Erinnerung Eine berühmte Frau

Kirchengemeinde denkt an Mechthild von Hakeborn

Von René Kiel 14.07.2015, 19:45

Hakeborn l "Das Mechtildfest wird von uns alle zwei Jahre zur Erinnerung an Mechtild von Hakeborn gefeiert, die vor über 800 Jahren gelebt und den gleichen Namen wie unser Dorf hatte", sagte die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Hannelore Fries.

Den Auftakt des dritten Mechtildfestes, das in diesem Jahr gefeiert werden konnte, bildete eine Andacht von Pfarer Michael Weber in der Kirche St. Alexandri in Hakeborn. Er sprach darüber, dass das Leben eines einzelnen manchmal wertvoller sei als das von vielen. Er wünschte den Besuchern, dass sie jemanden finden, den sie schon lange nicht gesehen hätten oder einen Ansprechpartner, der mit ihnen ins Gespräch kommt.

"Wir müssen nicht die Welt retten und 146 Mails schecken, aber wir können einen retten, für ihn da sein. Das wünsche ich mir und ihnen", sagte der Pfarrer in Anspielung auf einen Hit von Tim Bensko.

Weber nutzte die Gelegenheit, um sich bei Sebastian Prozelle, der im Pfarbereich Egeln ein 14-tägiges Praktikum absolivert hatte, zu bedanken und ihm ein interessantes, passendes Buch zu schenken. Dessen Titel lautete "Und Gott chillte". Dabei handelt es sich um Bibeltexte in einer Kurnachrichtenform.

Sebastian Porzelle, der Sohn des Superintendenten des Kirchenkreises Egeln, sagte, ihm habe das Praktikum in der Kirchengemeinde sehr viel Spaß gemacht.

Hannelore Fries unterstrich die Bedeutung der 1241 auf der Burg Helfta bei Eisleben geborenen Mechtild von Hakeborn. Wenn man sich heute nach mehr als 800 Jahren noch an sie erinnere, zeige das, dass sie zu ihrer Zeit eine bedeutende Frau gewesen sein müsse. Ihren Vornamen Mechtild übersetzte Fries mit "kraftvoller Kämpferin".

Sie sei bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren ins Kloster gegangen. "Mechtild von Hakeborn war eine Mystikerin. Sie hatte schon als junge Frau Offenbarungen", sagte Fries.

Sie verwies darauf, dass es heute schwierig sei, manches von damals richtig zu verstehen und einzuordnen, weil wir heute anders denken als damals.

Mechtild von Hakeborn gehörte zusammen mit Mechthild von Magdeburg und Gertrud von Helfta zu den großen deutschen Mystikerinnen. Mechtild von Hakeborn war eine Zisterzienserin.

Ihre Offenbarungen wurden von zwei Mitschwestern im "Liber specialis gratiae" in lateinischer Sprache aufgezeichnet. Die Schrift erschien 1877 in zwei Bänden unter dem Titel "Revelationes Gertrudianae et Mechtildianae" (Die Offenbarungen Gertruds und Mechthilds).

Sie starb am 19. November 1299 im Kloster Helfta. Das einzige, was heute in Hakeborn augenscheinlich noch an diese berühmte Frau aus dem Mittelalter erinnert, ist ein kleines Bild in der St. Alexandri-Kirche und der Name des Bördedorfes.

Den krönenden Abschluss in der Kirche bildete ein Konzert des Jugendblasorchesters (JBO) Staßfurt unter der Leitung von Peter Roskoden, dessen Repertoire weniger die Musik des Mittelalters, sondern eher die der Gegenwart widerspiegelt. Die jungen Musiker spielten sich mit einem Potpourri von Evergreens und Ohrwürmern in die Herzen der Hakeborner. Ob es nun der Fehrbeliner Reitermarsch, die Slawonitschka-Polka, die besten Titel der Beatles oder der Kulthit "Ich war noch niemals in New York" von Udo Jürgens war, sie alle kamen beim Publikum so gut an, dass die Besucher bei vielen Melodien mitklatschten und am Ende nicht mit Beifall sparten.

Hannelore Fries, die ihre Tränen der Rührung nicht verbergen konnte, bedankte sich für den Auftritt und bat die Besucher um Spenden für die Sanierung der Orgel.

Das Fest klang mit einem Kaffeenachmittag im angrenzenden Kirchgarten aus.