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Die Stadt wird im Frühjahr 22000 Euro zur Verfügung stellen / Werden Anwohner beteiligt? Umweltamt besteht auf Wiederherstellung der Versickerungsmulden im Streitfeld

Von Ulrich Meinhard 21.12.2011, 05:19

Die Summe von 22000 Euro wird die Stadt Schönebeck aus eigenen Mitteln in die Wiederertüchtigung von Versickerungsmulden im Wohngebiet Streitfeld stecken. Der Nutzen dieser Mulden ist allerdings umstritten.

Schönebeck l Sickermulden ja oder nein? An dieser Frage scheiden sich in punkto Wohngebiet Streitfeld die Geister. Die bislang bebaute Fläche ist mit solchen Sickermulden in den 1990er und 2000er Jahren versehen worden. Ihr Zweck ist, Niederschlagswasser möglichst schnell in Grundwasser zu verwandeln. Das Problem: Grundwasser gibt es an dieser Stelle in der Regel mehr als genug. Trotzdem sollen die Sickermulden, die zum Teil von den Anwohnern mit Kies verfüllt oder auch einfach bepflanzt wurden, nun wieder ertüchtigt, also in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Die Stadt will und muss dafür 22000 Euro aus dem eigenen Haushalt zur Verfügung stellen. Das bestätigte Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase (parteilos) während der jüngsten Stadtratssitzung auf Anfrage der Stadträte Reinhard Banse (FDP) und Arnold Krüger (UWG/Grüne/Schall). "Wir werden im Frühjahr mit dieser Maßnahme beginnen. Das ist mit der unteren Umweltbehörde des Salzlandkreises abgestimmt. Die Arbeiten werden Mitarbeiter des städtischen Bauhofes ausführen", beantwortete Haase entsprechende Fragen.

Briefwechsel mit dem Ministerpräsidenten

Stadtrat Reinhard Banse steht der Wiederertüchtigung der Mulden kritisch gegenüber. Sehr kritisch sogar. Der Volksstimme liegt ein Briefwechsel zwischen dem liberalen Stadtrat und dem Büro von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor. In einem Schreiben vom 28. Oktober dieses Jahres schreibt Banse: "Trotz mittlerweile 20-jähriger ehrenamtlicher kommunalpolitischer Arbeit bin ich jetzt ratlos. Ich bin über den Umgang mit Problemen schockiert, die im Interesse betroffener Bürger nicht gelöst, sondern behördlich verschärft werden." Banse ist überzeugt, dass Regenversickerung mittels Mulden den Grundwasserstand erhöht. Das sei eine Binsenweisheit, schreibt er. Die aber von fachlicher Seite, sprich vom Salzlandkreis, ignoriert werde. Banse befindet sogar, dass Rechtsstaatlichkeit und Fachwissen "offensichtlich ausgehebelt" werden.

Arbeitsgruppen sollen Gesamtproblem lösen

Dem widerspricht Christiane von Wagner, sie ist die Leiterin des Umweltamtes im Landratsamt in Bernburg. Sie führt auf Nachfrage der Volksstimme aus: "Die Mulden sind für die Entwässerung der Straßen im Wohngebiet angelegt worden. Baulastträger der Straßen ist die Stadt. Deshalb wenden wir uns an die Stadt." Das gesamte Gebiet, so die Amtsleiterin, sei bekanntlich wegen der hohen Grundwasserstände äußerst problematisch. Deshalb lehne das Umweltamt das Anlegen weiterer Versickerungsmulden für den bis jetzt noch nicht bebauten Bereich auch ab. "Wir sehen aber keine Veranlassung, die Erlaubnis zur Versickerung (dafür ist eine sogenannte wasserrechtliche Erlaubnis erteilt worden, Anm. der Redaktion), wie sie bisher besteht, zu widerrufen oder mit anderen Auflagen zu versehen. Wir haben das überprüft."

Eine Lösung für das Vernässungsproblem in Schönebeck insgesamt erwartet Christiane von Wagner mit dem Wirken der dafür gegründeten Arbeitsgruppen (für das Stadtgebiet wird ein hydrologisches Modell als Grundlage eines Grundwassermanagements erarbeitet). Auch die Niederschlagsbeseitigung werde in diesem Zuge behandelt werden.

Bleibt vorerst die Frage, ob die Anwohner, die offenbar teilweise die von der Stadt angelegten Versickerungsmulden verfüllt oder bepflanzt, zumindest aber verändert haben, bei der Finanzierung der Wiederertüchtigung mit ins Boot geholt werden. Schönebecks Rathaussprecher Jürgen Fritze: "Das ist nicht vorgesehen."

Keine Entlastung in Bezug auf die Vernässung

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch ein Passus aus dem Briefwechsel zwischen Stadtrat Reinhard Banse und dem Büro des Ministerpräsidenten. Darin heißt es, dass das Land keine Gelder für die Wiederherstellung der Sickermulden bereit stellen werde, weil von diesen "keine Entlastung in Bezug auf die Vernässungssituation ausgeht". Von einer Verschärfung ist allerdings keine Rede.