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Calbe leistet sich trotz hohen Defizits weiter niedrige Fährgebühren in der Zukunft Der Steuerzahler blecht für jede Überfahrt

Von Thomas Höfs 19.12.2011, 05:31

Die Saale-Fähre zwischen Calbe und Gottesgnaden ist teuer. Wie die Kalkulation zeigt, zahlt vor allem der Steuerzahler für den täglichen Betrieb des Schiffes. Ändern wollte der Stadtrat die Gebührensätze nicht.

Calbe l Zwei Euro kostet die Fahrt mit dem Auto mit der Saale-Fähre. Kinder zwischen fünf und 15 Jahren zahlen 50 Cent, ein Erwachsener einen Euro für die kleine Überfahrt. Die Stadtverwaltung hat den kommunalen Fährbetrieb für die kommenden drei Jahre kalkulieren lassen und schlägt die Beibehaltung der derzeitigen Gebührensätze vor. Obwohl sich die Verluste mit dem Schiff türmen. 2009 machte das Fährschiff mit seiner Besatzung einen Verlust von mehr als 31 000 Euro. Im vergangenen Jahr schnellte der Fehlbetrag auf fast 49 000 Euro hoch. In diesem Jahr erwartet die Verwaltung noch ein Defizit von mehr als 40 000 Euro. Damit kostete die Fähre den Steuerzahler in den vergangenen drei Jahren rund 130 000 Euro.

Die Zahl der Nutzer ist dabei überschaubar. 2011 verkaufte die Stadt gerade einmal 15 Jahreskarten. Kinderfahrten zu einem halben Euro gab es bislang 3750 und 4876 Erwachsene nutzten die Verbindung.

Anheben wollte der Stadtrat die Gebühren für die Fährbenutzung nicht. Die Volksvertreter gaben sich mit den Erläuterungen in der Kalkulation zufrieden. Dabei beruft sich die Stadt vor allem auf die Geschichte. Seit 1136 soll es bereits eine Fährverbindung zwischen Calbe und dem damaligen Kloster geben. Warum die Stadt allerdings den hoch defizitären Betrieb weiter betreiben will, bleibt offen. In der Kalkulation heißt es: "Trotz aller Anstrengungen bei der Kostensenkung, sind die Gebühreneinnahmen bei der Fähre in den letzten Jahren hinter den Ausgaben zurückgeblieben." Dann heißt es einerseits: "Den Fortbestand der für die Stadt Calbe und deren Einwohnern von Gottesgnaden so wichtigen Einrichtung, gilt es zu sichern." Nur wenige Zeilen weiter heißt es dagegen: "Der Rückgang der Einnahmen hat verschiedene Gründe. Für viele Bürger sind die Angebote zu teuer und es gibt die Alternative über die Saalebrücke."

Dabei müsste die Saalestadt eigentlich kräftig sparen, um den aus dem Lot geratenen Haushalt wieder in den Griff zu bekommen. Mit aktuell fünf Millionen Euro steht die Kleinstadt in der Kreide. Warum vor diesem Hintergrund der Steuerzahler weiter die Fähre praktisch fast allein finanzieren soll, darauf gab es in der vergangenen Woche bei der Stadtratssitzung keine Antworten. Ein Ausschusses des Stadtrates empfahl eine Verringerung der täglichen Bereitschaftsstunden des Fährschiffes, um die Kosten zu senken. Einstimmung verabschiedete der Stadtrat ohne große Diskussion die neue Gebührensatzung. Abenteuerlich ist dabei vor allem die Fährzeit geraten. Fast jeden Tag ist das Schiff zu anderen Zeiten besetzt. Potenzielle Benutzer müssen ein gutes Gedächtnis haben oder sich die Fährzeiten aufschreiben, wollen sie nicht unverrichteter Dinge wieder umkehren müssen. Fährt das Schiff montags und mittwochs von 6.30 bis 8.30 Uhr gibt es dienstags und donnerstags noch eine Zwischenbesetzung zwischen 10.30 und 11.30 Uhr. Anschließend geht es erst um 14.30 Uhr weiter. Ähnlich konfus sind die Zeiten im Sommerfahrplan. Dabei setzt die Fähre auf die Radtouristen. Die sollten sich bereits rechtzeitig vor der Überfahrt informieren, muss ihnen geraten werden.