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Barbyer Kleintierzüchter halten von übertriebener Vollkommenheit nichts Wenn Kurzschnabeltauben von Ammen unterstützt werden müssen

Von Thomas Linßner 07.01.2013, 02:29

Der Kleintierzuchtverein Barby führte am vergangenen Wochenende seine alljährliche Vereinsschau in Monplaisir durch. Den Besuchern wurden 240 Zuchttiere gezeigt. Acht mal wurde die Höchstnote "vorzüglich" vergeben.

Barby l "Opaaaa, kaufen wir ein Tier? Oder gibt es hier irgendwo Lose, dass man eins gewinnen kann", zupfte die siebenjährige Helene ihrem Großvater heftig am Ärmel. Doch der war froh, dass weder das eine noch das andere möglich war. Trotzdem hatten die aufgeweckte Helene und deren Freundin Natalie ihren Spaß in der Ausstellung. Wo kann man schließlich Kaninchen oder sogar einen abgeklärten Hahn streicheln?!

Szenen wie diese sahen Vereinsvorsitzender Richard Weingarte oder Rassegeflügel-Kreisvorsitzender Hilmar Rösemann gerne. Haben doch Kleintierzuchtvereine genauso wie viele andere Vereine am Nachwuchsmangel zu knabbern. In Barby sah man im vergangenen Jahr einen Silberstreif am Horizont: Vier neue Mitglieder konnten gewonnen werden. Das jüngste ist 26 Jahre alt und heißt Wiebke Strohbach.

Die Vereinsschau fand wieder in den Räumen eines ehemaligen Kuhstalls im Gut Monplaisir statt. Zwischen den Käfigreihen entspannen sich Diskussionen und Fachgespräche, denen auch der interessierte Laie lauschte. Beispielsweise dann, als es um züchterische Ideale und deren Ausuferungen ging. So ist man sich in den Reihen der Barbyer ziemlich sicher, dass Schönheitsmerkmale nicht die Gesundheit des Tieres beeinträchtigen dürfen. Es gibt beispielsweise Rassen, die nur noch aufgrund aufwändiger Haltungs- und Pflegemaßnahmen bestehen können. Ohne spezielle Fütterungsmethoden oder Ammenaufzucht wären sie nicht überlebensfähig.

Das betrifft jene Tauben, die im Laufe der Jahrzehnte extrem kurzschnäblig gezüchtet wurden. Die Vögel sind dadurch kaum noch in der Lage, ihren Nachwuchs zu füttern. In solchem Falle kommt es zur Ammenzucht: Die Eier werden zum Beispiel Brieftauben untergeschoben, die sie ausbrüten und die Jungvögel kräftig füttern. Was ein bisschen an den Kuckuck erinnert. Um derartige Auswüchse zu unterbinden, sind Preisrichter wie der Barbyer Herbert Franz (78) in der Pflicht. Sie signalisieren durch Ausstellungsbewertungen dem jeweiligen Sonder-Zuchtverein, wie weit man gehen sollte.

Der 78-Jährige ist seit 1952 Vereinsmitglied. 1960 war er dabei, als die Kleintieranlage am Gribehner Weg gebaut wurde. Dort gestalteten die Züchter das Land dreier Bauern um und teilten es in 14 Parzellen auf. Sie werden noch heute von ihnen genutzt.