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Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neundorf rücken 31 Mal aus / Neue Kinderwehr lässt Wehr optimistisch sein Flut treibt Einsatzzahl im Jubiläumsjahr in die Höhe

Von Falk Rockmann 31.03.2014, 03:28

Relative Ruhe fanden die Kameraden bei der Vorbereitung ihres Jubiläums. Das 110. Jahr der Freiwilligen Feuerwehr Neundorf sollte aber eines der einsatzreichsten werden. Mit dem Hochwasser an Elbe und Saale schnellten die Einsatzzahlen 2013 in die Höhe. Mit 31 nämlich auf etwa das Doppelte von "normalen" Jahren.

Neundorf l Der 15-seitige Bericht von Wehrleiter Andreas Hüttner, am Sonnabend zur Jahreshauptversammlung vorgetragen, hatte es in sich.

Das Jubiläumsjahr habe man noch in relativer Ruhe vorbereiten können, zumindest bis zur Festveranstaltung im März. Doch dann kam es "dicke". Ganze 14 Einsätze bescherte das besagte Hochwasser den Neundorfer Kameraden. Beginnend mit dem 5. Juni sollten die Kameraden Schulter an Schulter mit anderen Einsatzkräften einen Monat quasi im Dauereinsatz zur Rettung von Hab und Gut anderer, ja sogar zur Menschenrettung sein.

"Nur so kann es auch nach einem Krieg ausgesehen haben."

Hüttner beschrieb dann das große Aufräumen vom 22. Juni bis 2. Juli unter anderem so: "Gerade an diesen elf Tagen konnten die hier eingesetzten Kameraden das Leid der Leute, die vor dem Nichts standen, in den Orten hautnah miterleben. Nur so kann es auch nach einem Krieg ausgesehen haben."

Aber selbst nach diesen Erlebnissen waren die Gedanken der Neundorfer Kameraden noch bei den Menschen im Katastrophengebiet. Zusammen mit der Löderburger Wehr ließen sie ihre Einsatzpauschalen den Kameraden der Feuerwehr Breitenhagen zukommen. Diese hatten nur ihr Einsatzfahrzeug und die getragene Einsatzbekleidung vor dem Wasser retten können.

Es gab aber auch noch weitere Einsätze im Jahr 2013, die tief unter die Haut gingen: Es ist der erste Adventssonntag. Die Neundorfer Wehr wird zu einem Laubenbrand in die Gartenanlage an der Damaschkepromenade gerufen.

"Ein Bild, welches den Einsatzkräften nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird"

Kameraden finden einen bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichnam mitten im Brandschutt. "Ein Bild, welches den Einsatzkräften nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird", sagt der Wehrleiter.

Insgesamt zählen zehn Brände, 21 Hilfeleistungen und eine Einsatzübung zum ehrenamtlichen Dienst des vergangenen Jahres. Doch das ist nur eine Seite der "Freizeitbeschäftigung" der Kameraden. Andreas Hüttner bilanziert neben einer Einsatzzeit von 858,5 Stunden 2107 Stunden Stand- ortausbildung, für die die 23 Männer und eine Frau im aktiven Dienst freie Stunden, Tage, ja Wochen opferten. Einschließlich der besuchten Lehrgänge kommt der Wehrleiter auf insgesamt "3,7 Monate, die Wochenenden mit einbezogen", die sie für ihr "ehrenamtliches Hobby Feuerwehr aufgebracht haben".

Viel Platz nahm aber auch ein Rückblick auf zahlreiche erfreuliche Momente im Bericht ein. Das Jubiläum, das unter dem Motto "110 Jahre Glut im Blut" begangen wurde, fand unter anderem beim Heimatfest vielbeachteten Widerklang. Ob historische Brandbekämpfung, die die Lachmuskeln der Festbesucher strapazierte, ob Technikschau oder Marschmusik, der Wehrleiter wertete die Worte einer in der Volksstimme zitierten Neundorferin ("So etwas hat Neundorf schon lange nicht mehr erlebt.") als Anerkennung. "Ein größeres Dankeschön kann man für die über einjährige Vorbereitungszeit wohl nicht erhalten", meinte der Wehrleiter.

"Hiermit leistet auch ihr einen großen Beitrag zum freiwilligen Dienst eurer Liebsten in der Feuerwehr."

Schließlich sparte er nicht mit Dank und Ankennung zur geleisteten Arbeit aller Kameraden. Dabei hob er unter anderem die Gründung der Kinderfeuerwehr hervor, die die Wehr trotz anstehender Schließung der Grundschule optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Er, aber auch der Stadtwehrleiter Olaf Simon, der Feuerwehrverein der Stadt Staßfurt, vertreten durch Klaus Magenheimer, sowie Susanne Henschke für die Stadtverwaltung sicherten Hilfe für den Neundorfer Feuerwehr-Nachwuchs zu, falls die gewünscht werde.

Hüttner vergaß auch nicht, sich zu bedanken, bei den "Ehefrauen, Freundinnen und Kindern für das aufgebrachte Verständnis, wenn eure Männer und Väter wieder einmal sagen: ,Ich gehe zur Feuerwehr.` Hiermit leistet auch ihr einen großen Beitrag zum freiwilligen Dienst eurer Liebsten in der Feuerwehr."