Verliert Schönebeck den Apothekergarten?

Ob im Apothekergarten in der Heinrich-Heine-Straße auch künftig noch Heilkräuter wachsen, ist ungewiss. Fakt ist: Das Areal ist im Katalog zur Zwangsversteigerung nicht mehr aufgeführt. Der bisherige Besitzer versichert aber lediglich, dass sich das Grundstück jetzt "in guten Händen" befindet.

Bad Salzelmen l Verliert Schönebeck ein Aushängeschild, den Apothekergarten? Diese Frage muss in diesen Tagen offen ausgesprochen werden. Denn fest steht: Der Versteigerungstermin für dieses Areal am 8. November ist aufgehoben. Wer der neue Verfügungsberechtigte dieses Filetstückes - Verkehrswert 34100 Euro - mitten im Herzen Bad Salzelmens nun ist, bleibt vorerst ungewiss. Und damit auch die Zukunft des Apothekergartens.

"Ich sage nicht, dass das Grundstück verkauft ist", erklärt der bisherige Eigentümer, Christoph Nesseler, auf Volksstimme-Nachfrage und hält sich ansonsten sehr bedeckt. Seine inzwischen verstorbene Frau hatte 2005 den Apothekergarten in seiner faszinierenden Art angelegt. Nach dem Tod seiner Frau stellte Nesseler das Grundstück dem Solepark zur Verfügung, die CJD-Behindertenwerkstätten übernahmen die Pflege.

Ob das Grundstück eine Privatperson oder eventuell ein Retter des Apothekergartens erworben hat, weiß momentan niemand. Außer Nesseler. Aber der sagt nur so viel: "Es befindet sich in sehr guten Händen." Für ihn sei das Grundstück "aus den Büchern raus".

Unternehmen wollten für den Apothekergarten spenden

Vor wenigen Wochen, als die Volksstimme über die mögliche Versteigerung berichtete, meldeten sich mehrere Unternehmen, darunter die Städtische Wohnungsbau GmbH Schönebeck, die Stadtwerke Schönebeck, die Volksbank Magdeburg-Schönebeck und die Wohnungsbaugenossenschaft Schönebeck, dass sie sich an einer Spendenaktion für den Apothekergarten beteiligen würden. Doch sie alle - das ergab eine Volksstimme-Umfrage - sind es nicht, die das Grundstück gekauft haben.

Wer also ist es dann? In der Stadtverwaltung weiß es keiner, da der Verkauf eine private Angelegenheit ist. Auch Soleparkchefin Sibylle Schulz tappt im Dunkeln. Bei ihr hat sich bis gestern kein Samariter gemeldet, der den Apothekergarten durch den Erwerb des 34100 Euro wertvollen Grundstücks gerettet hat.

Da nicht auszuschließen ist, dass eine Privatperson das als Bauland eingetaktete Grundstück bebauen will, überlegt sie bereits, wohin der Solepark den Apothekergarten umsiedeln könnte. Ein spezieller Ort schwebt der Soleparkchefin noch nicht vor. Gedanken macht sie sich zudem über die Unterhaltungskosten. Die Einnahmen des Apothekergartens belaufen sich 2012 auf 357, 63 Euro. Die meisten der rund 600 Gäste haben offenbar die Spendenbox ignoriert.

"Wir müssen uns an Vorschriften halten, können nicht wahllos einen neuen Garten anlegen."

Soleparkchefin Sibylle Schulz

Sicher ist: Die Heilpflanzen sollten in einem neuen Beet effektiver und pflegeleichter angepflanzt werden. 800 Quadratmeter müssten es Sibylle Schulz nach nicht wieder sein. "So einen Garten zu pflegen, kostet viel Zeit und Geld", erklärt sie. Deswegen sei es mit einem neuen Areal und der Bepflanzung allein nicht getan. Sie hofft auf Sponsoren, die die Pflege eines neuen Apothekergartens langfristig finanziell unterstützen. Wer die Beete regelmäßig von Unkraut befreit, darüber muss sich die Soleparkchefin keine Sorgen machen. Den Männern aus den CJD-Salzland-Werkstätten ist der Garten schon längst ans Herz gewachsen. "Wir würden sofort wieder mit anpacken", sagt Team-Chefin Iris Michel.

Doch wo das im Kurpark sein könnte, weiß keiner so genau. Der Grund: Der Park in Bad Salzelmen gilt als Flächendenkmal. "Wir müssen uns an Vorschriften halten, können nicht wahllos einen neuen Garten anlegen", so die Kurparkchefin. Die Stadtverwaltung, so Stadtpressesprecher Hans-Peter Wannewitz, setzt indes "auf die Bemühungen des Soleparks, eine neue Fläche ausfindig zu machen, die Pflanzen zu sichern und vielleicht Unterstützer für das Anliegen zu finden".