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Drei Anbieter stellen Plätze für Wohnmobil und Zelte zur Verfügung Schönebeck eine Touristenstadt? Camper werden stetig angelockt

Von Kathleen Radunsky-Neumann 10.01.2012, 05:24

Ein Mekka für Camper ist Schönebeck. Auch wenn es vielen Einheimischen gar nicht bewusst ist, so locken drei Anbieter mit insgesamt fünf Campinplätzen jährlich über 30000 Touristen in die Elbestadt.

Schönebeck/Plötzky/Pretzien l Schönebeck ist eine Touristenstadt? Wenn es nach Wolfgang Schulle, Hans Weber und Jürgen Henning geht, dann ist das wahrlich der Fall. Die drei Männer betreiben im Gebiet der Elbestadt insgesamt fünf Campingplätze und locken damit über 30000 Touristen jährlich nach Schönebeck. Im Volksstimme-Gespräch heben sie die Besonderheit jedes einzelnen Platzes hervor und wagen einen Blick auf die kommende Saison.

So beschreibt Hans Weber von der Naherholungsgesellschaft besonders den Steinhafen als Kleinod. Hier biete sich der naturnahe Tourismus regelrecht an. Nachteil des bei Hochwasser schnell überfluteteten Gebiets sei jedoch, dass keine Elektrifizierung vorliege. Doch die Gäste, die diesen Platz am Steinhafen für sich entdeckt haben, wissen die Idylle zu schätzen und "bringen sich ihr eigenes Notstromaggregat mit", weiß er. Gern würde er in den Steinhafen investieren, "jedoch ist er vom Wetter abhängig", schränkt Weber ein. Dass gerade das Thema Investition nicht ohne ist, weiß er aus Erfahrung.

Zielgruppen für Steinhafensee und Co. sollen erweitert werden

"Wir haben einen Sportbootanleger für circa 40000 Euro, doch jetzt wird er nur als Dauerliegeplatz genutzt", berichtet Weber. Das liege mitunter daran, dass ausreichend Angebote fehlen, die Wasserwanderer anlocken. "Der Steinhafen ist und bleibt unser Problemkind", schätzt Weber ein.

Die Naherholungsgesellschaft verpachtet fast ausschließlich kommunale Flächen bei Plötzky und Pretzien. Neben dem Campingplatz am Steinhafen gehören der am Kolumbus- und der am Gisela-Ida-See dazu. Enormer Vorteil für den letzteren sei eine große öffentliche Badestelle.

"Insgesamt haben wir einen hohen Bestand an alten Dauercampern", geht Weber auf die Gäste ein. Diese wollen genauso wenig wie der Betreiber selbst Erlebnistourismus. Er setzt lieber mit dem naturnahen Campen Akzente. Vorteil, so Weber, sei zudem die Struktur der Zeltplätze: "Wir haben ein offenes Gebiet, während es woanders üblich ist, alles abzuzäunen."

Seit 60 Jahren sei das heute von der Naherholungsgesellschaft betriebene Gebiet klassischer Anlaufpunkt für Camper. Insgesamt 250 Plätze stehen im Angebot. Nur habe man heute mit einer Attraktivitätsschwäche zu kämpfen. "Wir haben zu wenige Touristen, die der Umgebung etwas bringen, indem sie zum Beispiel mal in der Gaststätte essen gehen", berichtet Hans Weber. Profit für die Gastwirtschaft falle eher von den Kurz-Camp ab. Diese jedoch sind eher die Minderheit. Deshalb nennt Weber ganz klar die Zielrichtung: "Wir müssen unser attraktives Gebiet für neue Zielgruppen öffnen." Aus diesem Grund werde aktiv die Verbesserung der Infrastruktur angegangen, die Ver- und Entsorgung für Wohnmobile soll ausgebaut werden. "Wir wollen hier das Erholungswesen nach vorn entwickeln", sagt er. So dass nicht nur die Älteren herkommen, die die Ruhe suchen. Sondern auch Familien, die ihre Kinder für diese Urlaubsart begeistern.

Eine klare Unterscheidung bei seinen Gästen trifft auch Wolfgang Schulle vom Ferienpark Plötzky. "Der Kurzcamper kommt zu uns, um sich die Gegend anzusehen", sagt er. "Und die Dauercamper kehren zu uns zurück wegen der sozialen Kontakte, die sie hier über die Jahre geknüpft haben." Circa 30000 Übernachtungen zählt der Betreiber jährlich in Plötzky. Davon sind rund 8000 Sachsen-Anhaltiner. Als Vorteil des Ferienparkes sieht er eindeutig die Lage im Wald. "Aber auch das Klima hier in Mitteldeutschland spielt uns gut zu", informiert er.

Auf die vergangene Saison blickt Wolfgang Schulle deswegen positiv: "Der schlechte Sommer hat sich bei uns nicht niedergeschlagen." Stattdessen seien sogar Urlauber, die ihren Nordseeausflug abbrechen mussten, nach Plötzky gereist. Aufmerksam geworden sind diese Gäste sowie viele andere durch die gezielte Werbung von Schulle. "Wir sind in allen Campingführern Europas vertreten", sagt er und betont: "Camping ist nicht nur die Urlaubsform für arme Menschen." So zählen beispielsweise die Frauen und Männer, die mit ihrem Wohnwagen vorgefahren kommen, zu den sogenannten Kulturtouristen.

Ihm ist es vor allem wichtig, Urlaub für alle Gäste zu ermöglichen. Deshalb bietet er circa 170 Touristik- sowie Dauercampingplätze auf rund 120000 Quadratmetern Gesamtfläche. Und als Kulturprogramm gebe es beispielsweise diverse Thementage, die gerade bei den jungen Gästen beliebt seien.

Er ist überzeugt, seine Gäste bringen auch der Region etwas. "Ich preise immer Salzelmen oder jetzt auch die Weltrad-Manufactur an", berichtet Astrid Schulle. Auch wenn Schönebeck nicht die typische Touristenstadt sei, so "wachsen hier zarte Pflänzchen", beschreibt sie bildlich. Ihr ist es wichtig, ihren Touristen die Region schmackhaft zu machen. Nicht nur das. Auch in ihrem Ferienpark setzen Schulles alles daran, ihre Camper glücklich zu machen. Ob mit verschiedenen Indoor-Angeboten oder dem barrierefreien Ausbau für Menschen mit Behinderten sowie Familien mit Kinderwagen oder Rollator.

Einziges Problem, mit dem Schulles zu kämpfen haben, ist die Adresse. Weil Navigationsgeräte die Straße Kleiner Waldsee nicht kennen, werden viele Touristen durch die Umgebung gejagt. Jedoch: "Die Leute, die uns einmal gefunden haben, kommen wieder", weiß sie aus Erfahrung.

Ähnlich zeigt es sich bei Jürgen Henning, der im Frohser Hafen seit 1994 Campingplätze vermietet. Die Ausschilderung, so der Schönebecker, sei für ihn nicht zuträglich. Offenbar sei der Weg meist von der Autobahn nur schwer zum Frohser Hafen zu finden, urteilt Henning. Wenn seine Gäste, die größtenteils aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern nach Schönebeck kommen, ihn jedoch gefunden haben, "dann sind sie zufrieden". In erster Linie, so der Vermieter, lieben sie die Ruhe, die Natur der Elbe sowie die Möglichkeit der Bootstour und Trekkingtour mit Tieren.

Schlechter Sommer beschert Frohser Hafen weniger Gäste

2011 sei für Jürgen Henning im Gegensatz zum Ferienpark Plötzky eine schlechte Saison gewesen. "Im Sommer sind mir die Camper weggeblieben und auch einige Dauergäste haben gekündigt", sagt er. Im vergangenen Jahr kann er nur 800 Übernachtungen für sich verbuchen.

"Die Elbe kann man eben nur bei schönem Wetter genießen", sagt Henning resigniert. Seine Zielgruppe sind alle Gäste, "alle, die mit dem Wohnmobil fahren", sagt er. Ausbauen will er seinen Platz vorerst nicht. "Ich habe die ganzen Jahre investiert, jetzt müssen wir erst einmal auf gutes Wetter hoffen."