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Einwohnerversammlung in Pretzien Große Sorge: Entschlammung ab September

Von Ulrich Meinhard 24.05.2012, 05:16

Nach Einwohnerversammlungen in Plötzky und Ranies war am Dienstag Pretzien an der Reihe. Bürger hatten Gelegenheit, der Verwaltung Fragen zu stellen. Im Podium saß neben Ortsbürgermeister Friedrich Harwig Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase.

Pretzien l Die geplante Entschlammung der Großen Sorge war ein Hauptthema bei der Einwohnerversammlung in Pretzien am Dienstagabend im "Alten Krug". Die Umweltkoordinatorin der Stadt, Hannelore Ziepert, berichtete anhand von Lagebildern über die Maßnahme, die im September beginnen soll. Alles in allem gilt es, rund 21000 Kubikmeter Schlamm aus den stehenden Gewässern entlang der Hafenstraße, der Straße Große Sorge und dem Bereich Weinberg heraus zu holen. Ein Planungsbüro hat das Projekt vorbereitet, das in Verantwortung des Salzlandkreises und der Stadt Schönebeck liegt.

Drei Abschnitte sollen bis in den Spätherbst hinein realisiert werden. Über die Kosten wollte Ziepert gegenüber der Volksstimme ersteinmal keine Angaben machen. Zweck der Maßnahme ist die Revitalisierung der Gewässer, die sämtlich unter Schutz stehen. Der Eingriff soll so naturverträglich wie möglich erfolgen. So sollen Fische und seltene Pflanzenarten aus den Teichen herausgeholt und später wieder eingesetzt werden. Auf zwei Biberburgen werde auf jeden Fall Rücksicht genommen, hieß es. Das Fällen einiger Bäume sei aber nicht völlig auszuschließen. Der Plan sieht vor, dass ein Langstielbagger den Schlamm herausholt und ihn in Gewässernähe zum Trocknen ablegt - Ziepert benutzte das Wort "ausbluten". "Auf keinen Fall wird der Schlamm irgendwo verkippt. Er wird vor dem Abtransport untersucht. Dann entscheidet sich, was mit ihm passiert. Eventuell wird er verbrannt", erläuterte die Verwaltungsmitarbeiterin. Nötig sei auch das Anlegen von Baustraßen, die nach der Maßnahme wieder zurückgebaut werden sollen. Die Pretziener müssen während des Abtransportes mit deutlich erhöhtem Verkehrsaufkommen rechnen.

Ortschaftsrat Jens Thesenvitz wollte wissen, ob ein Durchbruch zwischen Großer Sorge und Steinhafen angedacht ist. Auf diese Weise könnte mehr Fließbewegung in die Gewässer kommen, was einer erneuten Verschlammung entgegenwirkt. Sogar der Steinhafen könnte so auf natürliche Weise etwas entschlammt werden. Ziepert verneinte die Frage. Das hätte größerer Untersuchungen bedurft. Zudem sei der Steinhafen ein Gewässer 1. Klasse und dafür ist der Bund zuständig.

Aufgrund dieser Verantwortlichkeiten erteilte Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase auch dem Anliegen von Ortschaftsrat Frithjof Meussling eine Absage, der die Entschlammung des Steinhafens und der Alten Elbe konkret anregte. Meussling sagte: "Die touristische Nutzung ist wegen dieser Verschlammung von 1,50 bis 1,80 Meter schwierig. Es wäre nicht schlecht, wenn die Wasserkarten wieder aussagen, dass der Pretziener Steinhafen gut passierbar ist und die Boote, die von Hamburg nach Dresden unterwegs sind, nicht wie bisher an Pretzien vorbeifahren." Haase schickte diesen an sich begrüßenswerten Plan in das Reich der "Illusion". "Das ist eine Bundesgeschichte. Ich sehe dafür auf längere Sicht keine Chance auf Verwirklichung."

Weitere Themen bei der Versammlung waren die Entsorgung von Grünschnitt, der, so die Klage von Ortschaftsrat Gundhelm Franke, an vielen Ecken wild verkippt werde. Ein Anwohner machte auf Totgehölze aufmerksam, die bei Sturm abbrechen und Menschen verletzen könnten.

Jens Thesenvitz forderte in einer Wortmeldung das Anlegen eines Radweges zwischen Pretzien und Plötzky ein. Ortschaftsbürgermeister Friedrich Harwig sagte, dass bislang alle Anfragen abschlägig beschieden worden sind. Parallel zur Straße verlaufene Fahrradwege würden nur dann angelegt, wenn die Straße einem grundhaften Ausbau unterzogen wird. "Wir werden aber dran bleiben und immer wieder Vorstöße unternehmen", versicherte Harwig. Er wisse vom Forstbetrieb, dass der keine Probleme habe, einen Streifen entlang der Straße abzugeben. Dieser freilich müsste vom Kreis aufgekauft werden.

Noch einmal meldete sich Ortschaftsrat Meussling. Er regte an zu überdenken, ob ein Verbot von Gefahrguttransporten entlang der Straße am Tiefensee vernünftig und angebracht ist. "Wenn hier jemand falsch lenkt, haben wir eine Katastrophe", warnte er. Darüber hinaus wurde in der Diskussion angeregt, den gesamten Schwerlastverkehr, der diese Straße benutzt, einmal unter die Lupe zu nehmen.

Die Atmosphäre im nur wenig besetzten "Alten Krug" war ruhig und sachlich. Demgegenüber hatte sich die Schönebecker Verwaltungsspitze während der Versammlungen in Plötzky und Ranies mit kritischen Fragen etwa über den Sinn der Eingemeindung konfrontiert gesehen.