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Staßfurterin Petra Günther hat Heiligabend Dienst in der Leitstelle des Salzlandkreises / Dezernentin Reingard Stephan dankt für die Arbeit Anerkennung für "stille Helden des Alltags"

Von Daniel Wrüske 27.12.2010, 05:25

Das Leben geht weiter – auch wenn an den Feiertagen ein bisschen die Zeit still zu stehen scheint. Die Leitstelle des Salzlandkreises unter dem Dach des Staßfurter Sparkassenschiffes arbeitet auch zu Weihnachten. Petra Günther aus Staßfurt hat Heiligabend Dienst. Sie und ihre Kollegen wurden von Dezernentin Reingard Stephan und Seluan Al-Chakmakchi vom Personalrat besucht.

Staßfurt. Ein Großbrand in einem Bernburger Mehrfamilienhaus. Die Bewohner müssen evakuiert und vorrübergehend in einem Pflegeheim untergebracht werden. Am Rande der Kreisstadt wächst der im April entstandene Tagesbruch. Der Krater hat nun einen Durchmesser von rund 40 Metern. Schnell muss ein Polizeihubschrauber zur Lageerkundung herbeigerufen, das Gebiet verstärkt abgesperrt werden. Dazu viele Notrufe von kranken Menschen.

"Wenn man diesen Job hat, weiß man, dass man an Feier- tagen gefragt ist"

Der Dienstbeginn von Petra Günther in der Leitstelle des Salzlandkreises zu Heiligabend hat nicht einmal den Schimmer von Besinnlichkeit. Im Gegenteil, die Ereignisse überschlagen sich geradezu. Permanent klingelt das Telefon. Petra Günther und ihre Kollegen Wolfgang Röding und Karl-Heinz Wirth nehmen die Gespräche an und organisieren sofort Hilfe. An ihren Monitoren und einer großen elektrischen Tafel an der Wand sieht das Leitstellenpersonal, welche Rettungskräfte verfügbar oder im Einsatz sind. Feuerwehren, Notärzte, Polizei – alles wird von der Leistelle aus koordiniert. Dazu die Einsatzdienste von Versorgern (Wasser oder Strom), die Notdienste der Ärzte oder Jagdpächter bei Wildunfällen.

Die Leitstelle ist eine sogenannte integrierte, also für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zuständig. Dass das Gehirn des Salzlandkreises für den Fall der Fälle funktioniert, dafür sorgen Petra Günther und ihre Kollegen. Im Drei-Schicht-System sichern sie die Dienste in der Leitstelle auch über die Feiertage ab. Die Situation ist 2010 erschwert, denn der Krankenstand ist hoch. Kollegen, wie Karl-Heinz Wirth springen immer wieder selbstlos ein, arbeiten hochkonzentriert.

Hat man da Weihnachten überhaupt im Sinn? "Wenn man diesen Job hat, weiß man, dass man an Feiertagen gefragt ist", sagt Petra Günther. Die Staßfurterin wirkt ehrlich gelassen, wenn sie das sagt.

Sie bemerkt aber, dass die Anrufer sich anders als sonst am Telefon verhalten. "Die Menschen sind höflicher", sagt Petra Günther. An anderen Tagen gebe es schonmal böse Worte. Die Leitstellen-Mitarbeiterin hat dafür zum Teil sogar Verständnis. "Meist sind die Menschen in Notlagen und verstehen nicht, dass nicht sofort jemand vor ihrer Tür steht. Aber wir organisieren hier, dass die Hilfe zielgerichtet und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ankommt." Immer wieder aber sei sie von einigen Anrufen emotional bewegt. "Manches beschäftigt einen. Aber dazu muss nicht Weihnachten sein."

Dass sie das Fest nicht wie viele andere im Familienkreis feiern kann, ist Petra Günther bewusst, wehmütig ist sie nicht. Vielmehr berichtet sie, wie ihre berufliche Verpflichtung das Feiertags-Organisationsgeschick ihrer Familie herausfordert. "Mit den Kindern und den Enkelkindern habe ich schon vor Dienstbeginn an Heiligabend gegessen. Die Bescherung machen wir dann einfach am Sonnabend."

"Leitstelle ist Dreh- und Angelpunkt für den gesamten Kreis"

Dezernentin Reingard Stephan und Personalratsmitglied Seluan Al-Chakmakchi wissen um die Einsatzbereitschaft der Leitstellen-Mitarbeiter – das gesamte Jahr über. Als Akt der Anerkennung und des Dankes für die Arbeit verstehen sie den Besuch in der Leitstelle – immer gemeinsam an Heilig- abend. Die Dezernentin betont, dass das Personal in jeder Schicht aus den verschiedenen Bereichen des Kreises kommt, so dass die Leitstelle schnell wirken kann, weil Ortskenntnisse zusammengeführt werden. Außerdem bedürfe der Dienst viel Fingerspitzengefühl und Entscheidungsgabe, in Notfällen, oder – wie an den Feiertagen – auch bei anderen Anrufen von Menschen, die sich allein fühlen, und die Leitstellen-Mitarbeiter zusätzlich in Anspruch nehmen.

Seluan Al-Chakmakchi findet für den Besuch ein schönes Bild: "Wir sind hier, um den stillen Helden des Alltags zu danken."