1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Wasser- und Schifffahrtsamt sperrt die Breitenhagener Gierfähre wegen Mängel

Um 13.45 Uhr erfolgte die letzte Überfahrt / Fährkunden müssen große Umwege in Kauf nehmen Wasser- und Schifffahrtsamt sperrt die Breitenhagener Gierfähre wegen Mängel

Von Thomas Linßner 17.04.2012, 05:23

Gestern Mittag fiel ein neuer Vorhang im Pannenstück um die Breitenhagener Fähre. Das Wasser- und Schifffahrtsamt legte sie wegen akuter Mängel sofort still. Die Fähre befindet sich in Verantwortung der Einheitsgemeinde Barby.

Breitenhagen l Am Vormittag rief Fährmann Karl-Heinz Orlowski in der Redaktion an, um die veränderten Fährzeiten mitzuteilen und zu veröffentlichen, dass er einen Helfer brauche. Die Geschäfte seien gut angelaufen, die Zahl der Fährgäste nehme nach mehreren Havarien und hochwasserbedingten Pausen wieder zu.

Gegen 13.50 Uhr war alles bis dahin Gesagte und Gehoffte zur Makulatur geworden.

Ein Vertreter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Dresden hatte gestern Mittag die Fähre still gelegt. Die Gründe: eine seit Monaten defekte Seilwinde, fehlende Bojen und unzureichende Rettungsmittel.

Vor allem das Windenprovisorium sei dem Revisor übel aufgestoßen, sagt Karl-Heinz Orlowski. Das veränderte Bauteil hätte der Schiffsuntersuchungskommision angezeigt werden müssen. Was laut Fährmann die Stadt als Betreiber aber versäumte. Auch der Bremsentyp der archaisch anmuteten Ersatzlösung sei nicht zulässig.

Weiterhin fehlen zwei Bojen, die nach dem Eisgang abgerissen waren. "Auch die Rettungswesten entsprechen nicht mehr der Vorschrift", zitiert Orlowski den Prüfer.

Nach der schweren Havarie Anfang April, als das Fährseil riss, muss der Pächter nun erneut am Land bleiben.

"Das Einzige, was ich mir vorzuwerfen habe: Ich war zu leichtgläubig, als ich den Pachtvertrag unterschrieb", winkt der Mann aus Könnern ab. Er habe der Verwaltung vertraut, was den technischen Zustand der Gierfähre betrifft. Die langzeitkaputte Winde, ein gerissenes Fährseil und jetzt die bemängelten Rettungsmittel sprechen ihre Sprache.

So wurde kurz vor Pachtantritt am 2. Dezember 2011 die Seilanlage im Kontrollbuch als "überprüft und gereinigt" eingetragen. Drei Monate später knallte es.

Zudem wurmt Orlowski die vom Stadtrat beschlossene vorgezogene Landrevision, die eigentlich erst für Anfang 2013 vorgesehen war. "Das stand nicht im Vertrag und bedeutet vier Wochen Verdienstausfall für mich." Er beklagt, dass sich nur ein Stadtrat mal vor Ort informierte. Das gut gemeinte Vorhaben, ihn während der Revision in Barby einzusetzen, scheiterte. Orlowskis Patent gilt nur für die Breitenhagener, nicht für die Barbyer Fähre.

Noch Stunden nach der Stilllegung zeigten abgewiesene Fährkunden wenig Verständnis. Vor allem jene Stammkunden, die seit Monaten immer mal wieder Umwege in Kauf nehmen müssen.