becken angebracht. "Die ersten Ergebnisse stimmen uns sehr positiv", unterstrich der Chefarzt, der sich gemeinsam mit Oberarzt Christoph Henning in Berlin zu dem Thema weiterbildete. Hintergrund für die Veränderung ist die Möglichkeit einer dauerhaften und beschwerdefreien Lösung, mit der für die Patientinnen eine deutliche Steigerung des Lebenskomforts erreicht wird.

Sehr wichtig ist der Klinik nicht nur auf diesem Gebiet die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Gynäkologen, die in Zukunft intensiviert werden soll. "Einerseits brauchen wir die Rückmeldung der Kollegen, denn sie haben die Erfahrung mit ihren Patientinnen, andererseits ist es für sie wichtig, dass wir über unsere neuen Verfahren auch informieren", führte Dr. Friedrich aus. Die Bedingungen in der Schönebecker Frauenklinik sind ihm zufolge optimal, medizinische Versorgung und Klima stimmen, was sich an den stabilen Fallzahlen gut beweisen lässt.

Immerhin zweimal, nämlich 2000 und 2005, ist die Klinik in den vergangenen zehn Jahren umgezogen, hat sich weiterentwickelt und ihr Profil geschärft. Das hat sich auch an der Uni Magdeburg, mit der das Klinikum Schönebeck als akademisches Lehrkrankenhaus verbunden ist, herumgesprochen. So ist der Zuspruch an Studierenden, die ihr Praxisjahr in Schönebeck verbringen wollen, ungebrochen. "Alle Plätze in den Fachabteilungen sind für die nächsten Trimester belegt", blickte der Chefarzt zufrieden voraus.