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Wolmirslebener Gemeinderat diskutiert öffentlich die Thesen in einem offenen Brief eines Feuerwehrmannes Stöhr widerlegt Vorwürfe Stück für Stück

Von Thomas Höfs 29.04.2015, 03:25

Sind die Bürger in Wolmirsleben in Gefahr? Ein "BrandBrief" eines Feuerwehrmannes des Ortes hatte dies behauptet. Am Montag gingen die Volksvertreter in einer Sondersitzung der These auf den Grund.

Wolmirsleben l Der "BrandBrief" von Wil van Bommel, der eigentlich Norbert Krause heißt, sorgt seit Tagen für Gesprächsstoff in Wolmirsleben (Volksstimme berichtete). Der Feuerwehrmann hatte in dem zweiseitigen Schreiben der zuständigen Verbandsgemeinde das komplette Versagen im Brandschutz vorgeworfen. Darüber hinaus seien Bürger, Kinder und Unternehmen in größter Gefahr, heißt es in dem Papier.

Seitenhiebe setzt es dabei auf die Nachbarfeuerwehr Egeln. Hier, so der Vorwurf, habe der Verbandsgemeinderat mit der Anschaffung eines neues Löschfahrzeuges im vergangenen Jahr, Geld zum Fenster geworfen.

Die Gemeinderatsfraktion der Linken hielt den Inhalt des Briefes für so brisant, eine Sondersitzung des Gemeinderates zu fordern. Im großen Saal des Gasthofes "Zum Adler" eröffnete Bürgermeister Knut Kluczka (CDU) die öffentliche Sitzung. Er habe in den vergangenen Tagen das Gespräch mit Schulen und Kindertagesstätte gesucht, schilderte er. Die Behauptung in dem "BrandBrief", dass die Feuerwehr die Einrichtung nicht richtig schützen könne, sei für ihn kaum nachvollziehbar, distanzierte er sich. Denn noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr, die nach dem Brandschutzgesetz immerhin zwölf Minuten Zeit bis zum Eintreffen am Einsatzort hat, müssten die Gebäude im Normalfall evakuiert sein. Gemeinderat Mike Fries (CDU) widersprach der Darstellung anschließend. Bei Übungen mit der Feuerwehr habe sich gezeigt, dass die Beschäftigten in den Einrichtungen nicht immer richtig reagiert hätten.

Regelmäßig übten die Einrichtungen mit den Kindern außerdem den Ernstfall, entgegnete Kluczka. Die angesprochenen Löschwasserprobleme seien richtig, fuhr er fort. Allerdings sei die Problematik seit mehr als 25 Jahren bekannt, schilderte er weiter. Das sei nicht von heute auf morgen zu lösen, führte er anschließend die klammen Finanzen der Mitgliedsgemeinden ins Feld. Daneben hätten die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Personalprobleme am Tag, führte er vorsichtig in die Thematik ein.

Deutlicher wurde anschließend Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr. Nach dem Brandschutzgesetz habe die Verbandsgemeinde eine leistungsfähige Feuerwehr auszurüsten und zu unterhalten, zitierte er. "Das haben wir. Dazu stehe ich auch", sagte er in die Runde. Er erinnerte daran, dass die Verbandsgemeinde bei der Gründung als eine der ersten Satzungen die Feuerwehrsatzung beschlossen habe. Dort ist geregelt, dass der Verbandsgemeindebürgermeister und der Verbandsgemeinderat die Ansprechpartner für die Wehren sind.

Stöhr weist Vorwurf energisch zurück

Konkret arbeitete er anschließend die in dem "BrandBrief" gegen die Verbandsgemeinde gemachten Vorwürfe ab. Die Löschwasserproblematik sei bekannt, gab er zu. Allerdings kompensiere die Verbandsgemeinde dieses Problem mit der dafür angepassten Alarm- und Ausrückeordnung. Ab einem Mittelbrand werden die umliegenden Wehren mit ihren wasserführenden Fahrzeugen mit alarmiert und sorgen so für bis zu 7000 Liter Löschwasser an der Einsatzstelle, sagte er weiter. Die Aussagen zum Löschwasser in dem "BrandBrief" seien daher falsch.

Außerdem habe der Verfasser des Schreibens unterschlagen, dass die Wolmirslebener Feuerwehr selbst mit einem wasserführenden Fahrzeug ausgerüstet sei. Das ermögliche der Feuerwehr im Einsatzfall mit Wasser am Strahlrohr vorzugehen. In dieser Zeit rückten die Nachbarwehren an, um die Wolmirslebener mit Personal, Wasser und Technik zu unterstützen, erklärte der Verbandsgemeindebürgermeister die Einsatztaktik der Feuerwehren.

In der heutigen Zeit funktioniere die Absicherung der Einrichtungen in den Kommunen sowieso nur noch über eine Zusammenarbeit der Feuerwehren, fügte er hinzu. Keine Feuerwehr sei heute mehr allein in der Lage, alle Risiken allein zu beherrschen.

Ebenso falsch sei die Aussage zu der Gefährdung von Unternehmen im Ort, fuhr er fort. Die Unternehmen, hatte Gemeinderat Ulrich Biermann (Linke) in Gesprächen mit den Unternehmern herausgefunden, müssen selbst ausreichend Löschwasser auf ihren Grundstücken vorhalten. Das sei Teil der erteilten Baugenehmigungen, hielt er der Feuerwehr vor. Bis hin zur Aufsichtsbehörde der Kreisverwaltung hatte der emsige Kommunalpolitiker nachgeforscht, ob an den Vorwürfen in dem "BrandBrief" etwas dran sei.

Er erinnerte daran, dass die Wolmirslebener Feuerwehr Teil der Feuerwehr der Verbandsgemeinde sei. Hier müssten sich die Wehren untereinander unterstützen.

In der anschließenden Bürgerfragestunde, in der auch die zahlreich vertretenen Bürger und Feuerwehrleute sprechen durften, wurde deutlich, dass es den Wolmirslebenern vor allem um die Fahrzeugausrüstung geht.

Warum die Feuerwehr Egeln zuletzt ein neues Fahrzeug "zugeschustert" bekommen habe und Wolmirsleben kein neues Einsatzfahrzeug bekomme, fragte eine Bürgerin nach. Die Antwort darauf ist einfach, entgegnete Michael Stöhr. Die Anschaffung des neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuges in Egeln habe der Verbandsgemeinderat mehrheitlich beschlossen. Er habe sich den Beschluss herausgesucht. Dort sei auch ausgeführt, dass Wolmirsleben erst einmal kein neues Fahrzeug erhalte, zitierte er. Der Feuerwehr Egeln wurde kein Fahrzeug zugeschustert, wehrte er sich gegen den Vorwurf in der Frage.

Maßgeblich für die Anschaffung des Fahrzeuges für die Feuerwehr Egeln sei aber auch gewesen, dass die Verbandsgemeinde eine Förderprogramm in Anspruch nehmen konnte, sich dabei aber die Egelner Wehr verpflichten musste, künftig auch dem Landkreis zur Verfügung zu stehen.

Für die Neubeschaffung von Einsatztechnik auf kommunaler Ebene gebe es aktuell überhaupt keine Förderprogramme im Land, beklagte der Verbandsgemeindebürgermeister weiter.

Er wehrte sich ebenso gegen entsprechend ähnliche Aussagen im "BrandBrief". Darin hatte sich Autor Norbert Krause zu der Aussage verstiegen, die Mittel für die Anschaffung des Egelner Fahrzeuges seien "zweckentfremdet" worden. "Das weise ich energisch zurück", antwortete Michael Stöhr.

Fahrzeug und Pumpe unzuverlässig

Das neue Einsatzfahrzeug in der Nachbarstadt Egeln ersetzt zwei ältere Einsatzfahrzeuge. Eine Bürgerin wollte wissen, ob die älteren Fahrzeuge nicht in Wolmirsleben eingesetzt werden können?

Das brächte kaum einen Vorteil, meinte Bürgermeister Knut Kluczka. Denn das Löschgruppenfahrzeug verfüge über keinen Wassertank. Außerdem, ergänzte Michael Stöhr, seien die Fahrzeuge nicht einsatzbereit. Die Verbandsgemeinde hatte bei der Neubeschaffung für die Egelner Feuerwehr auf eine umfangreiche Beladung verzichtet. Ein mittlerer fünfstelliger Betrag habe sich dabei sparen lassen, erklärte Stöhr. Damit verbunden war aber die Notwendigkeit, die feuerwehrtechnische Beladung der auszumusternden Fahrzeuge weiter zu nutzen. So stehen zwar neben dem Egelner Gerätehaus zwei Einsatzfahrzeuge. Diese seien mangels Beladung aber auf keinen Fall einsatzbereit, machte er deutlich. Eines der Fahrzeuge werde die Verbandsgemeinde demnächst an eine andere Kommune vermieten, kündigte er an. Das andere Fahrzeuge werde demnächst veräußert werden.

Momentan gehe die Verbandsgemeinde davon aus, dass die Löschfahrzeuge in den Kommunen 25 Jahre ihren Dienst verrichten. Demnach befindet sich das Wolmirslebener Tragkraftspritzenfahrzeug bereits am Ende seiner Nutzungsphase. 1995 wurde der Wagen angeschafft.

Äußerst unzuverlässig sei das Fahrzeug, beteuerten die Feuerwehrleute während der Sitzung. Dauernd schalte sich der Motor ab. Andere Feuerwehren lachten die Wolmirslebener aus, fügte ein Feuerwehrmann hinzu. Unzufrieden zeigten sich die Feuerwehrleute außerdem über die Tragkraftspritze. Die tragbare Pumpe sei ebenfalls nicht zuverlässig und schalte sich bei Übungen immer wieder von selbst ab, hieß es.

Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr versprach, dass die genannten Probleme und Mängel in einer Werkstatt behoben werden sollten. Bislang hätten die Werkstätten die an dem Einsatzfahrzeug beschriebenen Fehler nicht gefunden, schilderte er und versprach einen weiteren Werkstattbesuch.