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Kandidaten für Aufsichtsrat konnten sich Gesellschaftern nicht persönlich vorstellen Stadträte kritisieren Wahlverfahren

Von Nora Stuhr 18.12.2014, 02:14

In Hecklingen kritisieren Stadträte das Wahlverfahren ihres Vertreters in den Aufsichtsrat der Umland Wohnungsbau GmbH Egeln, weil den Kandidaten vor den Gesellschaftern nicht die Möglichkeit eingeräumt wurde, sich persönlich vorzustellen. Der Geschäftsführer des Unternehmens und der Bürgermeister verteidigen die Verfahrensweise indes.

Hecklingen l In Hecklingen steht ein Wahlverfahren in der Kritik. Dabei geht es darum, wie die Gesellschafterversammlung der Umland Wohnungsbaugesellschaft eine Personal-entscheidung getroffen hat. Drei Kandidaten waren vom Stadtrat im Juni dieses Jahres während der konstituierenden Sitzung nach den Kommunalwahlen benannt worden. Die Entscheidung, wer von ihnen die Interessen der Gesellschafter künftig im Aufsichtsrat der Umland Wohnungsbaugesellschaft vertritt, stand bis vor Kurzem aus.

In der Gesellschafterversammlung konnten die Mitglieder ihr Votum für Uwe Epperlein (Wählergemeinschaft Hecklingen/WGH), Roger Stöcker (SPD) oder Tobias Walther (WGH) abgeben. Wie sich das Verfahren dazu abspielte, wird von der Fraktion der WGH im Stadtrat öffentlich scharf kritisiert.

Was war geschehen? Der Vorsitzende der WGH, Klaus Riederer, berichtet, dass die drei genannten Kandidaten am Wahltag, also zur Gesellschafterversammlung, nach Egeln eingeladen wurden. Während die Tagung schon lief, nahmen sie in einem Warteraum mit weiteren Kandidaten anderer Kommunen Platz.

Nach 40 Minuten seien die Männer aus Hecklingen informiert worden, dass die Entscheidung gefallen ist und die Wahl auf Roger Stöcker fiel. Dann durften die zwei nicht gewählten Kandidaten wieder fahren.

Klaus Riederer kann sich damit alles andere als einverstanden erklären. Er ist wütend, dass sich die Gesellschafter kein persönliches Bild von den Kandidaten gemacht haben. Das sei bei jedem Vorstellungsgespräch der Fall. So hätte man das Ergebnis auch telefonisch mitteilen können, findet er.

In einem Antrag der Fraktion der WGH, der während der zurückliegenden Stadtratssitzung laut verlesen wurde, wird das Wahl-Prozedere der Gesellschafterversammlung als "undemokratisch und diskriminierend" bezeichnet. Die Entscheidung hätte durchaus auch auf Roger Stöcker fallen können, sagt Riederer im Volksstimme-Gespräch. Was ihn aber störe sei die Tatsache, dass niemand angehört wurde. Immerhin sei eine Personalentscheidung für die nächsten fünf Jahre getroffen worden.

Der Geschäftsführer der Umland Wohnungsbaugesellschaft, Jürgen Wedekind, verteidigt das Vorgehen indes. Die Gesellschafter hätten die Namen der Kandidaten schon 14 Tage vorher gewusst. So hätten sie sich umhören und ein Bild von jedem einzelnen machen können, sagte er der Volksstimme. Außerdem hatten die Gesellschafter per Beschluss im Vorfeld der Wahl abgelehnt, die angereisten Kandidaten persönlich kennenzulernen, so Jürgen Wedekind.

Kosche: "Die Abstimmung war nicht undemokratisch."

Der Bürgermeister der Stadt Hecklingen, Hans-Rüdiger Kosche (CDU), nahm als Mitglied der Gesellschafterversammlung an der Abstimmung teil. Auch für ihn ist der Antrag der WGH ungerechtfertigt.

Man könne von keiner undemokratischen Abstimmung sprechen, sagte der Rathauschef. Die Wahl sei geheim mit Stimmzetteln wie üblich durchgeführt worden. Er gab weiter zu bedenken, dass der Aufsichtsrat nicht die Interessen der Kommune, sondern die der Gesellschaft vertritt.

Der gewählte Roger Stöcker sagte der Volksstimme gestern, dass er das gesamte Verfahren ebenfalls eigenartig fand. "Dennoch appelliere ich daran, die Kritik auf das Wahlprozedere zu beschränken und diese nicht an meiner Person festzumachen. Ich wurde erst vor wenigen Wochen in den Aufsichtsrat gewählt und arbeite mich seitdem ein. In dieser kurzen Zeit habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen und erfüllte meine bisherigen Aufgaben stets gewissenhaft."

Die WGH möchte trotzdem, dass ein neuer Vertreter benannt wird. Außerdem soll der Stadtrat künftig nur noch einen Kandidaten für den Aufsichtsrat aufstellen, heißt es in dem Antrag. Er wird jetzt rechtlich geprüft. Danach befindet der Stadtrat darüber.