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Bibliotheksstatistik: Krimi und Horror am häufigsten ausgeliehen Im friedlichen Elbedorf Glinde sind Mord und Totschlag die Renner

Von Thomas Linßner 08.01.2013, 02:20

Das Interesse liegt im allgemeinen Trend: In der Gemeindebibliothek Glinde werden am liebsten Bücher der Genres Krimi/Horror ausgeliehen. Ausgedient hat die Musikkassette.

Glinde l Täglich werden auf allen frei empfangbaren Fernsehkanälen 19 Stunden Mord und Totschlag, Raub und Betrug gezeigt. Das errechneten die Experten des ARD/ZDF-Branchendienstes "Media Perspektiven".

Wen wundert es, dass dieser Trend um die Bibliotheken keinen Bogen macht. So ist es auch im friedlichen Glinde. Hier gilt schon als "Straftat", wenn berauschte Lichtmessbesucher Bratwürste klauen.

"All diese Aktivitäten unterstützten unsere Bemühungen, dass vermeintlich verstaubte und antiquierte Image als \'Büchermuseum\' abzulegen."

Sascha Wenzel, Motor des Bibliotheksvereins, hat fein säuberlich die Jahresstatistik 2012 erarbeitet. Daraus geht hervor, dass genau 100 mal "Krimi und Horror", 28 mal Bücher mit historischem Hintergrund, aber nur 12 Kinderbücher ausgeliehen wurden. "Mit Musikkassetten oder Schallplatten kann niemand mehr etwas anfangen", stellt Wenzel fest. Der Schwerpunkt liege auf Büchern.

"Im September feierte die Bibliothek ihren 70. Geburtstag. Zur Festveranstaltung kamen rund 75 Gäste", berichtet der Lehramtsstudent stolz. Auch eine Lesung mit dem Autor Manfred Köppe sowie weitere Veranstaltungen des Bibliotheksvereines Glinde fanden Anklang bei den Besuchern.

"All diese Aktivitäten unterstützten unsere Bemühungen, dass vermeintlich verstaubte und antiquierte Image als \'Büchermuseum\' abzulegen", unterstreicht der 25-Jährige.

Die zur Verfügung stehenden 4500 Medieneinheiten wurden von 31 Bürgern der Einheitsgemeinde in 59 Öffnungsstunden genutzt. Damit wurde jedem Glinder (277 Einwohner) statistisch ein Buch zur Verfügung gestellt und wurden pro Öffnungsstunde vier Bücher verliehen. Fazit: Insgesamt gingen 253 Medieneinheiten über den Bibliothekstisch - das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2011 (250).

Die im vergangenen Jahr verbesserte Ausstattung der Abteilung Geschichte verdreifachte die Ausleihe dieses Genres. "Weniger Interesse fanden, wie sich bereits seit einiger Zeit abzeichnet, Liebes-, Sach- und Heimatromane", gibt Sascha Wenzel zu Protokoll.

Auch die Zahl der Kinderbuch/Jugendbuchausleihen fiel auf ein Tief von 12 Exemplare (2011 noch 33 Ausleihungen). "Dieser Entwicklung wollen wir durch Eltern-Kind-Lesenachmittage und eine auf Jugendliche zugeschnittene Werbung begegnen", kündigt der Lehramtsstudent an.

Wie er sagt, konnten die Bestände 2012 wesentlich aktualisiert und erweitert werden. Dies war durch 622 Bücherspenden, wovon rund die Hälfte verwendbar war, möglich. "Allen Spendern herzlichen Dank. Wir freuen uns auch in diesem Jahr auf eine weitere Unterstützung", ermutigt Wenzel nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen.

Doch darauf verlässt man sich nicht. Der Verein erwirtschaftete selbst Neuanschaffungen. Beispielsweise bei einem Hoffest zur 1075-Jahrfeier. "Der Bücherflohmarkt war ein echter Erfolg und auch die Verwertung der Rest- und Überbestände zu Papier besserten unsere Medienkasse auf", sagt der 25-Jährige. Rund eine Tonne Altpapier sei damals abgegeben worden.

Die Öffnungszeiten: Freitags von 16 bis 17 Uhr und jeden letzten Sonnabend im Monat von 10.30 bis 12 Uhr. Das Bibliotheksgebäude befindet sich im alten Schulgebäude, Dorfstraße 29. Anfragen per Post oder E-Mail an Glinde_Bibliothek@yahoo.de