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Forderung einer Einwohnerversammlung, die nun am 28. März stattfindet Bürger sind unzufrieden: Plötzky hängt am Tropf von Schönebeck

Von Olaf Koch 16.03.2012, 04:09

Eine Einwohnerversammlung wird in zwei Wochen im Ortsteil Plötzky stattfinden. Dort sind die Bürger mehr als drei Jahre nach der Eingemeindung nach Schönebeck unzufrieden.

Plötzky l "Es brodelt hier in Plötzky." Mit diesem einfachen, aber plakativen Satz umschreibt Einwohner Alfons Merknau die Situation in seinem Heimatdorf und trifft damit offenbar den Nagel auf den Kopf. Eine alte Wunde scheint in dem Dorf östlich der Elbe noch nicht verheilt zu sein: die Eingemeindung in die große Stadt Schönebeck. "Freiwillig war das nicht", schimpft Merknau auf der Gemeinderatssitzung in der Einwohnerfragestunde vorgestern Abend.

Er sagt, dass er für viele Einwohner im Dorf spreche. "Die, mit denen ich gesprochen habe, loben euch", so Alfons Merknau zum Rat mit Herbert Schmeißer als Ortsbürgermeister an der Spitze. Unmerklich reißt er aber auch einen Graben mit "euch" und "ihr". Er geht auf Abstand, als wolle er nichts mit "denen" zu tun haben. "Also bis zur Eingemeindung war es okay. Aber danach ist alles schlechter geworden."

Nicht zum ersten Mal macht sich der an Lokalpolitik interessierte Alfons Merknau, der aber kein Ortschaftsrat ist, Luft. Er war es, der vor einigen Wochen Ortsbürgermeister Schmeißer darum bat, dringende Fragen zu klären. Daraufhin gab Schmeißer zu Protokoll, dass sich die Einwohner seines Dorfes eine Einwohnerversammlung wünschen.

Die muss nach der Gemeindeordnung auch durchgeführt werden. In Plötzky wurde nun der Mittwoch, 28. März, für das große Treffen festgelegt, das die strittigen Fragen im Dorf beantworten soll. Um 18.30 Uhr soll es im Bürgerraum in der Albert-Schweitzer-Straße losgehen. "Ich werde schon eine halbe Stunde vorher da sein", kündigt Alfons Merknau an.

Ihm und auch anderen Einwohnern im Dorf stößt es sauer auf, dass sie sich als Anhängsel der Stadt Schönebeck fühlen. Immer wieder hören die Plötzkyer, dass viele Dinge nicht gehen, weil in Schönebeck entschieden werde. Vor allem die finanzielle Situation der Stadt, derzeit klafft ein Loch von acht bis zehn Millionen Euro, bringt die Plötzkyer auf die Palme. Sie waren es nämlich, die mit einem satten Guthaben in die Fusion gegangen sind.

"Wo sind eigentlich die 460000 Euro geblieben, die die Gemeinde Plötzky mitgebracht hat?", fragen Alfons Merknau und Uwe Grosser aus Plötzky. Diese Frage übrigens wollen die Bürger zur Einwohnerversammlung in zwei Wochen beantwortet wissen.

Stattdessen der Ort von dem Guthaben lebt und beispielsweise auch kulturell etwas auf die Beine stellt, hängt das Dorf nun am Tropf der Stadt. Mit der Folge, dass es aus Sicht der Bürger immer mehr eine Einöde gibt mit wenigen Oasen. Beispiel Dorffest: Das kann seit Jahren nicht mehr durchgeführt werden, weil der Haushalt der Stadt Schönebeck so spät verabschiedet wird, so dass dem Ort die Zeit fehlt, Verträge mit Schaustellern und anderen Anbietern eingehen zu können.

Beispiel Feuerwehr: Sie Kameraden feierten Anfang dieses Jahres ihr 100-jähriges Bestehen - auf Sparflamme, denn für eine große Feier fehlt das Geld.

Auf der anderen Seite werden die Steuern - so wie im Gebietsänderungsvertrag formuliert - "angepasst". Angepasst heißt aus Sicht der Plötzkyer: erhöht. "Soll unsere Gemeinde als ¿melkende Kuh\' für den desolaten Haushalt der Stadt Schönebeck herhalten?", moniert Alfons Merknau.