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Kriminalität im Salzlandkreis zeichnet konstant sinkende Zahlen Staßfurt ist friedlichste, Bernburg gefährlichste Stadt

Von Franziska Richter 16.02.2011, 05:29

Der Salzandkreis wird ein immer friedlicheres Pflaster. Ein Blick auf die Kriminalitätsstatistik 2010 zeigt aktuell sinkende Zahlen. Diese haben Jörg Methner, Holger Herrmann und Eckehardt Peters von der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord am Montag präsentiert. Zusätzlich erläuterten sie, welche Probleme es derzeit bezüglich der Drogenszene gibt, welche Straftaten Kinder begehen, wie Totschlag zustande kommt und warum das Stehlen von Benzin heutzutage so einfach ist.

Bernburg. "Da bin ich wirklich stolz, Chef dieser Truppe zu sein", freut sich Holger Herrmann über die Erfolge der Kriminalpolizei im vergangenen Jahr. "Seine Truppe" klärt Kriminalstraftaten von A bis Z im Salzlandkreis auf. Das Revier des Salzlandkreises hat auch "die beste Aufklärungsquote der ganzen Polizeidirektion" (PD), ist also erfogreicher als die Gesetzteshüter aus Magdeburg, dem Harz oder Halle, die zusammen mit dem Salzlandkreis zur "PD Nord" zusammengefasst sind.

Aber es werden nicht nur mehr Verbrechen im Salzlandkreis aufgeklärt. Es wird auch insgesamt weniger Unrecht getan: Etwa 450 Straftaten weniger gab es im Vergleich zu 2009. Insgesamt sind dies 14 236 Kriminalstraftaten im vergangenen Jahr. Woher kommt die positive Tendenz? "Vielleicht zahlt sich die Arbeit der Kriminalitätsprävention aus und die Menschen sind allgemein aufmerksamer geworden", erklärt sich Herrmann die guten Zahlen.

Kinder machen fünf Prozent der Quote aus

Staßfurt kann dabei als die "friedlichste Stadt" beschrieben werden, mit 2464 Straftaten 2010. Aschersleben liegt leicht darüber, Schönebeck verzeichnet gleich doppelt so viele Verbrechen und Bernburg ist negativer Spitzenreiter.

Wer sind die Übeltäter eigentlich? Entgegen mancher Klischees stellen Ausländer nur drei Prozent der Kriminellen dar, wobei "typisch ausländische" Straftaten wie Verstöße gegen das Asylgesetz eingerechnet sind. Von den deutschen Kriminellen sind 20 Prozent Nachwuchs, Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren.

Kinder machen sogar fünf Prozent der Quote aus, aber hier sei es oft nur die Anzeige von Mutti A gegen Mutti B, deren Kind den Nachbarsjungen geohrfeigt habe oder wo das eine Kind vom anderen als "... loch" bezeichnet werde, er- klärt Kriminaloberrat Herrmann. Ernster zu nehmen sind Ladendiebstähle. Diese sind noch "einfache" Diebstähle, da nicht wie beim "besonders schweren Diebstahl" etwas aufgebrochen oder zerstört werden muss, um an das Objekt der Begierde zu gelangen. Auch Graffiti ist eine Straftat – Sachbeschädigung der entsprechenden Wand, Mauer etc. – doch bis 14 Jahre ohne Strafverfolgung.

Welche Straftaten kommen am meisten vor? Wie in der ersten Grafik dargestellt, führt der "besonders schwere Diebstahl" die Liste an, zum Beispiel das Aufbohren von Tanks, um an den Sprit heranzukommen. "Also so etwas war mir völlig neu", staunt Kriminaloberrat Herrmann. Und Eckehardt Peters, Leiter des Reviers Salzlandkreis erklärt: "Da heutzutage die Autos möglichst leicht sein müssen, werden Plastik- tanks eingebaut, die leicht an- gebohrt werden können, ohne großen Lärm. Mit einer Wanne fangen die Diebe das Benzin dann unter dem Auto auf".

Genauso könne man an wirtschaftlichen Entwicklungen ablesen, was gestohlen wird: "Wenn die Preise für eine Ware ansteigen, wird diese auch vermehrt gestohlen, wie man beim Benzin oder den Kupferdiebstählen im Kreis sehen kann", erklärt Peters.

Ecstasy und Co. weiter Problemdrogen

Sorgen bereiten den Polizisten auch Betrug, Unterschlagung und Urkundenfälschung, die rapide im Internet zunehmen: zum Beispiel wenn gelieferte Ware nicht bezahlt wird oder gar Adressen und Konto anderer missbraucht werden. Das ist eine bundesweite Tendenz.

Weiteres Sorgenkind sind nach wie vor Drogen. Besonders bei Amphetaminen, Ecstasy, Speed nahmen die Fälle im Vergleich zum vergangenen Jahr um ein Drittel zu.

Das Drogenproblem begünstigt nicht nur den illegalen Handel, sondern bewegt Abhängige zur Beschaffungskriminalität. "Hier müssen wir auf jeden Fall eingreifen, zum Beispiel bei Verkehrskontrollen vermehrt auf Drogen testen", sagt Hermann.

Die "Straftaten gegen das Leben" sind übrigens keine skrupellos geplanten Morde, sondern geschehen unvorhergesehen unter Alkoholeinfluss. "Man trinkt zu viel und gerät in Handgreiflichkeiten, die tödlich enden", so Herrmann.

Trotzdem geht die Verbrechensrate im Salzlandkreis insgesamt zurück. Friedliche Aussichten also auch für das Jahr 2011.