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Kuriose Geschichte aus dem Barbyer "DDR-Museum" / Ostermontag ist geöffnet Parteiauftrag: Wieviel Klopapier nötig ist

Von Thomas Linßner 21.04.2011, 06:31

Wieviel Abrisse Klopapier verbrauchte der Bürger des Jahres 1968 täglich? Diese und andere Episoden werden im "DDR-Museum" beleuchtet. Ein unglaublich umfangreiches Sortiment an Alltagsgegenständen erwartet die Besucher einer Ausstellung, die am Ostermontag von 13.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet ist.

Barby. Die beiden Barbyer Sammler Simone und Axel Schäfer zeigen in den Werkstätten der ehemaligen Tischlerei Weißing auf dem Markt 8 a Tausende Gegenstände aus 40 Jahren DDR. Ihre Ausstellung trägt den sinnigen Titel "Alles was es früher so (nicht) gab". Darunter Industrieerzeugnisse, Möbel, Spielzeug, Zeitschriften, Haushaltswaren und, und, und ... Sogar ein komplett eingerichtetes Wohnzimmer, ein Kaufladen und eine nachgestellte Campingszene mit der "Dreiecksbadehose" auf der Leine sind zu sehen.

Schäfers, die seit 20 Jahren im Stillen sammelten, verblüffen seit gut einem Jahr ihre Besucher nur an Sonderöffnungstagen.

Zu den vielen Ausstellungsstücken zählt auch eine Rolle DDR-Klopapier. Auf den ersten Blick nichts besonderes. Liest man aber ein dazu passendes Schreiben, wird deutlich, wie akribisch der Mangel verwaltet wurde. Darin bittet das "Staatliche Kontor für Papier und Bürobedarf" 1968 verschiedene Kollegen seiner Belegschaft um praktische Einschätzung. Das Berliner Kontor interessiert sich nicht etwa für die Qualität des grauen, harten, einlagigen Papiers. Sondern: "Wir bitten Sie, den Verbrauch von Toilettenpapier nach Abrissen pro Tag anzugeben." Ein feiner Nachsatz stellt klar: "Die Auswertung muss kurzfristig erfolgen. Bitte ziehen Sie deshalb eine recht große Zahl Ihrer Bekannten in diese Befragung ein ..."

Was folgte, war sozusagen ein kollektives Zählen auf Plumpsklos und WCs für den Sieg des Sozialismus.

Am Ende des Schreibens machen die Kontoristen darauf aufmerksam, dass die Auswertung "diskret und ohne Namensnennung des Verbrauchers erfolgt". (Zu gewinnen gab es nichts, auch keine Zwölferpackung Klopapier ...)

Die Befragung war keine Idee des Versorgungskontors, sondern kam "von ganz oben". Um den realen Bedarf in der ständig Papier-klammen DDR einschätzen zu können, wies das zuständige Ministerium die Kontore an. Dabei ging es nicht um statistische Auswertung im eigentlichen Sinne: Ein DDR-Bürger verbraucht täglich fünf Abrisse, um sich nach dem Stuhlgang wieder in Form zu bringen. Aufgabe der Erfassung war in der Tat eine Verbrauchsanalyse auf "praktischer Grundlage".