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Verbandsgeschäftsführer äußert sich zu Problemen nach Starkregenguss am Montag Überflutung nicht immer vermeidbar

Von René Kiel 24.07.2014, 03:24

Es wird sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen, dass nach Stark-regenfällen zu Überschwemmungen auf den Straßen kommt. Das sagte der Geschäftsführer des Wasser- und Abwasserzweckverbandes (WAZV) "Bode-Wipper" Andreas Beyer der Volksstimme.

Staßfurt l Beyer nahm zu den Problemen nach dem ergiebigen Gewitterguß von Montagabend Stellung.

In der Grenzstraße, wo in solchen Situationen ständig Wasser steht, handele es sich um ein Trennsystem, d.h. Schmutz- und Regenwasser werden getrennt abgeleitet und entsorgt. Für die Niederschlagswasserbeseitigung sei die Stadt Staßfurt zuständig, sagte Beyer. Als Ursache für die Erdabsenkung in der Wasserkunststraße gab er einen defekten Hausanschluss an. Die dort befindliche Betonleitung sei zirka 80 Jahre alt.

Beyer: "Aufgrund der hydraulischen Überlastung kam es zu Auswaschungen und der Absenkung der Straße. Der Schaden wird bis Freitag behoben."

Für die ebenfalls überschwemmte Breitscheidstraße in Neundorf, die im Gebiet II liegt, ist der private Betreiber, die Firma WTEB in Gänsefurth zuständig. "Dank des Hinweises wurde das Unternehmen informiert, und es wurden entsprechende Maßnahmen eingeleitet", teilte der WAZV-Geschäftsführer mit.

Warum "platzen" die Kanäle aus allen Nähten, und was kann der Verband dagegen tun, wollte die Volksstimme von Beyer wissen. "Die Berechnung eines Regenwasser- bzw. Mischwassersystems erfolgt aus wirtschaftlichen Gründen nicht nach dem ungünstigsten zu erwartenden Regen", so der WAZV-Chef, "sondern mit Hilfe einer festgelegten Regenspende, einer Bemessungsregenspende und zugehöriger Regendauer. Die festgelegte Regenspende wurde durch Auswertung statistischer Beobachtungen für einzelne Regionen in Deutschland ermittelt. Für die Berechnung eines Kanalsystems ist es üblich, einen Regen von 15 Minuten Dauer, der einmal im Jahr auftritt, anzuwenden. Für den Salzlandkreis ergibt sich daraus eine Bemessungsregenspende von 100 Liter Regenwasser je Sekunde und Hektar."

Bei der Berechnung eines Regenwassersystems würden weiterhin die befestigten Flächen, die Art der Befestigung, die Geländeneigung und die Fließzeit des Regenwassers im Kanalnetz berücksichtigt. Der für die Berechnung der einzelnen Kanalhaltung erforderliche Regenabfluss in Liter je Sekunde werde mittels verschiedener Kanalnetzberechnungsverfahren ermittelt. Das am häufigsten verwendete Verfahren sei das sogenannte Zeitbeiwertverfahren. Daraus ergebe sich das Risiko, dass es bei einem Regenereignis größer des angenommenen Bemessungsregens, zur Überlastung des Kanalnetzes kommen könne.

Beyer: "Am Montag zum Beispiel waren im Verbandsgebiet Niederschlagsmengen bis zu 30 Liter je Quadratmeter zu verzeichnen. Solche zunehmenden Starkregenereignisse führen dann zu den beschrieben Problemen. Hinzu kommt, dass der Verband im Trennsystem häufig mit Fehlanschlüssen zu kämpfen hat. In diesen Fällen ist das Kanalsystem gar nicht für die Aufnahme von Niederschlagswasser geeignet, welches dennoch eingeleitet wird."

Letztendlich müsse man beachten, dass insbesondere im Stadtgebiet Staßfurt die Kanäle teilweise 80 bis 100 Jahre alt seien und sich die Bedingungen in dieser Zeit verändert hätten. So hätten sich sowohl Anschlussdichte als auch Versiegelungsgrad erhöht. Zudem würden die Wetterkapriolen immer extremer. Auf wochenlange Trockenzeit folgen immer häufiger solche Starkregenereignisse.

"Diese Tatsachen kann der Verband jedoch nur bei Ersatzneubaumaßnahmen berücksichtigen, da die Neubauerschließungsmaßnahmen nahezu abgeschlossen sind. Im Rahmen von Ersatzinvestitionen wird grundlegend eine neue hydraulische Berechnung vorgenommen. Gegebenenfalls sind die Nennweiten entsprechend anzupassen. Eine weitere Möglichkeit wären Entlastungsbauwerke, wie der kürzlich gebaute Stauraumkanal im Pappelweg in Staßfurt. Im Bereich des Trennsystems kontrolliert der Verband sukzessive die Grundstücke auf Fehlanschlüsse", sagte Beyer. Dennoch werde es sich auch zukünftig nicht vermeiden lassen, dass es bei Starkregenereignissen zu Problemen kommt.

Es sei deshalb darauf zu achten, dass alle Einleitstellen, wie Duschen, Toiletten und Fußbodeneinläufe etc., die unterhalb der Rückstauebene (Straßenoberkante) liegen, durch geeignete und für Schmutzwasser zugelassene Rückstausicherungen gesichert werden. Hierbei werde oft der Fehler gemacht, dass die gesamte Hausanschlussleitung mit einer Rückschlagklappe versehen werde.

Dies hat dann zur Folge, dass das eigene Schmutz- und Regenwasser nicht mehr abfließen könne und es zu Überflutungen auf dem Grundstück komme.