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  7. Aus für die Grundschule Neundorf zum Schuljahresende sorgt im Dorf für Trauer

Stellvertretender Ortsbürgermeister Klaus Maaß schließt Auswirkungen auf Sporthalle nicht aus Aus für die Grundschule Neundorf zum Schuljahresende sorgt im Dorf für Trauer

Von René Kiel und Daniel Wrüske 21.11.2013, 01:09

Die Schülerzahlen reichen nicht: Die Grundschule in Neundorf wird geschlossen. In den Planungen des Landkreises taucht sie nicht mehr auf. In Staßfurt will man sich eine "Notoption" offen halten. Allerdings wird das die Schule kaum auf Dauer sichern.

Schönebeck l Die Einstufung von Grundschulen als sogenannte "Zwergenschulen" durch das Land sorgt für gravierende Änderungen in der Schullandschaft Sachsen-Anhalts. Im ländlichen Raum brechen Bildungseinrichtungen weg. Vor Staßfurt macht diese Entwicklung nicht Halt. Die Grundschule in Neundorf schließt zum kommenden Schuljahr. Hier lernen derzeit 50 Kinder.

In der Schulentwicklungsplanung des Salzlandkreises, die die Schuljahre 2014/14 bis 2018/19 beleuchtet, ist die kleine Schule gar nicht mehr aufgeführt. Dabei ist das Problem nicht, dass die Schüler fehlen. Derzeit lernen nach Angaben der Kreisverwaltung 765 Mädchen und Jungen an den sechs Grundschulen in Kernstadt und Ortsteilen. "Dieses Schüleraufkommen rechtfertigt mittel- und langfristig den Bestand aller Grundschulen", sagt Petra Czuratis, die im Landkreis für Bildung zuständige Fachbereichsleiterin.

Dass Neundorf trotzdem vor dem Aus steht, hängt damit zusammen, dass die Grundschulen im Stadtkern viel mehr Kinder in ihren Einzugsbereichen haben. An diese Bereiche aber will der Stadtrat nicht ran. Es gibt eindeutige Beschlüsse.

Die Stadt hat nicht zuletzt auch aus diesem Grund versucht, beim Landesschulamt eine Ausnahmegenehmigung für die Neundorfer Grundschule zu erreichen. Zumal lediglich 2014/15 nicht genügend Schüler da sind, nach Angaben aus dem Rathaus aber 2015/16 und 2016/17 der "Zügigkeitsrichtwert" erreicht wird. Ihren Antrag begründen die Staßfurter damit, dass die Schulschließung eine "besondere Härte" darstelle. Sollte das Schulamt dem nicht zustimmen können, so wünsche man sich eine Außenstelle der Staßfurter Uhland-Grundschule in Neundorf als Alternative, heißt es in einem von Oberbürgermeister René Zok unterschriebenen Brief.

Das Landeschulamt aber folgt beiden Anliegen nicht (Volksstimme berichtete). Es gibt keine Ausnahmegenehmigung für die Neundorfer Schule. Perspektiv sieht die Hallenser Behörde die Schülerzahlen als langfristig nicht gesichert an.

Eine Argumentation, der sich Oberbürgermeister René Zok nicht entziehen kann. "Leider", wie er sagt. "Natürlich ist es schlecht, eine Schule schließen zu müssen. Aber emotional geprägte Argumente tragen nicht gegen die Zahlen, die gegen Neundorf sprechen." Der Bevölkerungswandel mache sich hier in wahrnehmbaren Realitäten bemerkbar.

In Staßfurt taktiert man weiter mit dem Landeschulamt, um Neundorf trotzdem offen zu halten. Die Verhandlungen werden an der Schul- bauförderung "Stark III" aufgehängt. Die Stadt hat beantragt, die Uhland-Schule energetisch mit großer finanzieller Unterstützung durch Land und EU zu sanieren. Im Rathaus wartet man auf den entsprechenden Förderbescheid. Sollte der kommen und die Bauarbeiten in dieser Bildungseinrichtung beginnen, könnten in der Uhland-Schule nicht zusätzliche Schüler (aus Neundorf) lernen. Zudem, so der Stadtchef, müsse man sicherlich auch überlegen, Klassen aus Staßfurt zeitweilig nach Neundorf "auszulagern, damit die Kinder nicht durch Lärm und Bauarbeiten beeinträchtigt sind".

Eine Entscheidung dazu steht noch aus, darf aber sicherlich nicht als dauerhafte Lösung für Neundorf gesehen werden. Das Aus stimmt die Leute aus dem Ort nachdenklich. Der stellvertretende Ortsbürgermeister Klaus Maaß sagte nach Bekanntwerden der Hiobsbotschaft: "Wir sind traurig und erbost." Dass die Schülerzahl nach den neuen Vorgaben der Landesregierung nicht ausreiche, wisse man. Es sei aber unbestritten, dass der Unterricht in kleineren Klassen besser sei als in den größeren. Stattdessen mute man nun auch den Neundorfer Kindern zu, täglich mit dem Bus über Land nach Staßfurt zu fahren.

Maaß schließt nicht aus, dass sich die Schulschließung auch auf andere Einrichtungen des Dorfes negativ auswirken wird und sprach beispielhaft die Turnhalle an.

"Es ist schade, dass sich der Stadtrat nicht einig war", beklagte Maaß die Zurückweisung des Beschlussvorschlages der Linken für einen Neuzuschnitt der Schuleinzugsbereiche. Er sah vor, Schüler von Staßfurt-Süd nach Neundorf zu schicken, fand aber keine Mehrheit. Maaß, der auch Stadtratsmitglied ist, sprach von "Vorwahlkampf".