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2013 holte der Kreiswirtschaftsbetrieb 313 Tonnen Unrat und 1700 Altreifen aus den Feldfluren im Salzlandkreis Müll in der Natur kostet die Bürger 130 000 Euro

Von Falk Rockmann 27.02.2014, 02:18

Diese Zahlen erschrecken. 130 000 Euro kosteten den Gebührenzahler im Salzlandkreis im vergangenen Jahr wilde Müllverkippungen. Wahrlich kein Kavaliersdelikt, wenn der Kreiswirtschaftsbetrieb 2013 insgesamt 313 Tonnen Unrat und 1700 (!) Altreifen aus den Feldfluren fischen musste.

Staßfurt/Bernburg l Und es geht weiter. Jüngstes Beispiel: Ein Berg von Dämmmaterial, satt mit Teer getränkt, wurde an einem Feldweg nahe der einstigen Kanonenbahnbrücke bei Hohenerxleben illegal entsorgt. Daneben ein noch größerer Haufen, der aus einer Haushaltsauflösung oder einem großen Möbelwechsel stammen könnte: Sessel, Sofa, Auslegware. Wozu gibt der Kreiswirtschaftsbetrieb jedem Haushalt die Möglichkeit, Sperrmüll bequem vor der Haustür abholen zu lassen? Das ist bezahlt - mit jeder einzelnen Abfallentsorgungsgebühr.

"Es ist schon erschreckend, was man in der Natur erleben muss", schildert Lothar May aus Neundorf einen weiteren Fall wilder Müllverkippung. Am Weg zwischen Feldstraße und Görickestraße liege seit über einem Jahr auf etwa 30 Meter Länge Baumschnitt. "Rasenschnitt, Laub und ausgestochene Rasenstücke vervollständigen diese ,Idylle`", empört sich der Neundorfer. Ebenso gehöre Bauschutt nicht in die Natur. "Manche Zeitgenossen scheinen mit dem Umweltschutz und der Liebe zur Natur auf Kriegsfuß zu stehen. Dabei haben wir doch ein gut funktionierendes, preiswertes Abfallsystem. Abfall- und Wertstofftonnen sind in jedem Haushalt vorhanden, und für Flaschen stehen überall Container bereit. Dazu sind kostenlose Abgaben auf den Wertstoffhöfen des Kreiswirtschaftsbetriebes möglich. Die Kosten für die Bereinigung dieses Naturfrevels darf dann die Allgemeinheit tragen."

Das kann Ingrid Schildhauer, Pressesprecherin des Salzlandkreises, nur bestätigen. "2013 wurden durch den Kreiswirtschaftsbetrieb 313,18 Tonnen Müll und 1700 Altreifen aus den Feldfluren geholt. Die Kosten betrugen rund 130 000 Euro, welche durch die Gebührenzahler zu tragen sind."

"Für gewöhnlich werden Geldstrafen von 150 bis 500 Euro ausgesprochen."

Das bedeute, dass jeder Gebührenzahler mit etwa 57 Cent - das entspricht rund 1,4 Prozent der Entsorgungsgebühr - dafür zur Kasse gebeten werden muss, damit die wilden Müllverkippungen beräumt und entsorgt werden können. Nicht enthalten in dieser Rechnung ist der Aufwand, den Städte und Gemeinden zusätzlich erbringen, um ihre Ortschaften sauber zu halten.

Die Mitarbeiter des Fachdienstes Natur und Umwelt des Landkreises sind gefordert: 37 abfallrechtliche Ordnungswidrigkeitsverfahren mit Geldbußen zwischen 100 und 500 Euro wurden von ihnen 2013 bearbeitet. Als Straftaten angezeigt wurden 13 illegale Entsorgungen. "Die Strafen unterscheiden sich je nach Art und Umfang der Abfälle, sowie dem Ausmaß der zu erwartenden Schädigungen der Natur und Umwelt", so Ingrid Schildhauer. "Für gewöhnlich werden Geldstrafen von 150 bis 500 Euro ausgesprochen. Bei schwerwiegenden Umweltdelikten wie der Entsorgung gefährlicher Abfälle gab es schon Strafbefehle von 1000, 2500 oder auch 10 000 Euro."

Der Landkreis gehe übrigens davon aus, dass die wilden Müllverkippungen in der Regel durch Salzländer verursacht werden. Selten kämen Bürger aus den umliegenden Landkreisen. Das ergebe sich daraus, dass illegale Ablagerungen an gut ausgebauten Feld- und Radwegen sowie nicht besiedelten Gewerbegebieten im gesamten Salzlandkreis registriert werden. Schildhauer nennt einige Schwerpunkte: Landwirtschaftswege in der Feldflur zwischen Hohenerxleben und Strenzfeld, die Feldflur der Hecklinger Straße Aschersleben, der Weinbergsgrund Hecklingen, Feldwege entlang der Grizehner Teiche bei Calbe, die Feldflur des Gewerbegebiets West Schönebeck.