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Salzlandsparkasse findet für Staßfurter "Jugend forscht"-Bundessieger Fördermöglichkeit Neuer Topf für patente Lösungen

24.06.2014, 01:22

Dass es in seiner Zeit noch einmal Schüler vom Dr.-Frank-Gymnasium schaffen, Bundessieger im "Jugend forscht"-Wettbewerb zu werden und mit ihrer Arbeit ein Patent anmelden, bezweifelt selbst Schulleiter Steffen Schmidt. Doch sollte das Patent von Maximilian Seidel und Lisa Schuchhardt Erfolg haben, wäre eines sicher - die finanzielle Unterstützung eines folgenden Patents aus dem Salzlandkreis.

Staßfurt/Güsten l Bücher abgeben. Abschied nehmen von der Schule. Erholen vom Prüfungsstress. Und warten auf die Zulassung an der Uni. Für Maximilian (19) und Lisa (18) ist es eine Zeit zwischen Schulzeit und Studium, wie für viele Abiturienten. Eigentlich alles ganz normal.

Fast alles. Denn das waren kürzlich großartige Schlagzeilen aus Staßfurt, als die beiden Abiturienten vom Dr.-Frank-Gymnasium als Bundessieger des Wettbewerbs "Jugend forscht" feststanden (Volksstimme berichtete). "Das passiert einem Schulleiter nicht so oft", meint Steffen Schmidt. Und es sei eine "sehr eigenständig erarbeitete Sache", mit einigen Betreuer-Wechseln und unter Einbeziehung wissenschaftlicher Einrichtungen.

Die Idee des Verfahrens, mit Hilfe von Bakterien Blei aus kontaminierten Böden zu holen, fand auch Hans-Michael Strube "genial". Als der Vorstandsvorsitzende der Salzlandsparkasse einen entsprechenden Anruf vom Schulleiter erhielt, brauchte es auch keiner großartigen Überlegung und Prüfung. Wenige Tage danach war der Fördervertrag zur Unterstützung von Maximilian Seidel und Lisa Schuchhardt ausgearbeitet. Gestern wurde das Papier unterschrieben.

"Wenn aus dem Patent was wird, wollen wir die 2250 Euro zurück"

"Eine Patentanmeldung ist teuer", sagte Strube im Büro von Schulleiter Steffen Schmidt, "Das machen für gewöhnlich Firmen." Denn aus 98 von 100 eingereichten Patenten werde nichts. "Und für Schüler sind 3400 Euro für ein Patent richtig viel Geld", meinte der Sparkassenchef noch.

Das Kreditinstitut gründet kurzerhand einen neuen "Topf Patentanmeldung". Das heißt, Max und Lisa können mit der Förderung der Sparkasse und ihrem Preisgeld vom Wettbewerb die Kosten beim Patentamt begleichen.

Den einzigen "Haken" erklärt Hans-Michael Strube: "Wenn aus dem Patent was wird, wollen wir die 2250 Euro zurück. Nicht mehr. Die können wir dann zur Förderung des nächsten Patents verwenden."

"Es gibt aber auch Äcker, die mit Schwermetallen kontaminiert sind."

Max konnte übrigens durch das erfolgreiche Forschungsprojekt eine Abi-Prüfung in Deutsch abwählen - Lisa war schon durch mit dem Abi. Aber beide sind sich bewusst, dass ein Patent auch nach der anderthalbjährigen Prüfung in gewissen Abständen gepflegt werden muss. Der Güstener und die Staßfurterin hoffen nun erstmal, dass eine Firma Interesse an ihrer Arbeit findet. Vielleicht gibt der Landkreis Anhalt-Bitterfeld den beiden auch die Möglichkeit zu einem "Feldversuch". Das entsprechende Dezernat dieser Verwaltung sei jedenfalls dabei, das Material zu sichten. Maximilian Seidel: "Grundsätzlich sind in jedem Bundesland Flächen zu finden. Ob in Bayern oder Sachsen."

Und eben besonders um Bitterfeld, wo die jungen Forscher ihre ersten Proben in der Salegaster Aue nahmen. "Es gibt aber auch Äcker, die mit Schwermetallen kontaminiert sind", ergänzt Max und meint: Es ist noch viel zu tun.

Über Deutschlands Grenzen hinausgedacht hat das Güsten-Staßfurter Duo jedenfalls noch nicht. Das Patent gilt nur für Deutschland. Europa- oder weltweit würden andere Patentrechte gelten und Anmeldungen dementsprechend extra kosten.

"Irgendwo muss doch die Wertschöpfung auch herkommen."

Schulleiter Schmidt, der den beiden gestern noch stolz ein Glückwunschschreiben des Landesbildungsministers über den Tisch reichte, hob hervor, dass er auch glücklich sei über den künftigen Weg, den "seine" Forscher einschlagen wollen - Max will Bio oder Chemie studieren, Lisa plant einen Ingenieur-Beruf. Sie zieht es zu Maschinenbau und Wirtschafts-Ingenieurswesen. Also Physik und Technik interessiert sie. Schmidt: "Irgendwo muss doch die Wertschöpfung in unserer Gesellschaft auch herkommen, bevor wir uns streiten", zielte er auf ein Zitat von Jürgen Mannke vom Landesverband der Philologen, wonach man "keine Juristen auf Halde produzieren sollte".

Hans-Michael Strube gab den angehenden Studenten noch mit auf den Weg: "Egal wie es Ihnen mal geht im Leben. Ob Sie reich werden oder nicht reich werden - vergessen Sie bitte nicht, wer Sie unterstützt hat." Und er wünschte, dass sie immer auch an diejenigen denken werden, die noch nichts haben.

Das Dr.-Frank-Gymnasium beteiligt sich seit dem Jahr 2000 am bundesweiten Wettbewerb "Jugend forscht". Die Betreuer von Maximilian Seidel und Lisa Schmidt waren die Lehrer Frank Hilfert, Brunhild Weber, Christine Haustein und Andrea Kinzel.