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Schulzeitenveränderung am Gymnasium ruft massiven Elternprotest hervor Landrat zeigt sich besorgt und telefoniert mit Staßfurter Schulleiter

Von Thomas Höfs 18.09.2014, 03:17

Mehr als 500 Bürger haben sich bis gestern einer Online-Petition angeschlossen. Darin geht es um den Schulschluss am Staßfurter Dr. Frank-Gymnasium. Der Vorwurf: Die Schüler hätten kaum Zeit, ihren Bus zu erreichen.

Egelner Mulde l In einer eindringlichen Mail wandte sich eine Egelner Familie an den Egelner Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr. Stundenschluss sei jetzt nachmittags zehn Minuten später, heißt es darin. Den Schülern blieben gerade einmal acht Minuten, um vom Klassenraum zur gut 600 Meter entfernten Bushaltestelle zu gelangen, schildert die Mutter eines Schülers einer fünften Klasse am Telefon auf Nachfrage der Volksstimme. Ihren Namen wolle sie nicht in der Zeitung lesen, sagt sie. Neulich habe eine Lehrerin den Unterricht überzogen, weil die Pausenklingel defekt sei. Ihr Kind sei dann auf dem Weg zum Bus gestürzt und habe sich verletzt, schildert sie.

In einem Brief forderten einige Eltern den Schulleiter dringend auf, den Kindern mehr Zeit zum Erreichen des Busses zu geben. "Unsere Kinder können nicht mal zur Toilette, bevor der Bus fährt. Sonst verpassen sie ihn", schildert die Mutter. Verändert habe die Schule nichts, sagt die Mutter.

In dieser Woche startete ein Schüler eine Online-Petition, um sich gegen die knappe Zeit zwischen Unterrrichtsschluss und Busabfahrt zu wehren. Mehr als 500 Bürger hatten bis gestern die Petition mitgezeichnet. Bei 1000 Unterschriften soll die Petition dem Kultusministerium übergeben werden. Für den Egelner Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr seien die Probleme erwartbar gewesen. "Wir beschäftigen uns nur noch mit dem Thema Schülerverkehr", sagte er. Anstatt das Gymnasium in Egeln zu stärken und die Schüler vor Ort zu unterrichten, werde nun sehr viel Geld eingesetzt, um die Kinder zum Gymnasium nach Staßfurt zu fahren. Die Entscheidung, keine fünften Klassen in Egeln zu beschulen, müssten nun die Kinder ausbaden.

Einer der Unterzeichner der Online-Petition ist der SPD-Kreistagabgeordnete Manfred Püchel. Der ehemalige Innenminister unterstützt die Schüler und Familien. Wenn am kommenden Montagabend der Kreisausschuss auf seiner nächsten Sitzung den kommenden Kreistag vorbereitet, wolle er das Thema Gymnasium ansprechen, kündigte Manfred Püchel gestern an. "Das ist die beste Gelegenheit das Thema anzusprechen", sagte er. Es könne nicht sein, dass die Schule einseitig Entscheidungen treffe, ohne die Partner, wie den Busverkehr oder die Eltern zu beteiligen, wundert sich der langjährige Politiker. Gerade nach der langen Diskussion und dem langen Kampf um das Egelner Gymnasium hätte er erwartet, dass das Staßfurter Gymnasium etwas sensibler mit den Schülern umgehe, so Püchel weiter. Die leidtragenden seien für ihn die Kinder. Deswegen unterstütze er die Petition.

Steffen Schmidt, der Schulleiter des Dr. Frank-Gymnasiums in Staßfurt entgegnete gestern auf die Kritik, dass das Gymnasium in diesem Jahr als Ganztagsschule starte. Der Betrieb der Schule laufe sich entsprechend ein. Probleme mit dem Busverkehr gebe es nicht, schätzt der Schulleiter ein.

Am Monatsende habe er sich außerdem mit Kreistagsmitgliedern verabredet, um ihnen zu zeigen, wie die Beschulung der Egelner Schüler in Staßfurt funktioniere. Auch der Egelner Bürgermeister und Kreistagsmitglied Reinhard Luckner (UWGE) sei dazu eingeladen worden, sagte Steffen Schmidt.

Landrat Markus Bauer (SPD) hat sich gestern ausführlich mit dem Schulleiter unterhalten, ließ er über seinen Sprecher Timmi Mansfeld mitteilen. Sachlich habe der Schulleiter in dem Gespräch seine Beweggründe für die Veränderung der Schulzeiten genannt, erklärte er. Es gehe dabei darum, dass die Schüler die Nachmittagsangebote besser nutzen, gab der Pressesprecher den Inhalt wieder. Der Landrat habe den Schulleiter gebeten, eine Lösung in der Sache zu finden.

Denn eine Veränderung der Busabfahrtzeiten sei kurzfristig nicht möglich, erklärt der Kreissprecher. Die Busfahrpläne werden in wochenlanger Kleinarbeit mit den Schulen entwickelt. Die Busse werden dabei den ganzen Tag über verplant. Änderungen einer Linie bedeuten Änderungen an anderen Linien zu anderen Zeiten, betont Timmi Mansfeld. In dem Gespräch mit dem Landrat habe sich der Schulleiter des Staßfurter Gymnasiums Zeit bis Ende der kommenden Woche erbeten. Bis dahin soll das Problem gelöst sein. Die Schulverwaltung des Landkreises verfolge die Vorgänge an dem Gymnasium weiter, bestätigte der Sprecher.

Die Online-Petition ist zu finden unter: https://www.openpetition.de/petition/online/aenderung-der-schulzeiten-wegen-unangemessenen-wartezeiten-auf-oeffentliche-verkehrsmittel