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Archäologen legen im Gewerbegebiet Nordost rund 300 Befunde, darunter mehrere Gräber, frei Urgeschichtliche Siedlung entdeckt

Von René Kiel 16.08.2014, 03:20

Bei den Vorbereitungsarbeiten für die neue Biomethangasanlage sind im Gewerbegebiet Nordost in Staßfurt archäologische Funde aufgetaucht. Diese reichen bis in die Zeit vor Christus zurück.

Staßfurt l In der Zeit vom 5. Juni bis Mitte August hatten dort insgesamt acht Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle unter Leitung des Archäologen Torsten Montag eine Fläche von 36 000 Quadratmeter systematisch unter die Lupe genommen. Vor Ort waren sechs Grabungsmitarbeiter und eine Zeichnerin im Einsatz, nach dem zuvor mit Hilfe von schwerer Bautechnik die Deckschicht entfernt worden war.

Sie förderten insgesamt etwas über 300 Befunde zu Tage. "Sie stammen von einer spätbronzezeitlichen bis früheisenzeitlichen Kulturzugehörigkeit zur so genannten Saalemündungsgruppe/Hausurnenkultur. Besondere Funde sind zwei Bronzenadeln und Feuerbockfragmente", sagte Montag. Die Spätbronzezeit war zu Beginn des 8. Jahrhunderts vor Christus von der frühen Eisenzeit abgelöst worden.

Darüber hinaus wurden dort die Fundamente von mehreren Häusern und rund 70 Gruben freigelegt. Darunter befindet sich ein großes, dreischiffiges Haus mit zwei schmaleren Seitenschiffen, das von den Archäologen am ehesten als Wohnhaus angesprochen wird.

Montag: "Im Bereich der Häuser sind großflächig so gut wie keine Gruben vorhanden. Diese liegen am Rand der untersuchten Fläche, womit sich eine Siedlungsstruktur mit freiem Platz abzeichnet. Die Herdstellen waren im Freien, also nicht innerhalb der Gebäude und die Entfernung ist durchaus recht variabel."

Zudem legten die Archäologen dort zwei, möglicherweise drei Siedlungsbestattungen von Kleinkindern frei, die sich in einer sehr starken Hockstellung befanden. Hinzu kommen vier Gräber aus der Zeit der Schnurkeramik, in denen die Verstorbenen in Ost-West-Richtung und gehockt bestattet worden waren. In einem Fall lag ein kleiner, unverzierter Becher als Beigefäß dabei. In einem Grab wurden ein gehenkelter, verzierter Becher und eine verzierte Ostharzamphore als Beigabe gefunden. Die beiden anderen Gräber waren ohne solche Zugaben.

Die Schnurkeramiker waren ein Kulturkreis der Kupfersteinzeit, am Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit. Die Schnurkeramik ist nach der charakteristischen Gefäßverzierung benannt, bei der mit einer Schnur umlaufende Rillenmuster in den Ton eingedrückt wurden; weitere gemeinsame Merkmale sind die Bestattungssitten und die Streitäxte. Datierungen für Mitteleuropa reichen von zirka 2800 bis 2200 vor Christi.

Der Fund dieser Ostharzamphore verrät laut Montag die Beziehungen dieser Menschen zur Schönfelder Kultur.