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Im Streit um die Mauer am Güstener Friedhof werden sich die Parteien nicht einig, wer zahlen soll Stadt und Anwohner sehen sich bald vor Gericht

Von Franziska Richter 04.01.2014, 02:14

"Wie nach einem Bombeneinschlag" habe es bei Petra Jendrysiak ausgesehen, als der Bauhof der Stadt Güsten da war. Nachdem die Mitarbeiter des städtischen Betriebes die eingestürzte Friedhofsmauer beräumten, eskalierte der Streit zwischen Stadt und Anwohnern immer weiter. So weit, dass jetzt nur noch ein Richterspruch Abhilfe schaffen kann.

Güsten l "Das war die letzte Aufforderung für eine außergerichtliche Einigung", sagt Petra Jendrysiak und zeigt ein Schreiben ihrer Anwältin. Wenn dann nichts passiert, will sich die Anwohnerin aus der Rathmannsdorfer Straße mit der Stadt Güsten nur noch vor Gericht weiter auseinandersetzen.

Knackpunkt ist die Mauer, die zwischen ihrem Grundstück und dem Friedhof steht. Seit genau zehn Jahren streitet sie sich mit der Stadt nun, wer für die Mauer verantwortlich sein soll.

Petra Jendrysiak erzählt: Schon 2004 drohte der Einsturz der alten Friedhofsmauer, dann begann auch der Schriftverkehr mit der Stadt Güsten, wer denn nun zuständig sei. Vor drei Jahren ist die Mauer dann eingefallen. Letztendlich rückte der Bauhof der Stadt Güsten doch an und beräumte die Mauer, mit Genehmigung von Petra Jendrysiak und ihrem Partner, der ebenfalls auf dem Grundstück lebt.

Der Bauhof habe das Gelände nach dem Beräumen der alten Mauer völlig zerfurcht, wie Fotos der Familie beweisen sollen. "Es sah aus wie nach einem Bombeneinschlag", sagt Petra Jendrysiak. Das war der erste Punkt, der den Streit aufflammen ließ. Die Anwohner forderten die Stadt Güsten auf, den entstandenen Schaden zu beheben, was aber nicht passierte. Später begradigte das Paar das Gelände in Eigenarbeit. Dafür sollte die Stadt aber zahlen.

"Bei uns haben die Kinder im Pool gebadet und nebenan schritten die Menschen zur Beerdigung. Das war pietätlos."

Das Paar forderte die Stadt Güsten über einen Anwalt auf, die Rechnungen für die neue Erde und für die Miete der Baugeräte zu begleichen. Auch ein letztes Loch, das zwischen neuer und alter Mauer noch klafft, soll die Stadt schließen. Die letztmalige Aufforderung stammt vom August 2013. Seitdem hat sich nichts getan.

Nachdem die eingefallene Mauer beräumt war, hat der Bauhof Holzlatten als Zaun aufstellen lassen. Aber diese waren durchsichtig. "Bei uns haben die Kinder im Pool gebadet und nebenan schritten die Menschen zur Beerdigung. Das war pietätlos. Deswegen haben wir dann einfach selbst eine Mauer gesetzt", erklärt Petra Jendrysiak.

Das war noch ein Punkt, der den Streit weiter anfachte: Die Mauer ist sichtlich krumm und schief. Bürgermeister Helmut Zander sagte bereits im vergangenen Jahr bei einer Stadtratssitzung, dass die Mauer nicht ordnungsgemäß errichtet worden sei und auf keinen Fall so stehen bleiben könne.

"Die Mauer ist nicht den Vorschriften entsprechend errichtet worden."

Außerdem habe es keine Genehmigung gegeben. "Die Mauer ist nicht den Vorschriften entsprechend errichtet worden. Ich fordere die Verwaltung auf, das Problem endgültig zu lösen", sagte Zander.

"Ja, schief ist sie. Der Boden ist uneben und die Wurzeln arbeiten", muss Petra Jendrysiak zugeben. Sie und ihr Partner seien eben keine Profis und hätten die Mauer in Eigenregie bauen müssen, weil der Zaun einfach nicht reichte. "Hätte die Stadt doch selbst eine richtige Mauer gebaut", meint die Anwohnerin.

Dass Helmut Zander die Mauer aber nun öffentlich bemängelt, bringt die Anwohnerin auf die Palme. "Die Mauer steht auf unserem Grundstück, so steht es im Kataster, wie es mir Helmut Zander selbst gezeigt hat", sagt die Güstenerin. "Bis zwei Meter hoch kann ich auf meinem Grundstück ohne Genehmigung bauen, und unsere Mauer ist 1,96 Meter."

"Die Stadt reagiert einfach nicht. Ich ziehe jetzt vor Gericht. Mir reicht\'s."

Seitdem Petra Jendrysiak die Summe aus den offenen Rechnungen von der Stadt fordert, haben sich beide Parteien oft an einen Tisch gesetzt, sind aber nie zu einer Einigung gekommen. Sie will nun auch Bürgermeister Zander verklagen, weil er sie in dem Streit öffentlich vor Mitarbeitern der Verwaltung beleidigt haben soll.

Außerdem ist eine weitere Rechnungen offen, über die man sich nicht einig wird: Der Efeu des Friedhofs sei von der Stadt nicht beschnitten worden, deswegen hat die Pflanze am Dach des Gebäudes der Familie gewuchert und es zerstört.

Petra Jendrysiak sagt: "Auf die Anwaltsschreiben reagiert die Stadt einfach nicht mehr. Ich ziehe jetzt vor Gericht. Mir reicht\'s."