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  7. 600 Meter langer "Elbtunnel" wird Bio-Gas leiten

Neue Trasse ist aufwändigstes Einzelprojekt der vergangenen 16 Jahre des Gasversorgers EMS 600 Meter langer "Elbtunnel" wird Bio-Gas leiten

Von Thomas Linßner 12.10.2012, 03:16

Der regionale Energieversorger Erdgas Mittelsachsen GmbH (EMS) vernetzt gegenwärtig sein ost- und westelbisches Gasnetz. Aufwändigstes Teilprojekt war die 600 Meter lange Unterquerung der Elbe.

Barby l "Der Elb-Düker ist das seit 1996 größte Leitungsbau-Projekt als Einzelmaßnahme in der Geschichte unseres Unternehmens", erklärte Jens Brenner, Geschäftsführer der EMS. Die 600 Meter lange Elbunterquerung ist bedeutendster Bestandteil einer rund neun Kilometer langen, neu zu bauenden Verbindungsleitung zwischen dem Ost- und dem West-Erdgas-Netz des regionalen Energieversorgers aus Schönebeck. Jens Brenner bezifferte die Investitionskosten allein des Dükers mit rund 500000 Euro. Hinzu kommen weitere 8,5 Kilometer Hochdruckleitung für den Anschluss der Biogasanlage Zerbst.

Notwendig wurde die Verbindung der beiden insgesamt rund 1600 Kilometer langen Netze vor allem durch das zunehmende Aufkommen an Biogasanlagen, die in das EMS-Netz einspeisen werden. In Betrieb ist seit 2009 die Biogasanlage in Güterglück, die derzeit 700 Norm-Kubikmeter (Nm3h) Bio-Erdgas pro Stunde einspeist.

Bereits im Bau befinden sich zwei weitere Anlagen in Zerbst und Hadmersleben. Für zwei Anlagen in Staßfurt und Kroppenstedt läuft die Planungsphase.

"Wir wollen alle den Ausstieg aus der Atom-Energie. Dann ist es auch notwendig, dass man kooperationsbereiter wird."

"Mit dem Ausbau stellen wir uns als Netzbetreiber den Herausforderungen der Energiewende", betonte der EMS-Geschäftsführer.

Die zu erwartenden Jahresmengen der Biogasanlagen, so Brenner - einschließlich der geplanten Anlagen - reiche künftig aus, um zwischen 12000 und 17000 Einfamilienhäuser mit "grünem" Erdgas zu versorgen. Die Elbquerung der Erdgasleitung erfolgte mit dem horizontalen Spülbohrverfahren. Der 33 Tonnen schwere "JET DRILL 1000.5" arbeitete sich, angetrieben von einem 364 kilowattstarken Acht-Zylinder Turbo-Diesel, unter der Elbe von der Barbyer zur Walternienburger Seite hindurch.

Die neun Kilometer lange Trasse verläuft nicht auf dem kürzesten Wege zwischen den bestehenden Versorgungsnetzen, sondern zum Teil zickzack durch die Landschaft. Hans-Jürgen Siems, Planer aus Gommern, begründet das mit komplizierten Eigentumsverhältnissen. Bei vielen privaten Grundstücksbesitzern drohten zeit- und kostenaufwändige Verhandlungen, um das Leitungsrecht zu erwirken. Deswegen ziehe man es vor, die Trasse auf öffentlichen Verkehrsflächen zu verlegen.

"Wir wollen alle den Ausstieg aus der Atom-Energie. Dann ist es aber auch notwendig, dass man kooperationsbereiter wird", sagte Siems mit Blick auf die Eigentumgsproblematik.

Freilich ließen sich solche Dinge auch über ein aufwändiges Planfeststellungsverfahren regeln. Darin findet eine umfassende Abwägung aller Belange (z.B. Naturschutz, Landwirtschaft, privates Eigentum) statt. Was aber ein langwieriger Prozess ist und zwei Jahre dauern kann. Doch so viel Zeit hat der Erdgasversorger nicht.

Je nach Witterung in den nächsten Monaten soll die Einbindung in das EMS-Hochdruck-Netz auf Barbyer Seite Anfang 2013 erfolgen. Auf ostelbischer Seite ist eine Dükerung der Nuthe geplant, was aber von der Dimension nicht annähernd vergleichbar ist mit dem Elbe-Projekt. Planer und Baufirmen sind mit Hochdruck dabei, den "hochsensiblen Bereich" zwischen den Deichen des Überflutungsgeländes der Elbe fertigzustellen.

Bisher hatten sie das Wetter auf ihrer Seite. Derzeit wird die Rohrleitung an der "Großen Wiese" südlich von Barby verlegt.