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Standesbeamtin Barbara Köhler im Gespräch mit der Volksstimme: In diesem Jahr wird der 11.11. 2011 zum magischen Datum für Liebende

Von Julia Ehlers 03.02.2011, 04:28

Wo finden in Schönebeck die meisten Traungen statt? Und was haben heimliche Hochzeiten, magische Daten und Eheschließungen aus finanziellen Gründen damit zu tun? Standesbeamtin Barbara Köhler kennt nicht nur die Statistiken, sondern hat auch Geschichten zu erzählen.

Schönebeck. "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich Herz zum Herzen findet" lautet eine Zeile aus einem Gedicht von Friedrich Schiller. In Schönebeck fanden in den vergangenen zehn Jahren einige Herzen zusammen: 123 Paare ließen sich durchschnittlich im Jahr trauen. "Wobei darauf zu achten ist, dass sich die Anzahl der Eheschließungen seit 2006 zwischen 111 und 117 eingependelt hat", sagt Standesbeamtin Barbara Köhler. Die Sachgebietsleiterin für Personalstandswesen begleitet seit 2002 Menschen in den Bund der Ehe.

Ältere Pärchen heiraten häufiger heimlich

Nicht nur die Liebe lässt die Leute Ringe tauschen, auch finanzielle Hintergründe bewegen sie zu diesem Schritt. Wollen Paare getraut werden, um Steuern zu sparen oder sich andere finanzielle Vorteile zu sichern, nennt Köhler den Akt der Trauung "sich zusammenschreiben lassen". Woraus die Paare manchmal den Trugschluss ziehen, zu einem späteren Zeitpunkt "richtig" heiraten zu können. Ein Irrtum. "Das ¿Zusammenschreiben‘ ist nur ein Ausdruck für Paare, die nicht aus Liebe heiraten. Es ist und bleibt eine Trauung, der offizielle Akt der Eheschließung." Einige wenige von Köhlers Brautleuten vollziehen ihn heimlich. Wer glaubt, dass sich vornehmlich jüngere Pärchen für das verborgene Ja-Wort entscheiden, liegt falsch. In der Regel sind die Geheimniskrämer ältere Semester, die womöglich schon eine Scheidung hinter sich haben.

Eine Besonderheit ist es für Barbara Köhler, wenn sich jüngere Paare im schwarzen Brautkleid oder in Frack und Zylinder vermählen. Zwei Frauen in Brautkleidern sind der Standesbeamtin noch nie untergekommen. "Die eingetragenen Lebenspartnerschaften, wie es im Amtsdeutsch heißt, waren vermehrt Männer", sagt Köhler. Doch Hochzeiten gleichgeschlechtlicher Paare hat es seit 2008 nicht mehr gegeben. Sie glaubt: "Diejenigen, die heiraten wollten, haben es schon getan."

Knapp die Hälfte der Heiratswilligen bevorzugt das Trauzimmer im Standesamt in der Grabenstraße. Mit Blick über die Elbe aus dem fünften Stock und Platz für 30 Gäste, liegt das kostenlose Trauzimmer auf der Beliebtheitsskala vor dem Rathaus. "Vermutlich, weil die Zeremonie dort zwischen 39,37 und 51,64 Euro für die Bereitstellung des Saales kostet – je nachdem, ob Sonnabend oder Sonntag geheiratet wird." Im Standesamt sind Eheschließungen unter der Woche möglich. Auch auf dem Elbschiff MS "Marco Polo" und im Kreismuseum schließen Paare den Bund fürs Leben. "Am häufigsten wird von Mai bis August geheiratet, dann können es schon bis zu 20 Trauungen pro Monat sein", sagt Köhler. Besonders beliebt sind die Schnappszahlen. Dieses Jahr wird der 11.11.2011 zum magischen Datum für alle Liebenden. Bis jetzt hat das Standesamt erst zwei unver- bindliche Vormerkungen, die Sachgebietsleiterin rechnet allerdings mit vielen weiteren.

Doch egal, ob sich zwei Männer vermählen lassen, ob 18 Jahre Unterschied zwischen den Partnern liegt, ob Tränen fließen oder nicht, für Barbara Köhler ist jede Eheschließung einzigartig. "Deswegen ist die Trauung auch nur an den vier genannten Orten in Schönebeck möglich. Sonst landen wir eines Tages noch im Garten unterm Pavillon."