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Warum eine junge Familie um keinen Preis der Welt ihren kleinen Wipper-Ort verlassen würde Wenn Osmarsleber ihren Kirchturm nicht sehen, sind sie krank

Von Falk Rockmann 29.01.2014, 02:24

Wenn jemand zwischen Bode und Wipper heimatverbunden ist, dann sind es die Osmarsleber. Eine junge Familie erklärt, warum sie um keinen Preis der Welt ihr 300-Seelen-Dorf verlassen würde.

Osmarsleben/Güsten l Die sprichwörtliche Heimatliebe wird immer dann besonders deutlich, wenn der Dorfclub zum Heimatfest ruft. Selbst Wahl-Österreichern ist dann der Weg nicht zu weit.

"Wenn die Osmarsleber ihren Kirchturm nicht sehen, sind sie krank", ist Susan Krause überzeugt. Die 22-Jährige ist waschechte Osmarsleberin. So wie ihr Partner Ronny Huhnstock auch. Seit dem 7. Januar und der Geburt ihrer Mathilda sind sie nun eine richtige Familie. Auch ihr Töchterchen soll natürlich eine waschechte Osmarsleberin bleiben.

"Sie denken leider nicht daran zurückzukommen."

Die Eltern sind in der glücklichen Lage, Arbeit in der Heimat zu haben. Ronny ist Maschinenführer bei Astra in Güsten. Susan hat ihre Ausbildung zur Erziehrin erfolgreich abgeschlossen und kann nach Ende des Babyjahres zuversichtlich auf eine Anstellung in der Osmarsleber Kita Pünktchens Stromerland blicken.

Keine Arbeit in der Region zu haben, wäre der einzige Grund, von hier wegzugehen. Susan bedauert es sehr, dass sich ihre Schwester Jana diesem Schicksal beugen musste. Die zog 2002 nach Bayern, weil sie und ihr Freund keine berufliche Perspektive in der Heimat fanden damals. Susan kann nachvollziehen, wie es wäre, allein in der Fremde etwas Neues anzufangen.

Mittlerweile hat ihre Schwester aber auch eine eigene Familie mit zwei Kindern. Susan bedauert sehr: "Sie denken leider nicht daran, zurückzukommen." Natürlich verstehe sie, dass die Arbeit die wichtigste Lebensgrundlage für eine Familie ist. Traurig verfolgt Susan aber auch die Entwicklung im Freundeskreis. "Viele Freunde und Gleichaltrige von uns sind mittlerweile weggezogen. Ich hoffe, es werden nicht noch mehr", hat die junge Mutti diesbezüglich etwas Bange vor der Zukunft.

"Hoffnung machen mir die vielen Kinder, die jetzt geboren werden."

Dabei seien - bis auf genügend Arbeit eben - Voraussetzungen für ein schönes Leben an der Wipper gegeben. Susan zählt die idyllische Lage ihres Heimatdorfes ebenso dazu, wie die Kita, die nahegelegenen Schulen in Güsten, ärztliche Versorgung und Freizeitmöglichkeiten in zahlreichen Vereinen. Ronny ist Mitglied im Anglerverein Blauer Hecht Güsten, Susan will nach dem Babyjahr den Frauenchor Victoria Güsten verstärken.

"Hoffnung machen mir die vielen Güstener Kinder, die jetzt geboren sind oder noch werden." Dass es bei Ratssitzungen im Rathaus manchmal hoch her geht, habe sie übrigens auch mitbekommen - das interessiere sie aber so gut wie gar nicht.

Einer der wichtigsten Gründe, sich hier wohl zu fühlen, sei natürlich besonders die Familie. "Meine Eltern sind sofort da, wenn ich ,schreie\'", so die Osmarsleberin. Für Opa Ingo Krause gäbe es unterdessen nichts Schöneres, würde er gemeinsam mit seiner Enkelin dereinst auf der Bühne des Güstener Karnevals stehen.