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Staßfurter gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 Ein Tag - mit allem anderen als Freude verbunden

Von Falk Rockmann 10.11.2014, 02:28

Staßfurt/Güsten l Vertreter aller Fraktionen des Stadtrats bis auf die der UWG/AfD und Bürger der Stadt Staßfurt waren der Einladung von Oberbürgermeister René Zok gefolgt, um auf dem jüdischen Friedhof der Pogromnacht vor 76 Jahren zu gedenken.

Zok erinnerte an die zahlreichen historischen Ereignisse an einem 9. November, die "wie kein anderes Datum einen besonderen Stellenwert in der deutschen Geschichte" haben - von der Märzrevolution 1848, über die Weimarer Republik 1918 bis hin zum Putschversuch 1923.

"Bei aller Freude über die Ereignisse im Jahr 1989 darf nicht vergessen werden, dass uns der 9. November gleichzeitig an einen Tag erinnern muss, mit dem alles andere als Freude verbunden ist", leitete der OB zum 9. November 1938 über.

Persönliche Schicksale aus jener Nacht auch in Staßfurt beschäftigten die Schüler des Dr.-Frank-Gymnasiums. Ihnen und ihren Lehrern sei es zu verdanken, dass Staßfurt zu den vielen Städten gehöre, die sich an der Aktion Stolperstein beteiligt, die den Staßfurter Juden ein Gesicht und eine Vergangenheit gebe. "Hinter jedem Schicksal steht ein Name und damit ein Mensch - mit eigener Geschichte, mit Hoffnungen, Träumen, Plänen und Sehnsüchten", so René Zok, "ein Mensch, der Opfer von Willkür, Gewalt und Mord wurde." An jenen Terror zu erinnern, begreife er als "unsere immerwährende Verantwortung, um unsere Zukunft gestalten zu können".

Nachdem die Gymnasiastinnen Paula Zok und Jessica Eichler die Namen der 18 ermordeten jüdischen Mitbürger aus Staßfurt verlesen hatten, unternahm Lehrer Michael Reuter einen kleinen Exkurs in die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Staßfurt, die mit dem Erwerb des Grundstücks 1872 begann und mit dem die jüdische Gemeinde die Hoffnung verband, dass ihre hier bestatteten Mitglieder ewige, ungestörte Ruhe finden würden. Die Staßfurter Bevölkerung habe sich nicht an den Schändungen der Judenfriedhöfe beteiligt, stellte Reuter fest und ludt noch zu einer Anne-Frank-Ausstellung im Dr.-Frank-Gymnasium ein, die heute, 13.30 Uhr, in der Aula eröffnet wird.

Eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der Pogromnacht fand gestern auch auf dem jüdischen Friedhof in Güsten statt, wozu der Ortsverband der Linken Saale-Wipper eingeladen hatte.