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Ärztlicher Direktor für Kliniken Aschersleben-Staßfurt macht Aufrufe aus Staßfurt für Situation verantwortlich / Dr. Erik Czihal: "Patienten werden weiterhin ausreichend und gut betreut"

09.11.2010, 04:17

Staßfurt/Aschersleben (mz/rk/dw). Das Klinikum Aschersleben-Staßfurt ist trotz drohender Insolvenz weiterhin in der Lage, die Patienten uneingeschränkt zu betreuen. Das sagte der Ärztliche Direktor des Klinikums Aschersleben-Staßfurt, Dr. Erik Czihal. "Ich möchte betonen, dass die angespannte finanzielle Lage keinerlei Auswirkungen auf die medizinische Versorgung der Patienten hat. Wir sind trotz der Krise weiterhin voll einsatzfähig. Es muss niemand Angst haben, dass er nicht ausreichend und wie bisher gut behandelt wird", sagte der Arzt.

Am Freitag war Peter Löbus, Geschäftsführer der Klinikholding des Salzlandkreises, bei der Betriebsversammlung vor die Belegschaft getreten und hat von der Zahlungsunfähigkeit des Krankenhauses berichtet. Grund für die Insolvenz, so sagt es die Leitungsebene, sei der dramatische Patienteneinbruch im dritten Quartal. So sollen in den Monaten Juli, August und September weit über 700 Patienten weniger als erwartet gekommen sein.

Erik Czihal: "Wir sind seit einiger Zeit dabei, diese Tatsache zu analysieren. Nach bisherigen Erkenntnissen hängt es auch mit der aktuellen Krankenhausdebatte im Staßfurter Raum zusammen. Dort sind bewusst Aufrufe gestartet worden, das Ascherslebener Krankenhaus zu meiden." Genaue Zahlen nannte die Geschäftsleitung der Kliniken gestern allerdings nicht. In diesem Zusammenhang verwies Dr. Czihal auf das ambulante OP-Zentrum in Staßfurt. Dort beobachte man seit einem halben Jahr, dass die Sprechstunden nur noch zur Hälfte von den Patienten genutzt werden. Das wirke sich auch auf die Einweisung in die Abteilungen aus. Die Klinikleitung ließ zudem mitteilen, dass sich Peter Löbus heute offiziell äußern will.

Allerdings sieht die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt nicht rosig aus. Denn die gesamte Klinikholding könnte 2011 ein Defizit in zweistelliger Millionenhöhe einfahren, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden würden, so Dr. Czihal. Allein Aschersleben-Staßfurt, sagt der Ärztliche Direktor, sei dort mit einem einstelligen Millionenbeitrag dabei. Ein Gutachter erarbeite derzeit Vorschläge, um aus der Krise zu kommen und wieder zahlungsfähig zu werden. Details sind noch nicht bekannt. Dr. Czihal stellt aber klar, dass die Oktober-Löhne für die Mitarbeiter ausgezahlt worden sind. In den kommenden Monaten habe der Landkreis als Gesellschafter zugesagt, für die finanziellen Verpflichtungen einzustehen.

Trotz der Insolvenz geht die Arbeit weiter. Für den Ärztlichen Direktor die einzige Chance, weiterhin Patienten zu bekommen. "Wir können zunächst erst einmal nur weiterhin professionell unsere Arbeit machen und versuchen, weitere Wirtschaftlichkeitsreserven aufzudecken und insbesondere den Patienten aus dem Staßfurter Raum die Verunsicherung zu nehmen." Wichtigster Punkt sei zudem, so Dr. Czihal, dass Klinik, Geschäftsführung der Holding und Aufsichtsrat ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet hätten, das, wie oft von den Verantwortungsträgern betont, auf den Erhalt der vier Standorte der Krankenhäuser innerhalb der Salzlandkliniken setze und auf die Spezialisierung der einzelnen Kliniken ausgerichtet sei.

Das Ursachensuchen einzig in den Protesten aus Staßfurt hält René Zok, Oberbürgermeister der Salzstadt, für reine Spekulation. Es würden keine Zahlen vorliegen, die das sachlich untersetzen können oder den Einfluss der Arbeitsgruppe zum Erhalt des Staßfurter Krankenhauses darstellen. Zok sagt, dass sich der Gedanke aufdränge, auch im Management seien Fehler begangen worden, zu denen man nicht Stellung beziehen wolle. So wisse er, dass Patienten weiter nach Hettstedt verwiesen wurden, weil es in Aschersleben oder Staßfurt gewisse medizinische Leistungen nicht gab. "Der Punkt ist doch, dass die Geschäftsleitung der Kliniken die inhaltliche Ausrichtung ihrer Häuser vorgibt." Das müsse sich an den Problemen, mit denen Patienten in die Häuser kommen würden, orientieren. In der Vergangenheit, so der Stadtchef, sei das Signal aber der Abbau von Leistungen gewesen, mit einer entsprechenden Umorientierung der Patienten. In der Arbeitsgruppe diskutierte man gestern aktuell, wie man sich innerhalb der neuen Situation positionieren wolle.

Nicht nur in Staßfurt, auch in Aschersleben verfolgt man die Entwicklungen innerhalb der Kliniken "mit Sorge", hieß es aus der Pressestelle. Zwar sei die Einflussnahme als Stadt gering, weil sich das Krankenhaus in der Trägerschaft des Salzlandkreises befinde. Dennoch betont die Stadt, wie wichtig es auch für sie ist, den Krankenhaus-Standort aufgrund der medizinischen Versorgung und mit den daran hängenden Arbeitsplätzen zu erhalten, so ein Sprecher.