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Ton wurde aus den nahen Auen geholt Klein Rosenburger Ziegelei für das Museum

03.06.2011, 04:31

Hanna Pasenau aus Calbe, die Tochter von Willi Wartemann, vermachte dem Burg- und Heimatverein kürzlich ein historisches Foto für dessen Ausstellung im Burgmuseum. Die Aufnahme aus dem Jahr 1924 zeigt eine stolze Gemeinschaft von Ziegelei-Arbeitern, die dem Fotografen ohne Scheu und Pathos in die Kamera blicken.

Von Thomas Linßner

Groß Rosenburg. Einige der Männer tragen "Krätzchen", die Kopfbedeckung für untere Dienstgrade der Kaiserlichen Armee. Andere haben Schiffermützen auf dem Kopf, die besonders in den 1920er Jahren Mode wurden. Einer, der vierte von links in der oberen Reihe, könnte auch von einem Foto der Rock \'n\' roll-Zeit stammen. Allesamt sind es schlanke Typen. Was zwei Gründe hat: Die schwere Plackerei in der Ziegelei und die entbehrungsreichen Jahre nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg schlauchten.

Ziegeleien gab es wie Sand am Meer

Die "Ziegler" haben sich vor dem Trockenschuppen aufgebaut. Links steht ein Vorarbeiter. Man erkennt es am Alter und der Kleidung, rechts ist der blutjunge Willi Wartemann mit Kippe im Mund zu sehen. Er hält ein Arbeitspferd, das die Loren zog.

Viele Orte hatten im 19. und 20. Jahrhundert ihre eigene Ziegelei. So auch Klein Rosenburg, wo der Ton in den nahen Saaleauen gewonnen wurde. Nach Einstellung des Ziegeleibetriebes stellte man dort Betonteile her.

Wer sich für die Abläufe in einem solchen Betrieb interessiert, sollte nach Westeregeln fahren. Betrachtet man die dortigen Anlagen und erfährt etwas über technologische Abläufe, wird einem klar, warum der DDR die Ziegel fehlten. Was die Besucher heute mit nostalgischem Entzücken betrachten, weil es aussieht, als stamme es aus Zeiten der Kaiser und Könige, entpuppt sich bei näherem Betrachten als real-sozialistisch. Bis 1954 produzierte die angeschossene Gipshütte, bis 1991 wurden Ziegel gebrannt.

Sogar die Holzschubkarre darf nicht fehlen, mit der die Ziegel bewegt wurden. Industrieromantik pur, im Stile des wilhelminischen Malers Adolph Menzel.

Wie sich aus heutiger Sicht zeigt, hatte chronische Investitionsarmut auch etwas Gutes: Die Ziegelei Westeregeln bot sich förmlich an, erhalten zu werden. Wo nach der Wende oft die Abrissbirne wütete, geschah das hier Gott sei Dank nicht.

1859 erhielt Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann (1818 bis 1900) in Preußen und Österreich sein Patent zur "Erfindung eines ringförmigen Ofens zum ununterbrochenen Brennen aller Arten von Ziegeln, Tonwaren, Kalk, Gips und dergleichen".

Bild der Häuser änderte sich über die Jahre

Seitdem änderte sich das Bild der Häuser von grau (Schilf- und Strohdach, Strauch-, Holz-, Lehmwände) zu rot (Dachpfannen, Ziegelhaus - weniger Feuergefahr). Ziegelrohre ermöglichen Kanalisation sowie unterirdische Drainage und Entwässerung von Feldern.

Der Backstein, auch Ziegelstein oder kurz Ziegel (vom lateinischen tegula, eigentlich Dachziegel, zu tegere "decken") ist der älteste künstliche Mauerstein. Es ist ein keramischer Werkstoff und wird aus tonhaltigem, fettem Lehm gebrannt.

Die Klein Rosenburger Ziegelei soll laut Zeitzeugenaussagen bis 1973 bestanden haben. Wenn man auch nicht mehr viel von dem Betrieb sieht - die nahen Tongruben in Richtung "Krummes Horn" sind gut sichtbar und heute ein wertvolles Biotop.