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Fachtagung zum Thema "Täterarbeit – Hilfe für das Opfer?" Gewalt: Ein erlerntes Muster, um Konflikte zu beenden

Von Jens Schingale 12.02.2011, 04:28

Bereits zum vierten Mal führte das Staßfurter Frauenhaus, das sich in der Trägerschaft des Bernburger Vereins "Rückenwind" befindet, eine Fachtagung durch. Thema war diesmal: "Täterarbeit – Hilfe für das Opfer !?". Der große Saal der Staßfurter Stadtwerke war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Schirmherrschaft hatte Sachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb übernommen.

Staßfurt. Aus dem gesamten Bundesland waren die Tagungsteilnehmer gekommen. Unter ihnen Erzieher, Lehrer, Vertreter von Frauenhäusern und Jugendclubs, Sozialarbeiter, Politiker und Rechtsanwälte.

Die einleitenden Worte der Schirmherrin Angela Kolb verdeutlichten, wie wichtig sei ist, Gewalttaten aufzuklären. Durch die Ermittlung der Handlungsmotive und die Einleitung von entsprechenden Gegenmaßnahmen könne mehr Opferschutz erreicht werden, führte sie aus.

Neben der Justizministerin waren zahlreiche weitere Referenten geladen. So zum Beispiel Diplom-Sozialpädagoge René Lampe von der Magdeburger Beratungsstelle gegen Männergewalt "Pro Mann".

Lampe schlussfolgerte in seinem Vortrag: "Körperliche Gewalt entsteht aus der Unfähigkeit, auf Streit und Konfliktsituationen reagieren zu können. Gewalt sei ein erlerntes Muster, um Konflikte zu beenden, nicht um sie zu lösen, so der Experte. Körperliche Gewalt sei seiner Ansicht nach ein fast ausschließlich männliches Phänomen. Dabei handele es sich um häusliche und sexuelle Gewaltanwendung. Diese mit Prügel, Tritten, Verletzungen mit Gegenständen und Waffen, Vergewaltigung sowie Stalking. Anhand eines konkreten Beispiels erläuterte Lampe anschließend die Schwerpunkte in der Beratung und Begleitung eines Gewalttäters.

Referent Tim Marx vom sozialen Dienst der Justiz Magdeburg stellte ein Anti-Gewalt-Training als ein sozialthera- peutisches Gruppenprogramm zur Gewaltprävention in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Er schätzte die Gefühlslage nicht freiwillig am Kurs teilnehmender Männer ein. "Die Gewalttäter, die alle ein negatives Weltbild haben, reagieren aus Angst und Scham vor eigener Schwäche, Bloßstellung und dem Gefühl der Unterlegenheit. Sie reagieren mit Rachetaten gegen andere". Ein Abbau dieser Gefühle durch teilweise bis ans Limit gehende kontraproduktive und provozierende Übungen trete dann, wenn überhaupt, frühestens nach vier Monaten ein.

Abgerundet wurde die Tagung mit einem Vortrag über den Täter-Opfer-Ausgleich, einer Darstellung der Unterbringungsmöglichkeiten und Behandlung. Verdeutlicht wurde dies am Beispiel einer deliktspezifischen Gruppentherapie im Maßregelvollzug Bernburg und einem abschließenden Gedankenaustausch zur Thematik "Täter gehören in den Knast?".