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Außenstelle des Landesamtes für Geologie und Bergwesen soll ab 2018 nach Halle verlegt werden Bergamt soll geschlossen werden

Von René Kiel 04.11.2014, 02:10

2008 hieß es, das zum Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) gehörende Bergamt in Staßfurt soll erhalten bleiben. Heute fragen wir, was aus diesem Versprechen geworden ist.

Staßfurt l Das Wirtsschaftsministerium will das zum Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) gehörende Bergamt in Staßfurt schließen. Die Außenstelle soll in die Behörde in Halle eingegliedert werden. "Um die Zusammenarbeit zu verbessern, ist es schon lange Wunsch des LAGBs, die Standorte zusammenzulegen. Erstmals ist die finanzielle Basis geschaffen, die Standorte auf Halle zu konzentrieren. Es ist geplant, das LAGB unter Auflösung aller Außenstellen, also auch Staßfurt, an einem Standort in Halle zu zentralisieren", sagte Ministeriumssprecherin Franziska Krüger der Volksstimme.

Bereits bei der Verschmelzung der Bergämter Halle und Staßfurt mit dem Geologischen Landesamt Sachsen-Anhalt zum 1. Januar 2002 sei die mittelfristige Zusammenlegung von Standorten angestrebt worden. Seitdem werde an der Zusammenlegung gearbeitet, da dadurch ein wesentlich effizienteres Arbeiten möglich werde.

Mit einer Schließung ist in Staßfurt frühestens 2018 zu rechnen

Insbesondere sollen die Arbeitsabläufe im Verwaltungsbereich, dem Dezernat 14 (Altbergbau/Markscheide- und Berechtsamswesen) und innerhalb der Abteilung Geologie durch den Wegfall der Aufteilung der Bediensteten auf mehrere Standorte und die dadurch erforderlichen standortübergreifenden Abstimmungen erheblich verbessert werden, sagte Krüger zur Begründung.

Ein konkreter Zeitplan für den Umzug liege noch nicht vor. Nach den derzeitigen Überlegungen sei mit einer Fertigstellung des neuen Standortes in Halle, der Fliederwegkaserne 13, frühestens ab 2018 zu rechnen, sagte Krüger. Denn das dortige Objekt befinde sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand.

Krüger: "Die Durchführung der Sanierung im Rahmen einer großen Baumaßnahme ist durch die Landesregierung beschlossen. Die finanziellen Grundlagen sind also gegeben. Ein Planungsauftrag wurde durch das Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt (BLSA) derzeit jedoch noch nicht erteilt."

In Staßfurt sind derzeit noch etwa 25 Bedienstete der Abteilung 1 - Bergbau [Dezernate 12 (Kali-, Salz-, Erz- und Spatbergbau, ERAM), 13 (Bohrlochbergbau, Untergrundspeicher) und 14 (Markscheide- und Berechtsamswesen, Altbergbau)] tätig.

Oberbürgermeister René Zok (parteilos) sagte dazu: "Bereits vor meiner Amtsübernahme bestand die Absicht, die Aussenstelle des Landesamtes in Staßfurt dauerhaft zu behalten. Dazu gab es verschiedene Gespräche und Aktivitäten. So war damals geplant, sie von Neustaßfurt an den Stadtsee zu verlegen. Schon damals wurde dieser Vorschlag sehr kritisch gesehen, da die in Neustaßfurt bestehenden Konditionen für die Nutzung des Objektes, mit dem Umzug nicht verbessert werden konnten. Des Weiteren hatte die Landesregierung festgelegt, alle Landesämter in Halle zu konzentrieren. Mit den zuständigen Wirtschaftsministern gab es dazu Gespräche, letztmalig mit der damaligen Ministerin Birgitta Wolf."

Das Thema Bergsenkung in Staßfurt war aus Sicht der Ministerin erledigt

Diese habe ihm eine umfasende Prüfung zugesichert. Zeitgleich habe er das Gespräch mit weiteren Vertretern des LAGB gesucht. Dabei sei deutlich geworden, dass aus ihrer Sicht das Thema "Bergschaden/ -senkung in Staßfurt" erledigt sei. Der Schwerpunkt der Arbeit des LAGB hat sich auf andere Teile Sachsen-Anhalts verlagert. In dieser Botschaft liege die positive Aussage, das wir auf einem guten Weg sind nicht mehr Bergschadensgebiet zu sein, sondern in den besseren Status des Bergsenkungsgebietes eingestuft zu werden. "Auf die schriftliche Mitteilung warten wir derzeit", informierte Zok. "Negativ sei damit verbunden, das der Rückzug eines Landesamtes aus Staßfurt zu erwarten sei, was nicht in unserem Sinne sein könne."

"Vielfach wurde auch der Verlust des Know Hows zum Thema Bergbau und Kalisalzabbau mit dem Rückzug des Landesamtes in Verbindung gebracht. Darauf reagierten die Vertreter des LAGB mit dem unschlagbaren Argument, dass das Know How durch die in Staßfurt und Umgebung wohnenden Bergleute erhalten bleibt. Es liegt somit an uns, die Geschichte und den Umgang mit dem Schicksal der Stadt Staßfurt zu dokumentieren und der Nachwelt zu erhalten. Ich hoffe, dass es gelingt engagierte Mitwirkende neben den bereits im Bergmannsverein engagierten, zu gewinnen. Darauf müssen wir unsere Kraft konzentrieren", sagte Zok.

Geschichtsverein bedauert Abzug der Behörde aus der Stadt

Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Staßfurt, Heinz Czerwienski, bedauerte den Abzug des Bergamtes aus Staßfurt. "Kurz nach der Wiedervereinigung war ich stolz darauf, dass sich Staßfurt als Stadt der Behörden nennen konnte. Zu einer der wichtigsten Behörde gehörte das im Jahre 1945 gegründete Bergamt Staßfurt, das nicht zuletzt auf Grund des einstigen Kalibergbaus entstanden ist, denn die Bergbehörde hatte bei der Vorsorge und Abwendung von Gefahren eine wichtige Aufgabe. Für die Staßfurter Bewohner gab diese Behörde vor Ort eine gewisse Ruhe und Sicherheit", sagte der Hobbyhistoriker.

Das Bergamt sei damals von der Schachtanlage Ludwig II nach Neu-Staßfurt gezogen. Es sei besonders dem damaligen Leiter der Außenstelle Staßfurt Dietrich Engelmann zu verdanken, dass Mitte der 1980er Jahre im Stadtgebiet Seismikstationen errichtet wurden. "Diese registrierten jede Bewegung im Erdbereich, zur damaligen Zeit bei Oberflächensenkungen im Stadtzentrum von zu bis 20 Millimeter pro Jahr war das sehr bedeutend", schätzte Czerwienski ein.

Nach der Wiedervereinigung sei das Staßfurter Bergamt abgewickelt worden. Mit der Umbenennung des Bergamtes in das Landesamt für Geologie und Bergwesen habe es in den letzten Jahren mehrfach das Bemühen gegeben, die Behörde in Neustaßfurt aufzulösen. Besonders der damalige Bürgermeister Martin Kriesel kämpfte vehement um den Erhalt des Standortes. "Nun soll die Behörde doch aufgegeben und nach Halle verlegt werden. Damit verschwindet eine historisch und geschichtlich geprägte Einrichtung aus unserer Stadt. Da kann man nur sagen: schade", so Czerwienski.