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Sechs eingeschleuste Afghanen auf Autobahn 14 aufgegriffen / Versteckt in Lkw-Unterboden: Vier Tage lang nur ein halbes Glas Wasser und eine Tafel Schokolade

Von Daniel Wrüske 07.02.2011, 05:31

Die Polizei im Salzlandkreis hat am Sonnabendmorgen sechs ausländische Bürger auf der A 14 aufgegriffen. Sie waren illegal nach Deutschland eingeschleust worden und hauptsächlich unterwegs nach Hamburg. Die Autobahnpolizei aus dem Polizeirevier Börde führt nun die Ermittlungen weiter. Man will den Schleusern auf die Spur kommen.

Schönebeck/Calbe. "Das ist schon ein ziemlich ungewöhnlicher Fall", sagt Polizeioberkommissar Markus Loichen vom Polizeirevier Salzlandkreis. Am frühen Sonnabendmorgen, kurz nach 5 Uhr zum ersten Mal, klingelte mehrmals das zentrale Notruftelefon in der Dienststelle. "Immer wieder meldeten sich Autofahrer, die auf der A 14 unterwegs waren und Personen bemerkten, die auf dem Standstreifen liefen", so der Leitende Einsatzbeamte vom Dienst. Die Polizei machte sich sofort auf den Weg. Doch die Suche nach den Beschriebenen gestaltete sich schwierig. Es war viel zu dunkel und die Fußgänger waren nicht immer direkt an der Fahrbahn.

Fünf Männer und eine Frau aufgegriffen

Gegen 7.45 Uhr konnten Polizeibeamte aus dem Salzlandkreis und von der Bereitschaftspolizei aus Magdeburg die Menschen finden, deren Gruppe sich bereits geteilt hatte. Fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 25 und 46 Jahren waren zwischen Calbe und Magdeburg unterwegs. Schnell bemerkten die Beamten, dass die Aufgegriffenen keine Deutschen sind. Markus Loichen beschreibt, dass man zunächst versucht habe, mit den Leuten zu sprechen. Dabei wurde deutlich, dass sie aus Afghanistan kommen müssen. Der Beamte, der über die Polizei selbst für ein Jahr in dem Land war, legte alles daran, die Sprachfetzen Dari (modernes Persisch) zu deuten. Eine erste Vermutung stellte sich ein, die bei den Untersuchungen später bestätigt werden sollte: Die Personen wurden eingeschleust und sind damit illegal in Deutschland. Keiner von ihnen hatte Papiere oder Visadokumente dabei, die für die Einreise aus Afghanistan nach Deutschland vorgeschrieben sind.

Die Polizeibeamten schalteten die Ausländerbehörde des Kreises ein. Die Ausländer wurden in das Polizeirevier "Börde", hier sitzt die zuständig Autobahnpolizei, gebracht und zuerst verpflegt. Ein Sprecher des Reviers sagt, dass sie völlig dehydriert gewesen seien. Bei den Ermittlungen, bei denen es zunächst um die Feststellung der Identität ging, wurde der Leidensweg offensichtlich, den die Frau und die Männer hinter sich hatten. Vier Tage und fünf Nächte seien sie unterwegs gewesen, so der Sprecher. Der Weg habe über den Iran, die Türkei und Griechenland nach Deutschland geführt.

Auf dem Weg nach Hamburg

Die Polizei sagt, dass die Leute auf engstem Raum in einem Lkw zusammengepfercht waren, versteckt im Unterboden. Ihnen hätten täglich ein halbes Glas Wasser und eine Tafel Schokolade als Nahrung zur Verfügung gestanden, berichteten die Ausländer in der Vernehmung, zu der ein professioneller Dolmetscher gerufen wurde.

Bei den Ermittlungen der Polizei ging es aber nicht nur um die Personen, sondern auch um die Schleuser. Wichtig sei es, so der Autobahnpolizeisprecher, den genauen Weg nachvollziehen zu können, und die Personen, die Transportmittel, mit denen die Ausländer zu tun gehabt hätten. Unklar sei auch noch, warum sie an der A 14 sozusagen ausgesetzt worden seien. In den Ermittlungen berichteten die Männer und Frauen, dass der Lkw-Fahrer, der ihnen ansonsten unkenntlich geblieben war, nur kurz das deutsche Netz auf seinem Handy als Beweis dafür zeigte, dass sie nun in Deutschland seien. Viele aus der Gruppe wollten nach Hamburg.

Die Ausländer haben offiziell Asyl beantragt. Sie wurden deshalb in die zentrale Aufnahmestelle nach Halberstadt gebracht.

Die Fander der Kriminalpolizei im Revier "Börde" führen die Ermittlungen weiter fort.