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Ausländerbeauftragter besucht Familienzentrum "Malzmühle" in Schönebeck Schönebecker Hosen und Hemden für die Asylbewerber in Bernburg

26.03.2011, 04:32

Jaime Don Antonio, Ausländerbeauftragter des Salzlandkreises, geht seit dem 1. Januar fleißig seinem Ehrenamt nach. In dieser Woche besuchte er das Familienzen-trum "Malzmühle" in Schönebeck und freute sich dort über offene Türen: Die Kleiderkammer des Vereins Kaleb schenkt Kindern von Asylbewerbern in Bernburg neue Kleidung.

Schönebeck. "Heute Abend werde ich sehr glücklich sein", sagt Jaime Don Antonio und strahlt über das ganze Gesicht. Drei fast aus den Nähten platzende Kleidersäcke nimmt der Ausländerbeauftragte des Salzlandkreises am Donnerstag von Kaleb in Schönebeck für Kinder von Asylbewerbern dankbar entgegen, um sie noch am gleichen Abend an die bedürftigen Migranten in Bernburg abzugeben. "Das ist zwar wieder nur ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. Aber auch der hilft den Menschen erst einmal weiter", sagt der aus Mosambik stammende Ausländerbeauftragte.

Hilfe auch über die Stadtgrenze hinaus

Seitdem Antonio vom Kreistag zum neuen Ausländerbeauftragten bestimmt worden ist, sind nun schon drei Monate vergangen. Inzwischen hat er sich einen Überblick über die Lage im Salzlandkreis verschaffen können. "Ich freue mich über viele Sachen. Die Urania in Staßfurt hat mir ein Büro zur Verfügung gestellt, beim Verein Rückenwind in Schönebeck laufe ich immer wieder offene Türen ein und auch einige Politiker unterstützen mich toll bei meiner Arbeit", sagt Antonio. Aber die Probleme verkennt er ebenso nicht: "Wenn ich sehe, wie manche Angelegenheiten im Asylbewerberheim in Bernburg geregelt werden, macht mich das traurig. Dort stoße ich öfter auf taube Ohren."

Ganz anders hingegen läuft die Zusammenarbeit mit den Schönebecker Vereinen, die am Familienzentrum "Malzmühle" beteiligt sind. "Der Kontakt zu Herrn Antonio kam eigentlich durch das Jugendprojekt ¿Vielfalt tut gut\' zustande. Bei einem Treffen sind wir miteinander ins Gespräch gekommen und haben dann bei uns im Haus geschaut, wie wir ihn unterstützen können", sagt Linda Dutschko, die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses, in dem sich auch der Verein Kaleb engagiert. Die Kleiderkammer von Kaleb bietet für Jaime Don Antonio eine Gelegenheit, bedürftigen Asylbewerbern zu helfen: "Gerade die Kinder der Menschen brauchen dringend neue Kleidungsstücke", sagt er. Für Linda Dutschko ist die Hilfe selbstverständlich: "Als Salzlandkreis sind wir in den letzten Jahren immer mehr zusammen gewachsen. Wir wollen auch über die Stadtgrenze hinaus helfen."

Dass dies auf so unkomplizierte Weise funktioniert, erfreut Antonio ganz besonders: "Ich verstehe mich als Bindeglied zwischen den Asylbewerbern und Migranten mit den Stellen, wo ihnen geholfen wird. Mein Ziel ist es immer, zu schauen: Wo kann ich Menschen miteinander in Verbindung bringen?"

Residenzpflicht ist nun aufgehoben

Dass diese Verbindung ausdrücklich erwünscht ist, bestätigt Kaleb-Beraterin Ingrid Streckenbach: "Wir möchten den Menschen neben den praktischen Hilfeleistungen, wie beispielsweise Kleidung, auch beratend zur Seite stehen. Dazu ist es wichtig, dass wir die Leute auch persönlich kennenlernen." Diesen Wunsch wollte Antonio den Mitarbeitern im Mehrgenerationenhaus eigentlich gern erfüllen, aber aufgrund der geringen finanziellen Mittel der Ausländer in Bernburg haben diese von einer Reisebegleitung Antonios abgesehen. An der Behebung dieses Zustandes wird ebenfalls gearbeitet. "Dafür suchen wir nach einer Lösung", sagt Linda Dutschko.

Rein rechtlich betrachtet wäre die Reise der Bernburger Ausländer nach Schönebeck seit kurzem möglich. Denn seit dem 15. März ist die in Sachsen-Anhalt geltende Residenzpflicht für Ausländer aufgehoben. Asylbewerber, die in Sachsen-Anhalt wohnen, können sich künftig frei im ganzen Land bewegen. Das war bisher nicht so, Zuwiderhandlungen wurden als Straftat bewertet. "Das ist ein fantastischer Fortschritt. Damit können wir in Zukunft für eine noch bessere Vernetzung zwischen Asylbewerbern und Hilfe bietenden Stellen schaffen", freut sich Jaime Don Antonio über den Fortschritt. Vielleicht werden sich die Bernburger Asylbewerber dann schon beim nächsten Mal selber zur Kleiderkammer nach Schönebeck auf den Weg machen.