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Ausverkaufte Musical-Gala mit viel Hintergrundgeschichten und Lokalkolorit Operettenmelodien, Kosmonauten und ein weißer "Arnold-Flügel"

Von Thomas Linßner 07.12.2011, 05:23

Die "Operetten- und Musical Gala 2011" war ausverkauft. Rund 300 Besucher erlebten im "Rautenkranz" ein spritziges Unterhaltungsprogramm, das von dem Barbyer Schauspieler und Sänger Stephan Wapenhans in Szene gesetzt wurde.

Barby l Spätestens als der Ohrwurm "Ein Freund, ein guter Freund" von den Comedian Harmonists im Rautenkranz erklang, konnten die Besucher auf eine rückwärts gewandte Zeitreise gehen. Dazu brauchten sie im historischen Saal nicht mal die Augen schließen, der so recht zu den Schlagern der "Goldenen Zwanziger" passte. Multi-Talent Stephan Wapenhans und dessen Sangeskollegen Karmanski, Vöckel, Kühn, Hinze und Werner brachten nicht nur Gassenhauer auf die Bühne, sondern auch stimmgewaltig anspruchsvolle Musical- und Operettenmelodien.

Durch das Programm führte mit Klaus-Peter Grap ein lockerer und charmanter Moderator, der sich gut auf das Publikum einstellte. Nur wenige bekamen mit, dass es jener Grap war, der in Michael "Bully" Herbigs "Traumschiff Surprise" den Agent mimte oder in Fernsehserien wie "Adelheid und ihre Mörder" oder "Der letzte Zeuge" mitspielte.

Richtig Lokalkolorit bekam der Nachmittag, als Peter Grap den aus Barby stammenden Stephan Wapenhans mit seiner Vergangenheit konfrontierte. Im Publikum saß auch dessen ehemalige Musiklehrerin und Chorleiterin Gabriele Bernhard von der "POS Friedrich-Engels". Es klang nach typischer Zeugnis-Beurteilung, als sie dem heutigen Gesangsprofi auf Wunsch des Moderartors bescheinigte: "Stephan war ein eifriger Schüler, der in der Lage war, schnell und tonsicher seine Lieder vorzutragen." Die spontane Einlage gipfelte darin, dass Wapenhans auf der Bühne "Kosmonaut, Kosmonaut ... wie gehts dir da oben" ansingen musste.

Eine Einlage, die so recht nach dem Geschmack des Publikums war.

Unter den Zuschauern war aber nicht nur die Musiklehrerin, sondern ein weiterer künstlerischer Wegbegleiter: Dr. Gerhard Wahl, Leiter des Studioensembles, in dem Stephan Wapenhans nach dem Schulchor seine zweiten musikalischen Schritte machte. "Ich erinnere mich noch gut, wie er Solist des Liedes \'Es ziehen die Söhne los\' war, das besonders durch den Oktoberclub in den 70er Jahren bekannt wurde", so Wahl. Darin geht es um einen jungen Mann, der zur Sowjetarmee eingezogen wird.

"Der Pianist wird sich vielleicht wundern ..."

Der 75-jährige Wahl verriet nicht ohne Stolz, dass er sein Keyboard für das Galaprogramm ausgeliehen hatte, da es im Rautenkranz kein spielbares Klavier im Saal gibt. "Der Pianist wird sich vielleicht wundern. Da sind manche der Tasten mit Notenbezeichnungen beklebt", grinste Wahl. Ein probates Mittel für Laien, die zuweilen nach den richtigen Tönen suchen.

Und noch eine Geschichte aus dem Nähkästchen. Unter den Danksagungen wurde im Programmheft auch der Barbyer Jürgen Arnold aufgeführt, hinter dessen Namen in Klammern "Piano" steht. Wie wir wissen, lieh aber Gerhard Wahl das Instrument aus ... Dank einer gut informierten Quelle konnte diese Ungereimtheit aufgeklärt werden: Weil es "nicht ausgesehen hätte", wenn der musikalische Leiter der Musical-Gala, Prof. Ralf Rink, auf einem kleinen Keyboard spielte, ersann man sich eines Tricks. Der handwerkliche Barbyer Tausendsassa Jürgen Arnold baute eine Flügel-Kulisse aus Sperrholz, die er weiß lackierte. Ein "hohler Vogel", wenn man es mal salopp ausdrückt. Nur die Besucher in der ersten Reihe sahen, dass darin das Keyboard eingeschoben wurde, auf dem der Professor spielte.

Was dem Sound natürlich nicht abträglich war, dem Bühnenbild aber gut tat.

Die Gala-Besucher erlebten ein Programm, das künstlerisch und auch technisch aus einem Guss war. Vor sparsam-eleganter Bühnenkulisse agierten Profis, deren Mikrofone Gesang und Worte nur ganz wenig verstärken brauchten.

Fazit: Eine gelungene Barby-Premiere.

Für März kündigte Stephan Wapenhans die szenisch-musikalische Aufführung der Operette "Drei alte Schachteln" im "Rautenkranz" an.

Und, was vielleicht nicht unwichtig ist: Kaffee und Kuchen sollen dann für das Publikum gratis sein ...