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Bürger steckten Geld, Zeit und Kraft in den Aufbau des wohl historischsten Ortes der Bodestadt Treuhand forderte einen Förderverein für die Wasserburg

Von Thomas Höfs 08.08.2014, 03:17

Egeln l Die neuere Geschichte der Wasserburg Egeln ist mit den Einwohnern der Bodestadt eng verbunden. Denn sie waren und sind es, die die Burg mit Leben erfüllen und sich ebenso für den Erhalt und die Sanierung des Areals engagieren.

Eine Bundesbehörde brachte die Egelner auf den Trichter, sich für die Wasserburg zu engagieren. Als 994 die Kleinstadt sich anschickte, das Areal zu übernehmen, spielte der Kaufpreis keine Rolle. Für eine symbolische Mark wechselte die Burg den Besitzer. Die Treuhand hatte der Stadt aber zur Bedingung gemacht, einen Förderverein zu gründen. Offenbar wollten die Privatisierer des Ostvermögens bei der Treuhand sicherstellen, dass aus der Wasserburg auch etwas werden würde. Wenn sich die Bürgerschaft der Kleinstadt für das alte Gemäuer engagierte, müsste die Zukunft des Areals sicher sein.

Die Rechnung ging wohl auf. Denn seit 20 Jahren gibt es nun schon den Förderverein der Wasserburg. Ohne die ehrenamtlich tätigen Bürger sähe die Wasserburg heute wohl noch nicht in dem restaurierten Zustand aus. "Im September 1994 trafen sich Idealisten, Architekten und Gewerbetreibende im ehemaligen Beratungsraum der Umland Wohnungsbau GmbH, in der Barfüßer Straße, um Pläne zu schmieden, wie der Verein gestaltet werden sollte. Einige der Anwesenden wollten eine gemeinnützige GmbH gründen und die Mitgliedsbeiträge relativ hoch ansetzen", erinnert sich Uwe Lachmuth. Nicht alle wollten diesen Weg gehen. Einige Bürger fuhren zur Konradsburg, wo es bereits einen funktionierenden Förderverein gab. "Im Oktober 1994 wurde der Förderverein Wasserburg ins Vereinsregister eingetragen. 1. Vorsitzender wurde Andreas Geisler, Stellvertreter wurden Uwe Lachmuth und Hans Grube, der auch Vorsitzender des Egelner Heimatverein war. Schriftführer wurde Peter May, Schatzmeister Bärbel Nagel und Beisitzer Werner Puschner", sagt Uwe Lachmuth.

Die ersten Jahre brauchte der junge Verein, um sich zu finden und seine Aufgabe zu definieren. Neben der Vorbereitung des Burg- und Trachtenfestes begannen die Vereinsmitglieder eigene Veranstaltungen zu entwickeln. Allerdings war zu beginn der logistische Aufwand enorm, weiß Uwe Lachmuth noch. 1998 wurde das Burgfest komplett vom Förderverein übernommen. Höhepunkt war die Aufführung der "Eroberung der Burg Egeln" durch Otto von Hadmersleben, für das die Mitglieder Wochen vorher Kulissen gebastelt und verschiedene Rollen einstudiert hatten. Fast 1000 Besucher verfolgten das filmreife Schauspiel. Parallel dazu lief unter den Schleppdächern der Firma Intertechnik ein Tanzabend mit der Gruppe "Resonanz" der ebenfalls einen guten Zuspruch hatte. 1998 gab es erstmalig auch eine Burgweihnacht, die noch auf der Unterburg stattfand, da der obere Burghof damals noch Baustelle und das jetzige Kellertheater noch im Bau war. Das Weihnachtsmärchen wurde im ehemaligen Speiseraum des Internates aufgeführt, als Café diente der Vereinsraum im gleichen Gebäude.

Große Unterstützung bekam der junge Verein bei seinen Arbeitseinsätzen von einer Gruppe Senioren und Vorruheständlern, die sich regelmäßig auf dem Hof der Firma Intertechnik trafen.

Da Hartmut Beyer ihnen auch Technik zur Verfügung stellte, konnten so manche Dinge wie das Mähen der Rasenflächen um die Burg oder der Transport von Steinen und Balken leichter bewältigt werden. Da den Senioren das Miteinander im Verein gefiel, wurden sie bald auch Vereinsmitglieder. Natürlich kam die Geselligkeit nicht zu kurz und so wurde auch gemeinsam Fasching oder Silvester gefeiert. Da es dem Verein auch weiterhin gelang neue Mitglieder zu gewinnen, konnten nun mehrere jährliche Arbeitseinsätze durchgeführt werden und der damalige Jahreshöhepunkt, das mittelalterliche Burgspektakel, weiter ausgebaut werden.

1999 wurde dann Bernd Heidecke zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Unter seiner Regie kam dann eine weitere Veranstaltung, das Kartoffelfeuer hinzu. Ebenso wurde die Ritterklause erweitert und ein Kamin eingebaut, so dass die Ritterklause auch für solche Veranstaltungen wie die Burgweihnacht oder Museumsnacht genutzt werden konnte. Einmal jährlich gab es auch eine Veranstaltung wo gemeinsam mit dem Heimatverein und dem gemischten Chor, welche die Veranstaltungen des Förderverein gern unterstützten im Burggraben vor der Klause gemütlich gefeiert wurde. Da die Räumlichkeiten in der Drachenschwanzscheune nicht mehr ausreichten, zog der Verein in eine leergewordene Wohnung in den Palas um. Ende der 1990er Jahre wurden auch die Arbeiten zur Neugestaltung der Oberburg und der Ausbau des Kellertheater abgeschlossen, so dass sie auch für die Burgweihnacht und das Mittelalterspektakel genutzt werden konnte. Eine weitere neue Veranstaltung, die sich mit der neuen Freilichtbühne anbot, war das Irish Folk Festival, das Burgsommerfest mit dem Landespolizeiorchester oder die "Nacht der Feen und Elfen". In dieser Zeit zogen auch Oster- und Kartoffelfeuer auf den oberen Burghof um.

Ende der 1990er Jahre gab es erste Überlegungen über einen ständigen Vereinssitz, da die Räumlichkeiten im Palas nicht mehr ausreichten und die Logistik für die Veranstaltungen über die ganze Burg verteilt untergebracht waren. Da der alte Schweinstall der Burg so desolat war, dass das Denkmalamt keine Einwände hatte, entwickelte der Vereinsplaner Peter Schöler ein Konzept zum Umbau zum Kreativzentrum. Die Vereinsmitglieder stimmten dem Konzept zu und der Bau sollte beginnen wenn die Grundfinanzierung sicher sei. Dementsprechend verlagerte sich die Vereinstätigkeit zur Finanzierung des Vorhabens immer mehr auf die gastronomische Versorgung bei den Veranstaltungen. Ebenso wurden Fördermittelanträge gestellt und schließlich konnte die Sparkassenstiftung für das Vorhaben begeistert werden. 2003 konnte dann mit der Entkernung des alten Schweinestalls begonnen werden.

In fünf Jahren entstand aus dem ehemaligen Schweinestall ein neues Kreativzentrum. Neben viel Geld flossen vor allem viele Helferstunden in das Projekt. Rund 20000 Stunden leisteten die Vereinsmitglieder in den fünf Jahren in dem Projekt, erinnert Uwe Lachmuth an die gewaltige Leistung.