1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Tochter erhebt schwere Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Stiefvater

Angeklagter weist Anschuldigungen zurück und glaubt an Intrige der Kinder / Vorfälle wurden erst mehr als zehn Jahre später angezeigt Tochter erhebt schwere Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Stiefvater

23.10.2012, 01:12

Schönebeck/Magdeburg l Gestern ist am Landgericht Magdeburg der Prozess gegen Peter L.* fortgesetzt worden. Dem 43-Jährigen wird vorgeworfen, seine Stieftöchter Maria* und Sandra T.* (alle Namen geändert)im Großraum Schönebeck zwischen 1998 und 2000 mehrfach sexuell missbraucht zu haben.

Zu einem sexuellen Übergriff im Jahr 1999 sagte gestern die 23-jährige Sandra T. aus. Der Angeklagte habe sie im Wohnzimmer missbraucht, als sie zehn Jahre alt gewesen sei. "Ich bin aus dem Wohnzimmer gerannt und habe mich vor ihm versteckt", erklärte die 23-Jährige, die für ihren Stiefvater oft die Wörter "der Angeklagte" gebrauchte. Sie sei auf ihr Hochbett geklettert und habe sich aus Angst unter ihrer Bettdecke aufgehalten.

Noch in derselben Nacht sei sie im Schlaf aus dem Hochbett gefallen. "Ich durfte dort eigentlich nicht schlafen, die Schutzleiste war kaputt", sagte Sandra T., die ihrer Mutter von dem sexuellen Übergriff erzählt habe. "Aber sie hat mir nicht einmal richtig zugehört und nicht geglaubt. Meine eigene Mutter!", sagte die 23-Jährige enttäuscht. Am nächsten Morgen sei der Angeklagte zu ihr gekommen und habe gesagt: "Das von gestern bleibt unser kleines Geheimnis."

Peter L. zeigte bei den Ausführungen von Sandra T. keine Regungen. Er hörte aufmerksam zu und schaute die Zeugin ausdruckslos an. Der 43-Jährige vermutet eine Intrige der Stieftöchter gegen ihn. Er ist 2003 nach Bayern gezogen, 2008 ist ihm seine Lebensgefährtin gefolgt, hatte er zum Prozessauftakt erklärt. "Seitdem geht es den Kindern finanziell schlechter, sie fühlen sich benachteiligt und machen mich dafür verantwortlich", hatte der Angeklagte ausgesagt. Sandra T. erklärte gestern vor Gericht, dass sie sich von ihrem Stiefvater nicht benachteiligt gefühlt habe. "Dass meine Mutter umziehen wollte, kam für mich schlagartig. Mich hat gestört, dass sie unsere jüngeren Geschwister damit einfach im Stich gelassen hat", sagte die 23-Jährige, die wie ihre meisten Geschwister noch im Großraum Schönebeck lebt.

"Der sexuelle Übergriff war 1999. Warum haben Sie das erst im Mai 2010 angezeigt?", fragte Richter Hans-Michael Otto. "Meine Schwester Maria hat zu diesem Zeitpunkt erfahren, dass unsere jüngste Schwester von ihm vergewaltigt wurde. Maria hat mir dann erzählt, dass sie als Kind auch vergewaltigt wurde. Dann haben wir Anzeige erstattet, ohne Maria hätte ich das wohl nicht gemacht. Ich wollte das hinter mir lassen und einfach nur vergessen", erklärte die 23-Jährige. Die jüngste Schwester Klara T.*, die mit den Eltern in Bayern lebt, hatte einst auch Anzeige gegen Peter L. erstattet, diese jedoch später zurückgezogen.

Peter L. weist die Vergewaltigungsvorwürfe zurück und hatte vergangene Woche zudem erklärt, dass man in der gemeinsamen Wohnung zu keiner Zeit ein Hochbett besessen habe, in dem sich Sandra T. erst versteckt habe und angeblich herausgefallen sei. Auch die drei weiteren Zeugen, die gestern vor Gericht aussagten, stützten die Aussage des Angeklagten. "Ein Hochbett hat es in der Wohnung nie gegeben", erklärten sie unisono.

Heute wird die Verhandlung am Landgericht Magdeburg mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

* Namen von der Redaktion geändert