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Sodawerk und Minex stoßen bei Staßfurtern auf Widerstand zur Dickstoffversatzanlage Verständnis für die Sorgen, aber ...

Von Falk Rockmann 28.02.2015, 02:27

Ihre Sorgen, der geplante Dauerbetrieb der Dickstoffversatzanlage am Stadtrand könnte das Grundwasser vergiften und der Schwerlastverkehr Straßen und Gesundheit der Bevölkerung gefährden, machten zahlreiche Bürger Donnerstagabend bei einer Infoveranstaltung deutlich.

Staßfurt l Etwa 200 interessierte Bürger fanden den Weg in den Saal der Stadtwerke, unter ihnen alle sieben Kandidaten zur bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl.

Sehr viel Zeit wurde dem Geschäftsführer der Minex GmbH eingeräumt. Detlef Heine erklärte, er habe Verständnis für die Sorgen der Staßfurter und weiter, dass die Versatzstoffe aus Filterstäuben und Reaktionssalzen aus Hausmüllverbrennungsanlagen überwiegend von Nordrhein-Westfalen, aber auch aus Benelux-Staaten und teilweise aus Frankreich stammen. Die Mischanlage in Gladbeck blicke auf 30 Jahre Erfahrung, befinde sich in einem Wohngebiet, wo niemand mehr Angst davor habe. Von Gladbeck würden Gefahrguttransporter nach Staßfurt fahren, wo die Stoffe mit Sole versetzt und in die Kaverne eingebracht werden.

Oliver Wendenkampf, Landesgeschäftsführer des Bundes für Umweltschutz und Natur, dauerte diese Vorstellung zu lange, und er forderte, die Bürger zu Wort kommen zu lassen. Darauf legte Stadträtin Bianca Görke (Linke) dar, was sie bewegte, diese Infoveranstaltung von der Stadt zu verlangen. "Wo kommt die Versatznotwendigkeit für die Solekavernen plötzlich her?", fragte die Linke-Politikerin. Es gebe keine Versatzpflicht. Für sie wäre ein Genehmigungsverfahren nach Abfallentsorgung anzuwenden und nicht nach Bergrecht. Zudem halte die Stadt Infrastruktur vor, habe aber nur geringe Steuereinnahmen aus dem Betrieb, während "riesige Profite" an den Besitzer gingen.

Zu letzterem entgegnete der Minex-Chef, dass das Sodawerk durch die Betriebsführung der Anlage einen wirtschaftlichen Vorteil hätte und 20 Arbeitskräfte beschäftigen würde.

Sodawerk-Umweltbeauftragter Dietmar Weber sagte zum Genehmigungsverfahren nach Bergrecht, dass das nicht heiße, dass es nicht auch um Umweltverträglichkeitsprüfungen gebe. Die Kavernen seien zudem dicht. Das unterstrich auch Michael Klafki als Vertreter des Erdgasspeicherbetriebs in unmittelbarer Nachbarschaft. Acht Kavernen seien gasgefüllt. Vier werden dafür ausgesolt. Er erinnerte an den geplanten Druckluftspeicher und verwies auf die guten geologischen Bedingungen auch für die Versatzanlage.

Aber auch die Argumente von Sodawerk-Markscheider Andreas Kanz, dass alle Anlagen ständig überprüft würden und keine Sole in die Biosphäre oder ins Grundwasser gelangen könne, zogen nicht.

Walter Füber aus Staßfurt warnte vor einer gebirgsmechanischen Gefährdung, wobei der Gebirgsdruck Sole austreten lasse. Er sprach von einem Graben in 200 Meter Tiefe, durch den zwei Kavernen miteinander verbunden seien. Nach seiner Meinung wäre es möglich, dass Sole ins Grundwasser gelange. Dem entgegnete Bergbauexperte Klee vom Sodawerk, dass es sich dabei nicht um einen offenen Durchbruch handele und hydrauliche Wegsamkeiten nicht messbar seien.

Viele Bürger monierten, dass der erwähnte Schwerlastverkehr oftmals nicht die vorgegebene Route über den Eckigen Ring nehme. Dazu erklärte Detlef Heine, dass man darüber nicht informiert sei. Der Auftraggeber könne aber mit Abmahnungen arbeiten.

Als während der Veranstaltung bekannt wurde, dass der Erörterungstermin zum Dauerbetrieb durch das Landesverwaltungsamt auf den 31. März verschoben wurde, machte Oliver Wendenkampf eine Chance aus, das juristisch anzufechten. Zudem empfahl er, der Stadtrat möge seine Stellungnahme durch eine Expertise untersetzen. Am 9. März ist eine Sondersitzung geplant.