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Sechs junge Leute erlernen am Schönebecker Ameos-Klinikum den Beruf des Krankenpflegers / Auf was wird Wert gelegt? Die Neuen: Blutdruck messen und Betten machen

Von Ulrich Meinhard 09.11.2013, 02:09

Schönebeck l Alles ist neu, alles gewöhnungsbedürftig. Am Schönebecker Klinikum haben sechs junge Leute mit der Ausbildung zur Krankenschwester, beziehungsweise Krankenpfleger begonnen. Was sie unbedingt mitbringen müssen, nennt Ausbildungsschwes- ter Ingeburg von Damaros in zwei Worten: soziale Kompetenz.

Voneinander lernen. Das Prinzip funktioniert schon in der Grundschule erfahrungsgemäß sehr gut. Und auch bei der Ausbildung von angehenden Krankenschwestern und -pflegern hat es sich bewährt. In diesen Wochen sind die Schüler des ersten Ausbildungsjahres erstmals in der Praxis, das heißt: im Krankenhaus eingesetzt.

Im Ameos Klinikum Schönebeck lernen derzeit sechs junge Menschen, wie der Tagesablauf in einem Krankenhaus strukturiert ist. Essen austeilen gehört dazu, Körperpflege der Patienten ebenso, weiterhin müssen Werte wie Blutdruck und Blutzucker natürlich möglichst exakt gemessen werden.

"Die Neuen lernen unser Haus kennen", fasst Ingeburg von Damaros die erste Lektion zusammen. Die Unterweisungen erhalten sie von der Ausbildungsschwester, aber auch von den Schülern aus dem dritten Lehrjahr. "Natürlich unter Aufsicht", fügt Ingeburg von Damaros hinzu.

Das Projekt "Schüler leiten Schüler an" ist immer wieder eine Art Höhepunkt während der Ausbildung. "Diese Erfahrung erleichtert den Einstieg", versichert die Praxisanleiterin. Denn die Neuen müssen ja erst einmal "reinkommen", warm werden mit ihrem Tätigkeitsfeld.

Auch für die Lernenden des dritten Lehrjahres ist das Schüler-Schüler-Projekt eine neue Erfahrung. Neu in der Hinsicht, dass sie jetzt Aufgaben delegieren können und sogar sollen.

Ein Schülerpraktikum ist von großem Vorteil

Die angehenden Schwestern und Pfleger haben nun einen eigenen Verantwortungsbereich. Das ist Gewöhnungssache. Aber eigentlich sehr schön. Interessant ist es für sie zu erleben, wie die Neuen verdutzt auf die Laken schauen, die im Krankenhaus verwendet werden.

Spannbettlaken? Fehlanzeige. Und dann müssen diese widerspenstigen Matratzenschoner auch noch faltenfrei aufgezogen werden, damit es schick aussieht.

Über die Bewerber, die sich Jahr für Jahr im Schönebecker Klinikum einfinden, sagt Ingeburg von Damaros: "An Selbstbewusstsein mangelt es ihnen nicht. Wir müssen dann individuell einschätzen, ob sie für diesen Beruf geeignet sind." Deshalb sei ein Schülerpraktikum von großem Vorteil.

So lernen sich beide Seiten schon einmal kennen, und die Ausbilder wissen, mit wem sie es zu tun haben. "Wir möchten nicht während der Probezeit die Notbremse ziehen müssen", verdeutlicht die Lehrschwester, wie es im ungünstigsten Fall laufen kann.

Mangelnde Leistungsbereitschaft kann Ingeburg von Damaros bei den meisten jungen Leuten nicht feststellen. Sie relativiert allerdings: "Die, die den Beruf wirklich lernen wollen, sind auch motiviert."

Die Frage nach dem größten Fehldenken beantwortet sie mit dem Hinweis, dass nicht jede Person das Talent und die Gaben zur Pflege mitbringen. "Nein, es kann nicht jeder pflegen, wie es so schön im Arbeitsamt heißt. Ich möchte helfen: Das heißt auch, bei der Körperpflege behilflich zu sein und nicht nur, irgendwas vom Regal herunter zu holen. Es ist nicht jeder geeignet, sich anderen Menschen in dieser Weise zuzuwenden."

Jedenfalls müsse eine soziale Kompetenz mitgebracht werden. "Die können wir hier nicht erst noch ausbilden. Über so was wie Freundlichkeit und Pünktlich- keit diskutieren wir erst gar nicht", zeigt die Ausbildungsschwester Selbstverständlichkeiten auf.

Bereits im dritten Lehrjahr ist Andreas Hagedorn. Das Studium, dass der 27-Jährige einst begann, sagte ihm alles andere als zu. Er entschied sich für den Beruf des Krankenpflegers. Warum?

"Weil es ein toller Beruf ist. Ein Lokführer guckt sich immer nur die Schienen an. Wir lernen Leute kennen, können helfen und erleben oft Dankbarkeit."

Während der dreijährigen Ausbildung lernen die Jugendlichen neben dem theoretischen Unterricht an der Berufsschule in der praktischen Ausbildung die verschiedenen Bereiche des Gesundheitswesens innerhalb, aber ach außerhalb des Klinikums kennen, etwa bei der Caritas.

"Die theoretische Ausbildung durchlaufen sie an der staatlich anerkannten Krankenpflegeschule, dem Bildungszentrum Albert Schweitzer am Ameos Klinikum Aschersleben", rundet Schönebecks Klinik-Sprecherin Cornelia Heller die Informationen über die Neuen und was sie erwartet ab.