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Polizeidirektion Nord sieht keine Störung des Notrufes am Pfingstwochenende Alle halbe Stunde ein Streifenwagen im Ort

Von Thomas Höfs 14.06.2014, 03:20

War der Notruf der Polizei am vergangenen Wochenende aus Tarthun nicht durchgängig zu erreichen? Die Polizeidirektion Nord versichert, dass es keine Probleme mit dem Notrufsystem gegeben habe. Fragen bleiben aber.

Tarthun l Der Tarthuner wollte gerade ins Bett gehen, als er am Sonntagmorgen gegen 0.10 Uhr einen Einbruch im benachbarten Bauhof der Gemeinde bemerkt. Schnell versucht der Einwohner die Polizei zu benachrichtigen. Über den Notruf. Nach Angaben des Mannes gelingt dies nicht. Minutenlang sei der Notruf für ihn nicht erreichbar gewesen, schildert er dem Bürgermeister von Bördeaue, Peter Fries. Die Einwohner schlagen schließlich lautstark Alarm und vertreiben die Einbrecher. Trotzdem machen die Unbekannten Beute und richten beträchtlichen Schaden an.

Noch über Pfingsten verfasst Bürgermeister Peter Fries eine Dienstaufsichtsbeschwerde, gerichtet an den Ministerpräsident, den Innen- und Finanzminister. Für Fries ist es ein Unding, dass die Polizei nicht erreichbar gewesen war.

Doch war der Notruf tatsächlich blockiert oder gab es Problem mit dem Telefon vielleicht aufgrund der Hektik? Die Volksstimme fragte das Innenministerium des Landes. Die Behörde leitete die Anfrage an die zuständige Polizeidirektion Nord weiter. Zunächst einmal, erklärt Polizei-Pressesprecher Marc Becher, laufe der Notruf aus der Polizeidirektion Nord, wozu der Salzlandkreis gehört, in Magdeburg auf.

Dort registrieren die Computer einen Anruf aber erst viel später. Die Polizei teilt dazu mit: "Der erste Anruf um 0.22,40 Uhr wurde durch Auflegen des Anrufers nach 45 Sekunden beendet, da er sich infolge des hohen Notrufaufkommens in der Warteschleife befand. Der zweite Anruf um 0.24,38 Uhr dauerte insgesamt 58 Sekunden. Sofort danach wurde der Einsatz dokumentiert und zwei Streifenwagen vom Disponenten zum Ereignisort geschickt."

Allein von Mitternacht bis 0.30 Uhr gingen 21 Anrufe über Notruf bei der Polizeidirektion Nord ein. Sind die Disponenten der Polizeileitstelle im Gespräch, schalte sich ein Band ein, teilt die Polizei weiter mit. Daneben werde den Polizeibeamten signalisiert, dass sich weitere Notrufe in der Warteschleife befinden.

Dass der Notruf nicht funktionierte, weist Pressesprecher Marc Becher zurück. Allerdings habe es in diesem Jahr Problem mit einem Mobilfunkanbieter gegeben, räumt die Polizei ein. Diese seien aber bereits behoben.

Die Polizeidirektion versichert, dass sie mit ausreichend Personal die Absicherung an dem Sonntag übernommen habe. Auf konkrete Nachfragen, wie viele Polizisten im Salzlandkreis und in der Leitstelle der Polizeidirektion Dienst taten, gibt die Polizei keine Auskunft. "Die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord veröffentlicht grundsätzlich keine internen Zahlen in Bezug auf den personellen Dienstbetrieb", teilte Marc Becher gestern mit.

Für Bürgermeister Peter Fries bestehe nach wie vor Klärungsbedarf, sagt er auf Nachfrage der Volksstimme. Er habe zwar bereits eine Stellungnahme erhalten, hätte sie aber wegen eines Defekts an seinem Computer noch nicht öffnen und lesen können. Nach Rücksprache mit dem hilfesuchenden Bürger bleibe dieser aber dabei, dass er gegen 0.10 Uhr und damit deutlich früher als von der Polizei angegeben, den Notruf gewählt habe.

Doch warum liegen mehr als zehn Minuten zwischen beiden Zeitangaben? Die Differenz wird vielleicht nicht aufklärbar sein. Dennoch steht für den Bürgermeister fest, dass die Erreichbarkeit der Polizei im ländlichen Raum auch in Zukunft abgesichert werden muss. "Zurzeit fährt alle halbe Stunde ein Streifenwagen durch Tarthun", sagt Peter Fries. Das werde aber kein Dauerzustand bleiben, mache er sich nichts vor. Er habe sich vorgenommen, das Thema Polizei auch in Zukunft weiter zu betrachten. Gerade vor dem Hintergrund der nächsten sich abzeichnenden Polizeireform bleibe die Problematik hochaktuell für ihn, erklärte er.

Gespannt sei er auch auf die Antworten der drei Regierungsvertreter zum polizeilichen Schutz der Bevölkerung in seiner Gemeinde. Nicht auszudenken wäre die Nichterreichbarkeit der Polizei bei einem schweren Verbrechen oder wenn der Bürger nur einmal die Möglichkeit hat, die Polizei zu rufen, meint er.