Wie "Purzel" ganze Scharen auf Trab gehalten hat

Von Andreas Pinkert

Eggersdorf l Neugier und Erkundungsdrang gehören zu Purzels Wesen einfach dazu. Soviel ist sicher. Doch dass der Mischlingshund damit auch ganze Menschenscharen beschäftigen und in Atem halten kann, hatte sich Eva Vogel aus Eggersdorf einmal nicht träumen lassen.

Vor zwei Wochen holte die 82-Jährige ihre blaue Tonne von der Straße zurück aufs Grundstück. Als sie dazu am Vormittag die Tür zur Seebornstraße öffnete, rannte Purzel plötzlich davon. Trotz vieler Rufe kam der flinke Vierbeiner einfach nicht zurück.

Eva Vogel konnte mit ihrer Unterarmstütze nicht so schnell folgen und sah ihren Schützling in Richtung Tränkestraße rennen. "Schnell bot Frau Rziha ihre Hilfe an", erinnert sich die Eggersdorferin, die auch mit nachlassendem Augenlicht zu kämpfen hat.

Bislang Unbekannter informiert Schönebecker Tierheim

Beide Frauen liefen in Richtung Lindenstraße und riefen nach dem Ausreißer. Dieser kümmerte sich nicht darum und bog schwanzwedelnd in die Chausseestraße ein. "Frau Rziha nahm eine Hundeleine und wollte ihn mit Futter locken. Doch er war nicht mehr zu erreichen", sagt die Rentnerin. Die Suche wurde schließlich abgebrochen.

Doch Eva Vogel sorgte sich um ihren Purzel, stellte sich tausend Fragen, wie es ihm wohl ergehen möge.

Ein bislang Unbekannter fasste sich schließlich ein Herz. Er leinte den umherstreunenden Purzel an der Umzäunung des Eggersdorfer Sportplatzes an und informierte das Schönebecker Tierheim, das ihn schließlich abholte. Aufgrund seiner Hundemarke am Halsband konnte Purzels Herkunft gedeutet werden.

Zusammenarbeit in drei Orten führt schließlich zum Erfolg

Tierheim-Leiterin Karin Braumann informierte die Gemeindeverwaltung von Bördeland. Der Vermisstenfall erreichte von Eggersdorf über Schönebeck nun auch Biere.

Dort informierte Gemeindemitarbeiterin Brigitte Schulze ihre Kollegin Elke Seilz, die ebenfalls in der Eggersdorfer Seebornstraße wohnt. "Daraufhin holte Ehemann Friedmar Seilz meinen Purzel vom Tierheim ab. Um 17.45 Uhr spazierte er gemütlich durch die Tür und gleich zu seinem Fressnapf", erinnert sich die Besitzerin, die jahrzehntelang in der Lohnbuchhaltung im Gummi- und Sprengstoffwerk in Schönebeck arbeitete. "Ich bin froh, dass er nicht in ein Auto gelaufen ist. Es hätte soviel passieren können."

Christa Vogel bedankt sich herzlich bei den vielen Helfern, die durch den Ausreißer auf Trab gehalten wurden. "Vor allem dem unbekannten Anleiner ein herzliches Dankeschön."

Ob dagegen Mischlingsrüde Purzel seine Lehren aus der Erkundungstour durch Eggerdorf gezogen hat, bleibt unklar. Christa Vogel habe das glückliche Ende deutlich gezeigt, dass gute Freunde nicht zu ersetzen seien.