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  7. Betriebsrat kritisiert Verdi: "Kompromiss ist ein Erfolg und keine Niederlage"

Ameos-Beschäftigte sauer über öffentliche Äußerungen der Dienstleistungsgewerkschaft Betriebsrat kritisiert Verdi: "Kompromiss ist ein Erfolg und keine Niederlage"

Von Olaf Koch 08.01.2013, 02:26

Die Betriebsräte der vier Ameoskliniken im Salzlandkreis sind sauer. Sie reagieren in einem offenen Brief scharf auf die Anschuldigungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Schönebeck/Staßfurt l An einer gewissen Höflichkeit halten die Betriebsräte noch fest. "Lieber Kollege Jens Berek" schreiben Olaf Haberecht, Michael Koch und Matthias Neufert dem Gewerkschaftssekretär. In den Taschen haben die Betriebsratsvorsitzenden der Kliniken Aschersleben-Staßfurt, Schönebeck und Bernburg ihre Hände vor Wut zu einer Faust geballt. Denn was der "liebe Kollege Jens Berek" dieser Tage nach der Einigung zwischen der Ameos-Leitung und dem Betriebsrat sagte, erzürnt die Interessenvertreter.

Berek kritisierte die Inhalte des Kompromiss-Papiers, dessen Details der Öffentlichkeit noch nicht vollständig bekannt seien. "Was so schlecht ist, ist zum Beispiel die Tatsache, dass leitende Angestellte aus dem Kompromiss herausgenommen sind. Diejenigen, die am meisten tragen könnten, sind von vornherein erstmal raus - die Ärzte übrigens auch." Der Gewerkschaftssekretär äußerte zudem seinen Unmut über die Art und Weise, wie drei Betriebsräte mit der Geschäftsführung den Kompromiss ausgehandelt hätten. Verdi sei zudem von den Verhandlungen ausgeschlossen gewesen.

Wäre das Thema nicht so wichtig, würde Olaf Haberecht an dieser Stelle sicherlich laut loslachen. "Das, was Herr Berek da sagt, entbehrt jeglicher Grundlage", so der Sprecher der Betriebsräte gegenüber der Volksstimme.

Punkt 1 - Ärzte sind von dem Kompromiss ausgenommen. "Das ist richtig", so Olaf Haberecht. Doch das müsste auch Verdi wissen, wenn die Dienstleistungsgewerkschaft das bei Ameos in Auftrag gegebene Gutachten auch gelesen hätte, argumentiert der Betriebsratssprecher. "Darin ist festgestellt worden, dass es einen Überhang beim Personal gibt, aber eben nicht bei den Ärzten. Und bei den Verhandlungen haben wir uns an das Gutachten gehalten", so Haberecht.

Punkt 2 - Verdi sei von den Verhandlungen ausgeschlossen gewesen. "Neun Monate hatte die Gewerkschaft Zeit, mit der Geschäftsleitung etwas auszuhandeln. Dieses zeigt deutlich, dass Verdi eben nicht ausgeschlossen war", macht Olaf Haberecht deutlich. Allen Beteiligten war von Anfang an dieses Zeitfenster bekannt gewesen. Denn im Kaufvertrag war schwarz auf weiß definiert, dass Ameos zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird, wenn nicht innerhalb der neun Monate in allen Bereichen zu einer 35-Stunden-Woche übergegangen werden kann.

Aus Sicht der Ameos-Betriebsräte steht der ausgehandelte Kompromiss weiteren Gesprächen mit Verdi nicht entgegen. Dazu die drei Betriebsräte Olaf Haberecht, Michael Koch und Matthias Neufert: "Unser Verhandlungsergebnis mit der Ameos-Geschäftsführung steht einem Tarifvertrag nicht im Wege, im Gegenteil, es ist eine Steilvorlage für die von Euch zu führenden Tarifverhandlungen."

Durch den Abbau von 360 Arbeitsplätzen liegt ein ungeheurer Druck auf den Beschäftigten, meint Berek. "Du verkennst, wir waren nicht eingeschüchtert, sondern wir haben engagiert und konsequent die Interessen der Beschäftigten vertreten. Du selbst bist anwesend gewesen, als am gestrigen Tage (gemeint ist Donnerstag - d. Red.) die Mitglieder der drei Betriebsräte dem Verhandlungsergebnis eindeutig zugestimmt haben. Dies verschweigst Du gegenüber den Medien. Du sprichst bewusst die Unwahrheit, wenn Du behauptest, wir drei Betriebsratsvorsitzenden hätten ohne Mandat verhandelt. In den Betriebsräte-Sitzungen am 16. und 17. Dezember ist mehrheitlich den Betriebsratsvorsitzenden ein Verhandlungsmandat übertragen worden."

Nach Meinung der Betriebsräte hätten sie an keiner Stelle behauptet, dass mit dem vorliegenden Verhandlungsergebnis sämtliche Probleme gelöst seien. "Wir haben klar erklärt, dass mit dem vorliegenden Verhandlungsergebnis eine Vielzahl von Kündigungen verhindert werden soll. Wir haben weiterhin erklärt, dass im Falle von Kündigungen wir auf einen Interessenausgleich und einen Sozialplan bestehen. Weiterhin haben wir erreicht, dass ein Ausstieg aus dem TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst - d. Red.) und eine Abschaffung von Zuschlägen mit uns nicht zu machen ist, drei weitere freie Tage zum Gesundheitsschutz und vor allem: einen fünfjährigen Kündigungsschutz. In Anbetracht der schwierigen Situation der Ameos-Kliniken in Salzlandkreis ist dies ein Erfolg und keine Niederlage."