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  7. Eltern aus Neundorf und Löderburg wollen Schulschließung nicht kampflos hinnehmen

Protestdemonstration vor der Stadtratssitzung / Oberbürgermeister macht Land verantwortlich Eltern aus Neundorf und Löderburg wollen Schulschließung nicht kampflos hinnehmen

Von René Kiel 20.04.2013, 03:16

Die Staßfurter Stadträte sind vor ihrer Sitzung am Donnerstagabend von rund 90 Demonstranten empfangen worden. Die 60 Schüler und Eltern sind von der Schließung der bedrohten Grundschulen Neundorf und Löderburg.

Staßfurt l "Wir wollen weiter in unsere Schule gehen", riefen die Mädchen und Jungen aus Neundorf. Deren Eltern hatten Transparente mit der Aufschrift "Hände weg von unserer Grundschule" oder "Lasst die Schule im Dorfe" mitgebracht. Unterstützt wurden sie dabei von Muttis und Vatis aus Löderburg.

In der Einwohnerfragestunde machten sie deutlich, dass sie die beiden Schulen nicht kampflos hergeben werden. Die Neundorfer haben inzwischen eine Interessengemeinschaft gegründet, die für ihre Schule bereits 307 Unterschriften gesammelt hat. Die Listen übergab Torsten Witte an Oberbürgermeister René Zok (parteilos).

Sowohl Witte als auch der Löderburger Ortschaftsrat Henry Körner kritisierten den Vorschlag der Stadtverwaltung zur Schulschließung scharf, zumal sich der Stadtrat mit einem Grundsatzbeschluss im Jahr 2010 gegen diese Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung ausgesprochen hatte.

"Warum soll ausgerechnet bei denen gespart werden, die unsere Zukunft sein sollen", fragte Witte. Die Gelder, die die Stadt nicht mehr für den Schulbetrieb einsetzen müsse, würden an anderer Stelle für den Schülertransport benötigt, meinten die beiden Väter.

Sie sehen nicht ein, dass alles in der Kernstadt konzentriert werden müsse. Dadurch würden die Ortsteile für junge Familien unattraktiv. Zudem sorgen sie sich, dass die Schulgebäude verfallen und auch die Horte und die Jugendklubs auf der Strecke bleiben.

Witte und Körner forderten deshalb die Stadtväter auf, nach Alternativen zu suchen, die anderswo erfolgreich praktiziert würden. Als Beispiele nannten sie den Unterricht in kleinen Klassen oder eine Veränderung der Einzugsbereiche innerhalb der Stadt.

Letzteres wollen die Linken dem Stadtrat in einem Antrag vorschlagen. Wie der Vorsitzende des Kultur- und Bildungsausschusses, Gerhard Wiest, sagte, soll die Grundschule Neundorf durch eine Zuführung von Schülern aus der Kernstadt auch nach 2014 erhalten werden. Das gleiche gelte für Löderburg über 2017 hinaus. Wenn dadurch die Grundschule Nord Probleme bekommen sollte, sollte diese mit Kindern aus der Kernstadt aufgefüllt werden.

"Es ist tieftraurig, was sich hier abspielt", meinte FDP-Fraktionschef Johann Hauser. Man müsse sich über alle Parteigrenzen hinweg einig sein, dass das Wissen unser wichtigster Rohstoff sei. Der Stopp der Schulschließung müsse deshalb eine Gesamtaufgabe des Stadtrates sein.

UBvS-Fraktionschef Corinthus Schobes stimmte ihm zu. Die Stadt müsse sich durch mehr Firmenansiedlungen darum bemühen, dass sich Familien mit Kindern niederlassen.

Ex-Stadtrat Hartmut Wiest (Unabhängige Wählergemeinschaften) sagte: "Wir sollten die Schulstandorte nicht gegeneinander ausspielen."

Der Oberbürgermeister sagte, er trage alle Aussagen der Eltern mit. "Ich bin ein Verfechter für eine gute Schulbildung", so Zok. Dafür sei er politisch aber nicht verantwortlich. Er sei nur der Bote, der die schlechte Nachricht überbringen müsse. Schuld an der Entwicklung seien Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn und Kultusminister Stephan Dorgerloh (beide SPD).

Bullerjahn wolle durch die Schulschließungen Geld sparen. Daraufhin habe Dorgerloh die Mindestschülerzahlen angehoben. Danach muss eine Grundschule ab dem kommenden Schuljahr mindestens 60 Schüler vorweisen. "Damit bin ich nicht einverstanden. Aber wir sind leider nur Erfüllungsgehilfen", sagte Zok. Neundorf habe nur 40 Schüler und demzufolge keinen Bestand. Die Eltern gaben eine Zahl von 54 an. Zok kündigte an, dass die Neundorfer Grundschule der Uhland-Schule in Staßfurt zugeordnet wird.

Auf den Standort Löderburg eingehend, teilte er mit, dass sich der Stadtrat dafür ausgesprochen hatte, mit Hilfe von Stark-III-Fördermitteln des Landes das Schulzentrum Nord energetisch zu sanieren. Dort sollen zwei Sporthallen, von denen jede pro Jahr 50 000 Euro koste, durch einen Neubau ersetzt werden. Als Gegenleistung habe die Stadt nachweisen müssen, dass die dortige Grundschule 2030 noch 100 Schüler aufweist. Das schaffe sie aber nicht allein.

Zok bot den Neundorfer Eltern an, wie in Löderburg bereits geschehen, noch einmal Rede und Antwort zu stehen.

Niko Zenker (SPD) bat Zok, die Zahlen für Neundorf noch einmal zu überprüfen.

Der stellvertretende Stadtratschef Sven Wagner (SPD-Fraktion), der die Sitzung am Donnerstag leitete, versicherte den Demonstranten: "Ihre Botschaft ist bei allen Stadträten angekommen."